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Lia

Zak küsste mich stürmisch und nahm mir die Luft zum Atmen. Meine Beine hatte ich noch immer um seine Hüften geschlungen, genauso wie meine Arme um seinen Hals lagen und ihn bei mir hielten. Keuchend holten wir Luft und starrten uns dabei in die Augen.
Neben dem Bett stand ein Wecker.

„Was? Schon 21 Uhr?", stieß ich aus. Zaks Blick verdunkelte sich, er wusste was jetzt kommen würde.
„Ach komm schon! Bleib da!", bettelte er mit seinem süßen Hundeblick. Ich schüttelte entschuldigend den Kopf.
„Ich kann nicht zwei Nächte hintereinander bei dir schlafen", meinte ich und wandte mich aus Zaks Umklammerung.

„Okay, aber ich will noch einen Abschiedskuss!", beschwerte mein Mate sich.
Ich verdrehte die Augen.
„Gut, wenn du mit nach unten kommst und mir hilfst Zoe zu holen."
Er nickte und folgte mir leise. Nach ein paar Schritten blieb ich stehen. Ich hatte keine Ahnung wo Bens Zimmer lag und so musste ich Zak vorgehen lassen. Zak bog einmal links ab und klopfte an eine hellbraune Holztür. Ein paar Sekunden später öffnete Ben die Tür.

„Mmh? Was wollt ihr?", fragte er und schaute kurz über die Schulter zu Zoe, die auf seinem Bett saß. Sie versuchte vergebens ihre zerzausten Haare zu richten. Ich musste ein Grinsen unterdrücken, als ich erkannte, dass sie ihren Pullover verkehrt herum anhatte.

„Lia geht jetzt noch Hause und Zoe sollte glaube ich mitgehen", erklärte Zak in der Zwischenzeit Ben und tippte sich aufs Handgelenk, um anzudeuten, dass es schon halbwegs spät war. Zoe verzog das Gesicht.

„Nö!", meinte sie und verschränkte demonstrativ die Hände vor der Brust. Ben lachte leise und ich kniff verärgert die Augen zusammen.
„Komm schon, Zoe! Mum weiß noch nicht, dass du deinen Mate gefunden hast!", versuchte ich sie zu überreden. Zoe blieb aber stur.
„Das kann ich ihr auf per Anruf sagen."
Ich verdrehte die Augen und spürte dabei Zaks Blick auf mir.

„Gut!", knurrte ich und drehte mich um. Zak folgte mir und winkte den beiden anderen zum Abschied. Ich lief währenddessen die Treppe hinunter und zog mit schonmal meine Schuhe an.
Wenig später stand ich fertig angezogen da und wartete, dass auch Zak sich angezogen hatte. Draußen war es stockdunkel und es schneite hefig. Zak hatte sich in den Kopf gesetzt, mich nach Hause zu fahren, nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte.

„So, los geht's!", sagte Zak endlich und schloss die Haustür auf. Wie ein Gentleman hielt er mir die Tür auf und ich trat nach draußen. Eisige Kälte hüllte mich ein und Schneeflocken landeten auf meinen braunen Haaren. Es sah wunderschön aus. Die verschneiten Bäume, der dunkle Himmel und Zak.
Warte! Was!
Ich hatte doch gerade wirklich gedacht, dass ... Okay!
Du magst ihn!!! Schrie Ruby in meinem Kopf.
Ja, schon. Aber er ist so voreilig! Das war eine schwache Ausrede.
Ich folgte Zak zu seinem schwarzen Auto. Ruby schnurrte wie eine Katze in meinem Kopf.
Hör auf zu schnurren!
Doch Ruby schnurrte nur noch lauter.

Nein!
Doch!
Nein!
Ich seufzte leise und stieg ins Auto.
„Ist etwas?", fragte Zak. Wir saßen schon ein paar Minuten im Auto und hatten beiden kein Wort gesagt.

„Nein, nein! Alles gut", antwortete ich. Zak nickte nur und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Der Schneepflug würde erst morgen in der Früh wieder fahren. Somit war die Straße vereist und sehr rutschig. Normalerweise war hier eine Fünfziger- Zone, doch jetzt fuhren die Autos vielleicht knappe dreißig Kilometer pro Stunde.

Vor Zaks schwarzem Auto fuhr ein kleines rotes Schrottauto. Das linke Rücklicht funktionierte nicht, geschweige denn vom Bremslicht. Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe und schloss die Augen, da ich echt müde war. In etwa acht Minuten würden wir mein Haus erreichen, bis dahin konnte ich ja noch wach bleiben.
Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die an mir vorbeiziehende Landschaft. Neben der Straße lag ein Graben mit einem schmalen Bach, der jetzt im Winter zugefroren war.

„Achtung, Zak! Da ist ein Reh!", schrie ich plötzlich und setzte mich aufrecht hin.
Erschrocken trat Zak die Bremse bis auf Anschlag durch. Die Reifen des Autos rutschten Seitlich weg und über den Rand des Grabens. Genau zwischen zwei Leitpfosten hindurch. Ich schrie und Zak fluchte. Der Wagen hing halb über dem Graben und rutschte immer weiter ab.
„Nicht bewegen!", sagte Zak mit panischer Stimme. Ich saß wie eingefroren in meinem Sitz und hielt die Luft an. Meine Lungen schienen zu platzen und ich holte vorsichtig Luft.

Auf einmal rutschte das Auto ein Stückchen weiter den Hang hinunter. Schließlich löste es sich ganz und überschlug sich mehrmals, bevor es mit einem lauten Krachen auf den eingefrorenen Bach stürzte. Zum Glück war der Bach nicht tief. Mein Kopf schlug gegen die Fensterscheibe, genauso meine Hand. Die Tür auf meine Seite wurde eingedellt und quetschte mir meine Hand ein, aber das bekam ich nur mehr verschwommen mit.
Dann blieb das Auto liegen und mir wurde gänzlich schwarz vor den Augen.

The Shadows Mate // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt