13 - Sorge

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Jungkook Sicht

„Was ist los?", wollte Hobi wissen, als wir auf dem Weg zu Big Hit waren. Er hatte wohl bemerkt, dass ich nicht ganz da war. Meine Gedanken kreisten immer nur um Li Na.

Was war das vorhin auf dem Schulhof? Warum wurde sie so geärgert. Ich verstand es nicht. Genauso ihre Reaktion auf Youngjae so wie ihr heutiges Verhalten. Sie wurde ausgelacht und sie schien dies gar nicht zu interessieren und ignorierte dies gekonnt. Und dann auch noch das Ignorieren nach der ersten Pause. Sie hatte immer irgendwo alleine gesessen und wenn jemand von uns beiden kam, ging sie weg.

„Kookie?", fragte Hobi erneut und riss mich so aus meinen Gedanken.

„Was? Tut mir Leid, Hyung. Ich war in Gedanken."

„Ja das habe ich gemerkt. Aber jetzt sag schon. Was ist los mit dir?" Ich seufzte einmal.

„Mir geht es gut. Es geht um Li Na. Ich glaube sie hat ein schlimmeres Trauma als Anfangs vermutet. Aber das sollten wir lieber gleich alle zusammen besprechen." Hoseok sah mich mit großen Augen an, nickte aber jedoch.

Nach einiger Zeit, in welcher wir nur schwiegen, kamen wir endlich beim Entertainment an.

Sobald wir in der Tiefgarage parkten, stellte Hobi in Rekordgeschwindigkeit den Motor aus, zog mich aus dem Wagen und schloss ab.

So schnell wie möglich schliff er mich hinter sich her.

„Jetzt mal halb lang. Warum hast du es so eilig?" Er sah mich an.

„Das fragst du noch? Wir müssen reden und das so schnell wie möglich. Da ich aber neugierig ging und es um Li Na geht, können wir eher anfangen, je eher wie da sind." Ich nickte nur.

Schnell waren wir am Aufzug angekommen und fuhren nach oben zu den Tanzstudios. Sobald die Aufzugtüren offen waren, schleppte er mich den Gang entlang und stieß mit einem lauteren Knall als beabsichtigt die Tür unseres Tanzstudios auf.

Die restlichen Member, welche erschöpft auf dem Boden lagen, erschreckten sich zu Tode und Jimin fing vor Schreck sogar an zu kreischen.

Als wir gesehen wurden, wurden wir nur fragend angeschaut. Hoseok schloss die Türe und schob mich in Richtung Sofa, auf welches ich mich fallen ließ.

Er erzählte den anderen, dass sie sich dazu setzen sollten, weil ich ihnen etwas erzählen muss, was wichtig war.

„Also was ist nun so wichtig?", fragte Namjoon als ich keine Anstalten machte zu reden. Ich seufzte einmal tief und schaute in die Gesichter meiner Hyungs.

„Naja... Es geht um Li Na. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ihr Trauma schlimmer ist, als anfangs gedacht. Da steckt wahrscheinlich mehr dahinter."

„Wie meinst du das?", fragte Tae nach.

„Als ich heute von den Fans fast über den Haufen gelaufen wurde, wurde Li Na unsanft zur Seite geschoben, als sie fast hingefallen wäre, wurde sie festgehalten von jemanden. Als sich die beiden richtig angesehen haben, haben beide unterschiedlich reagiert. Er hatte sich gefreut und Tränen in den Augen stehen gehabt und sie ist kalkweiß geworden und stand wie zur Salzsäule erstarrt da rum. Dann später in der Pause habe ich mit ihm geredet und er erzählte mir, dass Li Na und er früher beste Freunde waren. Er aber ein Jahr nach Yoongi nach Seoul umgezogen war. Sie hatte nach dem Tod ihrer Eltern immer weniger angefangen zu sprechen. Das war damals schon so, aber sie war dabei immer noch ganz gut drauf und ließ sich nichts gefallen. Deshalb war es für ihn auch ein Schock sie so zerbrochen zu sehen. Als wir dann nach unserem Gespräch nach Li Na suchen wollten, haben wir gesehen, dass sie von drei Mädchen blöd angemacht wurde. Ihr wurde an den Haaren gezogen und ins Gesicht geschlagen. Daraufhin sind wir zu ihr gerannt und die Tussen haben sich verzogen. Als ich aber dann in ihr Gesicht sah, war ich echt erschrocken. Ihre Augen waren trüb und sie hat zwar leicht gelächelt, aber das war nur gefakt. Auf meine Frage was die drei von ihr wollen hatte sie auch nur mit dem Kopf geschüttelt. Und danach ist sie uns den Rest des Tages nur aus dem Weg gegangen. Also wenn ihr mich fragt muss dort noch ein schlimmeres Trauma hinter stecken, als nur der Tod der Eltern und Oma", beendete ich meine Erzählung.

Die Gesichter meiner Jungs zeigten pure Fassungslosigkeit. Dies musste erst einmal sacken. Yoongi hatte sogar Tränen in den Augen stehen. Wahrscheinlich gab er sich jetzt die Schuld, dass er nicht für sie da war in dieser schweren Zeit. Aber es war nicht seine Schuld.

