3 - Der Weg nach Seoul

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Ein letztes Mal schaute ich mich in meinem Zimmer um. Dies war das letzte Mal, dass ich hier gewesen war. Ich würde es echt vermissen. Nicht etwa Busan, sondern dieses Haus.

Hier gab es so viele Erinnerungen, welche ich nicht missen wollte. Es schmerzte immer noch höllisch, wenn ich an Halmeoni dachte, aber gerade deshalb möchte ich die Erinnerungen an sie nicht verlieren. Sie fehlte mir so.

Ich hoffte, dass ich eines Tages mit einem Lächeln an die Zeit mit ihr zurück denken konnte. Aber wann würde es so weit sein. In einem Jahr? In zwei? Ich wusste es nicht. Selbst wenn ich noch an Eomma und Appa dachte, spürte ich noch den Schmerz, den sie hinterließen.

Einerseits war ich aber auch froh dieses Haus zu verlassen. Denn hier würde ich immer an meine Oma erinnert werden.

Schnell packte ich noch das Familienbild ein, sowie ein Bild mit mir und meiner Oma und ging auf die Tür zu, welche mich aus meinem Zimmer führte.

An der Türschwelle drehte ich mich ein letztes Mal um und ging mit gepackten Koffern herunter zu meinem Bruder, welcher schon auf mich wartete.

Dieser stand im Wohnzimmer und sah sich alte Bilder von uns an. Er hatte mich noch nicht bemerkt. Ich ging noch schnell zum Wohnzimmerschrank und packte noch alte Fotoalben ein. Sollte ich irgendwann bereit sein und es nicht mehr zu sehr schmerzen, würde ich mich freuen, wenn ich diese hatte.

Dort drin lagen so viele Erinnerungen, die ich nicht verlieren wollte.

Nach einiger Zeit drehte sich mein Bruder um und schaute mir dabei zu wie ich die Fotoalben noch in meinen überfüllten Koffer quetschte. Als ich fertig war stand ich vom Boden auf und wandte mich Yoongi Oppa zu.

„Bist du fertig?", wollte er von mir wissen. Ich nickte nur knapp.

Mit diesen Worten gingen wir in Richtung Haustür und verließen kurzdarauf das Haus.

Vor der Tür wartete schon ein Taxi, welches Oppa vermutlich für uns gerufen hatte.

Bevor wir also einstiegen, warf ich noch einmal einen Blick auf das Haus, während der Taxifahrer unser Gepäck in den Kofferraum lud, stiegen letztendlich ein und fuhren kurz darauf los.

Die Autofahrt verlief größtenteils schweigend. Jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach. Wäre der Umstand des Treffens nicht so traurig, hätte ich mich wahrscheinlich mehr darauf gefreut meinen Bruder zu sehen.

Da fiel mir ein, dass ich ihn ja noch dringend etwas fragen wollte.

Also schrieb ich meine Frage auf einen Block, welchen ich mir noch extra in mein Handgepäck gepackt hatte.

„Oppa? Warum bist du mich in all der Zeit nur einmal besuchen gekommen?" Ich tippte ihn an und hielt ihm den Block unter die Nase.

Er las sich dies durch und schaute mich dann mit einem traurigen Blick an.

„Es lag nicht daran, dass ich dich nicht besuchen wollte. Wir hatten so viele Termine und kaum frei. Zumindest nicht solange, dass ich mal eben nach Busan fliegen kann. Außerdem wollte ich dich vor unseren Fans beschützen. Wir wissen nicht wirklich wie sie reagieren, wenn sie uns mit einem Mädchen sehen."

Mit großen Augen sah ich ihn an und schrieb weiter.

„Ich hoffe nur, dass es keine Probleme verursacht, wenn ich bei euch bin. Und den anderen macht es wirklich nichts aus?" Er lächelt mich sanft an.

