5 - Chaotenhaufen

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Wir hatten noch nicht richtig die Türe aufgemacht, das wurden wir schon von einer unheimlichen Lautstärke begrüßt.

Man... Hatten die Jungs ein Organ.

Oppa sah mich nur entschuldigend an, als er die Türe weiter öffnete. Im Eingangsbereich zogen wir uns die Schuhe aus und er schleppte mich kurz darauf auch schon ins Wohnzimmer, in welchem ganz BTS versammelt war.

Vier der Jungs saßen vorm Fernseher und zockten lauthals irgendein Game, welches ich nicht kannte. Grundsätzlich hatte ich recht wenig Ahnung davon. Und zwei andere stritten sich. Anscheinend hatte einer der beiden eine teuer aussehende Vase umgeschmissen und der andere beschimpfte ihn deshalb, während besagter stumm auf den Boden schaute.

Was für Chaoten...

Yoongi und ich schauten uns das Spektakel eine ganze Weile an. Keiner bemerkte uns. Irgendwann riss meinem Bruder allerdings der Geduldsfaden, denn er wurde mit einem Mal sehr laut.  Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt so laut werden konnte. Zumindest wurde er dies mir gegenüber nicht.

„YAH", schrie er. „Was ist denn hier los?" Alle drehten sich erschrocken in seine Richtung, was mich zum Schmunzeln brachte. Sie hatten echt ordentlich Respekt vor Oppa. Mich sahen sie nicht sofort, da Yoongi halb vor mir stand.

„Hyung... Was machst du denn schon hier?", fragte jemand mit einer tiefen Stimme. Genervt sah er alle an.

„Ich habe doch gesagt, dass ich gegen Abend wieder da bin. Ich habe doch nur meine Schwester abgeholt und mit dem Jugendamt gesprochen."

Tja... Und mit diesen Worten war nun alle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Ich mochte das nicht. Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie von meinem Sprachdefizit erfuhren?

Yoongi schob mich leicht vor und ich verbeugte mich kurz aus Höflichkeit. Ich kramte schnell meinen Block hervor und schrieb etwas auf.

„Oppa? Wer sind die alle? Klar ich weiß, dass das BTS ist. aber die Namen sind mir völlig unbekannt." Yoongi las sich alles durch, was uns nur ein paar verwirrte Blicke einbrachte.

„Also Li Na. Wie du weißt sind wir BTS. Unser Jüngster hier heißt Jungkook, der mit der tiefen Stimme ist Taehyung, Der Kleinste in der Runde ist Jimin, Unser Tanzgenie also der letzte bei den Zockern ist Hoseok, unser Leader mit den blonden Haaren ist Namjoon und der Älteste ist Jin." Ich nickte nur. Schon wieder war Verwirrung auf den Gesichtern zu erkennen.

„Also Jungs. Das hier ist Min Li Na meine kleine Schwester. Sie ist 18 Jahre und wird ab heute bei uns wohnen." Ich nickte nur bestätigend.

„Ähm... Hyung? Ich möchte dir und deiner Schwester nicht zu Nahe treten, aber warum hat sie nicht selbst gesprochen. Und warum hat sie vorhin etwas auf einen Block gekritzelt?", wollte Jimin wissen. Mein Blick senkte sich traurig gen Boden. Es war doch nicht meine Schuld, dass ich nun einmal so war wie ich war. Ich konnte doch nichts dafür. Und jetzt würden sie mich nicht mehr mögen, wenn sie die Wahrheit herausfanden.

Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, was die Jungs sichtlich schockte.

Sofort kam ein schwarzhaariger, welcher mir als Jin vorgestellt wurde und schlug sanft aber bestimmend Jimin gegen den Hinterkopf.

„Yah! Was hast du angerichtet?", zischte er den Kleinen an. Dieser schaut nur hilflos in meine Richtung.

Yoongi kam sofort zu mir herüber und schloss mich in seine Arme. Beruhigend streichelte er mir den Rücken hoch und runter.