„Ich gebe dir Recht, Kookie. Irgendwas ist da faul", ergriff Jin zuerst das Wort.

„Vielleicht sollten wir schon früher als geplant nach Busan fahren. Wir müssen es herausfinden. Sie geht uns sonst noch kaputt. Irgendetwas frisst sie von innen auf und niemand kommt auch nur ansatzweise nah genug an sie heran, um etwas in Erfahrung zu bringen", sprach Tae das Offensichtliche aus. Namjoon sprang sofort auf mit dem Handy in der Hand.

„Ich werde sofort mit PDnim sprechen, um für uns früheren Urlaub zu bekommen. Wir müssen schnell handeln." Alle nickten und Joonie lief kurz aus dem Raum.

Wenige Minuten später kam er auch schon wieder zurück.

„Und?", fragte Hobi ihn ungeduldig.

„Diese Woche geht nicht. Dafür ist das zu kurzfristig. Da aber Bang Si-Hyuk ebenfalls großes Interesse an ihr hat, hat er uns für nächste Woche eine Woche frei gegeben, damit wir etwas herausfinden können", erzählte Namjoon. Alle waren sichtlich erleichtert.

„Aber mal eine andere Frage. Wer ist eigentlich ihr bester Freund? Das hast du uns noch gar nicht gesagt. Kann er nicht mit ihr reden?", fragte Jimin mich. Ich lächelte traurig.

„Sie lässt ihn nicht an sich ran. Sie hat ihn heute den ganzen Tag ignoriert. Als sie ihn gesehen hat ist sie schneeweiß im Gesicht geworden. Sie hat ihn gleichzeitig geschockt und ängstlich angesehen. Ich glaube nicht, dass er eine Hilfe wäre."

„Und wer ist es nun?", fragte Jimin erneut.

„Achso ja. Es handelt sich dabei um Youngjae. Ihr wisst schon der Main Vocalist aus der Band Got7."

Alle nickten verblüfft.

„Jetzt wissen wir auch warum er vor zwei Jahren nach Seoul ging", sprach Hobi. Wieder nicken.

Betretene Stille herrschte.

„Das ist meine Schuld", hörte ich Yoongi neben mir leise flüstern. Schnell zuckte mein Kopf in seine Richtung. Er saß eingesunken neben mir. Er hatte seine Ellbogen auf den Knien abgestützt und sein Gesicht in den Händen vergraben.

„Nein das ist Schwachsinn Hyung. Du kannst nichts dafür", versuchte ich ihn zu beruhigen und umarmte ihn dabei.

„Natürlich ist das meine Schule. Ich war in den letzten drei Jahren nicht einmal für sie da. Habe sie somit im Stich gelassen."

„Yoongi", sprach nun Jin auf seiner anderen Seite versöhnlich. „Du wolltest nur das richtige Tun und sie vor durchgeknallten Fans beschützen. Wenn jemand etwas dafür kann, dann derjenige der für ihren Zustand verantwortlich ist." Langsam nickte Yoongi.

„Und was machen wir jetzt?", fragte Tae. „Ich meine wir können erst nächste Woche nach Busan. Aber wir müssen irgendetwas schon vorher tun." Wieder zustimmendes Nicken.

„Wie wärs damit", fing Namjoon an. „Wir lassen sie vorerst nicht aus den Augen. In der Schule passt Kookie auf sie auf und danach nehmen wir euch beide mit ins Entertainment. Ich weiß noch, dass ihre Augen geleuchtet haben, als sie uns zusah. Vielleicht hilft das ja schon etwas. Es ist zumindest besser als nichts zu tun."

„Gute Idee Joonie. So machen wir es erstmal", stimmte Hoseok seinem Vorschlag zu. Auch die anderen inklusive mir waren mit diesem Vorschlag einverstanden.

„Na schön. Da das nun geklärt ist, fahren wir nach Hause oder wollt ihr weiter trainieren?", fragte Jin. Aber man merkte uns allen an, dass wir nach diesen Ereignissen gar keine Lust mehr auf Training hatten.

Also zogen wir uns wieder an und gingen zum Van. Dort angekommen stiegen wir ein und fuhren los.

Im Dorm angekommen war es dunkel und still. Nur das Flackern des Fernsehbildschirms war zu erkennen. Als wir alle im Wohnzimmer standen, sahen wir dass Li Na friedlich auf dem Sofa schlief.

Sie sah ja schon süß aus. So sah sie aus, als hätte sie keine Sorgen.

Yoongi ging zu Li Na uns hob sie vorsichtig hoch.

„Ich bring sie ins Bett", flüsterte er uns zu und verschwand direkt.

Jin machte uns auch eine Kleinigkeit zu essen. Sobald wir aber gegessen hatten und abgeräumt hatten gingen wir auch alle in unsere Zimmer und legten uns schlafen. Heute hatte keiner mehr Großartig Lust auf etwas.

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