„Du wirst keine Probleme verursachen. Es kann aber sein, dass wir irgendwann veröffentlichen müssen, dass du meine Schwester bist. Aber das hat noch Zeit. Außerdem macht es den anderen überhaupt nichts aus, wenn du bei uns wohnst." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Und was ist, wenn sie mich nicht mögen werden? Immerhin bin ich anders als andere. Wer mag schon ein Mädchen, welches nicht spricht?", schrieb ich auf.

„Mach dir keine Sorgen. Sie werden dich mögen. Ihnen ist es egal wie du bist. Ob du sprechen kannst oder nicht. Sie nehmen dich dennoch auf. Sie sind alle etwas verrückt, aber dennoch wie eine Familie für mich. Und ich hoffe für dich auch. Und bitte mach dir keine Gedanken über deine Sprachbarriere. Sie werden dich trotzdem mögen. Und ich hoffe, dass du mir irgendwann von dem erzählen kannst, was dich belastet. Und wenn auch nicht mit mir, dann vielleicht mit einem der Jungs, welchem du vertraust. Ich möchte dich nur endlich wieder glücklich sehen und deine schöne Stimme hören", redete mir Oppa gut zu.

Obwohl ich eigentlich traurig sein sollte, war ich mehr als glücklich die Worte aus seinem Mund zu hören. Er war so verständnisvoll und stellte auch nicht zu viele Fragen. Ich fand es schön, dass er mir überlassen wollte zu entscheiden, wann ich darüber reden wollte.

Jeder braucht nun mal Zeit Dinge in seinem Leben zu verarbeiten. Und ich brauchte nun mal länger die Zeit. Aber ich hoffte trotzdem, dass ich irgendwann bereit war alles hinter mir zu lassen.

Ich vermisste es so unendlich wieder einmal zu singen. Das Tanzen sowie das Schreiben von Liedern hatte ich noch nicht so ganz aufgegeben. Dafür liebte ich es zu sehr. Aber mit dem Singen war es leider nicht so einfach.

Nach einiger Zeit der Grübelei kamen wir auch schon am Flughafen an. Yoongi bezahlte noch eben den Taxifahrer und half ihm unser Gepäck aus dem Kofferraum zu hieven.

Mit unserem Gepäck im Schlepptau begaben wir uns dann auch direkt in Richtung der Check-In Schalter.

Gefühlte Ewigkeiten suchten wir nach dem richtigen Schalter. Wir reihten uns in der Schlange ein und gaben, als wir dran waren, die Koffer ab.

Als wir durch waren gingen wir zur Sicherheitskontrolle. Dort reihten wir uns auch ein. Sobald wir an der Reihe waren, legten wir unsere Wertsachen in die Kisten, sowie Handgepäck auf das Rollband und gingen dort durch die Metalldetektoren.

Da bei uns beiden alles in Ordnung war, packten wir unsere Wertsachen wieder ein und schnappten uns unser Handgepäck.

Jetzt suchten wir das richtige Terminal und jetzt hieß es abwarten.

Ich war echt erstaunt, dass noch niemand meinen großen Bruder erkannt hatte. Immerhin war er ein Mitglied der bekannten Boygroup BTS. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er einen Mundschutz anhatte, sowie eine Cap, die er sich tief in sein Gesicht gezogen hatte.

Durch eine blecherne Stimme wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Die Passagiere des Fluges 7854 nach Seoul begeben sich bitte zum Terminal 6. Der Check-In beginnt in 10 Minuten."

Da wir allerdings erste Klasse Tickets hatten, konnten wir schon ein paar Minuten vor den anderen Passagieren das Flugzeug betreten.

Also begaben wir uns zum Terminal, zeigten unsere Flugtickets und wurden im Flugzeug angekommen sofort in die erste Klasse geführt.

Wir setzten uns auf unsere Plätze und machten uns bereit für den Start nach Seoul.

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Oben das Bild zeigt die Skyline von Busan.

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