Als ich mich beruhigt hatte, schob er mich sanft von sich und sah mir in die Augen. Eine letzte Träne wischte er weg und lächelte mich an.

„Ich weiß du redest nicht gerne darüber, aber die Jungs sind wirklich in Ordnung. Und sie werden dich trotz Wahrheit dennoch mögen. Also kann ich ihnen davon erzählen?", fragte er mich behutsam. Ich nickte nur. Immerhin vertraute ich ihm.

Er verfrachtete mich also auf die Couch und die Jungs setzten sich dazu.

„Also...", fing er an. „Zunächst müsst ihr wissen, dass sie früher ein lebenslustiger Mensch war. Ganz im Gegensatz zu mir. Sie liebte es zu tanzen und zu singen. Als ich angekommen war, war ich erstmal sichtlich geschockt, als ich mit ihr reden wollte, sie aber nicht geredet hat. Ich dachte zuerst sie wäre sauer auf mich, weil ich nach dem Tod unserer Eltern einfach gegangen war. Aber dies war nicht so. Die Frau vom Jugendamt sagte mir, dass dies aufgrund eines Traumas passierte. Sie hatte wohl kurz nach dem Tod unserer Eltern immer weniger gesprochen bis sie irgendwann komplett verstummte. Den Grund weiß keiner. Sie hörte irgendwann auch auf ihren Leidenschaften zu folgen. Aber ich hoffe, dass sie sich demnächst öffnen wird. Das was sie sagen möchte, schreibt sie einfach auf einen Block. Und ansonst schweigt sie. Ich hoffe ihr gebt ihr das Gefühl willkommen zu sein, damit sie diesen Ort als ihr zu Hause ansieht."

Bestürzte Blicke sahen abwechselnd von Yoongi zu mir. Ich mochte diese Blicke nicht. Daher setzte ich meine monotone Maske auf.

„Ist das wahr?", wollte Hoseok wissen.

Yoongi und ich nickten synchron.

„Achso und Jungkook?", wandte sich Oppa an den Jüngsten. Dieser wandte seinen Blick fragend an seinen Hyung.

„Li Na geht noch zur Schule. Sie ist in der Abschlussklasse wie du. Magst du ihr dort helfen. Ich möchte nicht, dass sie aufgrund ihrer Blockade falsch verstanden wird."

Besagter nickte nur. Lächelte mich kurz darauf, aber sanft an.

Danach entbrach eine laute Diskussion über die Termine, welche bei den Membern demnächst anstanden. Allerdings bemerkte ich wie ich immer müder wurde.

Also schrieb ich etwas auf meinen Block und hielt ihm meinen Sitznachbarn unter die Nase.

„Ich bin müde. Wo ist mein Zimmer?", schrieb ich auf. Taehyung las sich dies durch und lächelte.

„Oh ja klar. Ich zeig dir dein Zimmer." Er stand auf und holte meine Koffer aus dem Flur. Danach wandte er sich wieder an die Jungs.

„Hey Jungs. Wir gehen nach oben. Ich zeig Li Na ihr Zimmer", informierte er die Jungs laut.

Kurz danach fasste er mir ans Handgelenk und zog mich wortwörtlich die Treppe hoch in eines der Zimmer.

„Das hier ist dein Zimmer. Du kannst es dir einrichten wie du möchtest. Und die Türe in deinem Zimmer führt in dein eigenes Bad. Das Haus zeigen wir dir morgen, in Ordnung?", wollte er wissen. Ich nickte nur. Dann wurde ich von ihm auch noch in eine überschwängliche Umarmung gezogen, weswegen er kurzer Hand das Zimmer verließ und mich verdattert alleine im Raum zurück ließ.

Schnell kramte ich mir Schlafklamotten aus meinem Koffer und Hygieneartikel und schlenderte ins angrenzende Bad. Ich machte mich bettfertig, putzte die Zähne und legte mich ins Bett.

Was für ein Tag, dachte ich noch.

Mein Kopf lag noch nicht ganz auf den Kissen, da war ich schon eingeschlafen.

Silent VoiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt