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Zak

Sonnenstrahlen blendeten mich und ich kniff die Augen noch fester zu. Ich drehte mich um und tastete mit einer Hand nach Lia. Sie lag nicht neben mir. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Lia stand am Fenster und starrte nach draußen. Lächelnd dachte ich an gestern Abend. Es war genauso schön gewesen wie beim ersten Mal.
Jetzt stand Lia nur in einen schwarzen Slip gekleidet am Fenster.

„Willst du in den Wald?", fragte ich sie leise und trat zu ihr. Von hinten legte ich meine Hände um ihren Bauch und blickte über ihre Schulter.
Meine Mate hielt etwas in der Hand. Ich konnte nicht erkennen was es war, da sie es so hielt, dass ihre Brüste es verdeckten.
Vielleicht ist es das was sie gestern, noch auf dem Heimweg vom Arzt gekauft hat.

„Was ist das?", wollte ich neugierig wissen.
„Nichts", antwortete Lia viel zu schnell. Ich versuchte einen Blick auf das, was sie in den Händen hielt zu erhaschen. Doch Lia drehte sich um und ging ins Badezimmer. Ich folgte ihr nicht, sondern schaute ihr nur irritiert nach. Kopfschüttelnd schnappte ich mir die Kleidung, die überall in unserem Zimmer verteilt lag und warf sie auf den Schreibtischstuhl. Dabei fiel eine kleine Kartonschachtel aus Lias Kleidung.

Ich hob ihn auf und las was darauf stand. Schwangerschaftstest.
Noch verwirrter als vorher klopfte ich an die Badezimmertür und öffnete die Tür ohne auf eine Antwort zu warten.
Ophelia stand über an ein Waschbecken gelehnt, mit dem Rücken zu mir und starrte auf das Ding, das sie in ihrer Hand hatte.

„Warum liegt da ein Schwangerschaftstest?", wollte ich von ihr wissen.
Lia erstarrte.
„Zoe wollte, dass ich ihr einen besorge...", erklärte Lia und blickte kurz zu mir herüber. Dann schaute meine Mate wieder weg. Mit den Händen umklammerte sie das Ding. Grübelnd betrachte ich die weißen Flecken auf ihrem Rücken.

Tattoos würden ihr stehen. Ich schüttelte den Kopf über meinen Gedanken, der so gar nicht zum Thema passte.
„Warum ist die Packung dann leer?", wollte ich wissen.
„Ich habe ihn ihr gegeben und die Packung behalten, weil sie nicht wollte, dass Ben die Packung findet", sagte sie ohne mich dabei anzusehen.

„Lüg mich nicht an!", verlangte ich von ihr. Jetzt schaute sie mich an. Ich konnte ihren Blick nicht lesen.
„Ich lüge nicht!"
„Doch!
„Nein!"
„Doch!"
„Nein!"
„Doch!"
„Nein!"
„Doch!"
„Nein!"
Genervt verließ Lia den Raum, noch immer ohne BH und noch immer mit dem Ding in der Hand.
Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
Warum lügt Lia? Was verheimlich sie mir?

Lia

Ich starrte noch immer wie betäubt auf dieses Ding. Konnte es sein?
Könnte ich wirklich...schwanger sein? Aber der Arzt hat doch gesagt, dass ich keine Kinder bekommen kann? Oder ist der Test falsch? Hoffentlich wird das bei dem Arzttermin aufgeklärt. Soll ich es Zak doch sagen? Nein! Solange es nicht fix ist, werde ich es ihm nicht sagen!
Verwirrt starrte ich vor mich hin und legte geistesabwesend eine Hand auf meinen Bauch.

„Lia?", rief da plötzlich eine Stimme. Erschrocken sah ich auf. Zak stand vor mir und schaute mich besorgt an. Schnell versteckte ich den Schwangerschaftstest hinter meinem Rücken, aber mein Mate hatte ihn schon gesehen.
„Du hast also doch gelogen!", stellte er fest. Traurig sah er mich an.
„Und ich dachte, dass du mir vertraust." In Zaks Augen spiegelte sich Schmerz und er drehte sich um.
„Zak!", rief ich verzweifelt.
Zak hielt in der Bewegung inne und drehte sich dann langsam zu mir um.
„Ich vertraue dir, Zak, aber ich bin gerade selber verwirrt!", erklärte ich ihm rasch und stand auf. Ich stellte mich neben ihn und holte den Test hervor.

„Positiv", sagte ich nur und beobachtete Zaks Miene.
Seine Gesichtsausdruck wechselte von erfreut, zu verwirrt, zu entsetzt, zu glücklich, zu erschrocken und wieder zu verwirrt. Ängstlich beobachtete ich den Wechsel der Emotionen.
„Kann das sein?", fragte er heiser. Ich wiegte den Kopf hin und her.

„Die Anzeichen können stimmen und meine Tage sind auch ausgefallen. Eigentlich deutet alles darauf hin, bis auf diese Untersuchung von Filip", sagte ich leise und lehnte mich müde an Zak. So stützten wir uns ein paar Minuten lang, bis sich Zak wieder aufrichtete und beide Hände auf meine Schultern legte.

„Wir könnten bei deinem Arzt anrufen und fragen ob heute ein Termin freigeworden ist", meinte Zak langsam.
Ich nickte und holte mein Handy aus meiner Hosentasche und suchte nach der Nummer.
Nach dem vierten Klingen hob der Mann von gestern ab.

„Guten Morgen", begrüßte ich ihn und redete schnell weiter.

„Sind die Beschwerden schlimmer geworden?", wollte der Mann wissen, nachdem ich fertig war und ich bejahte. Der Mann schwieg. Im Hintergrund hörte man das Klicken einer Maus und das Hämmer von Tasten.
„Sie haben echt Glück. Ein Patient hat den Termin abgesagt. Um elf Uhr ist ein Termin frei." Zufrieden lächelte ich, bedankte mich und verabschiedete mich von dem Mann.
„Um elf Uhr", sagte ich schlicht.

„Wann wirst du eigentlich achtzehn?", fragte Zak mich da plötzlich. Zuerst konnte ich nicht antworten, weil ich die Antwort für einen Moment vergessen hatte.
„Zehnter Mai", antwortete ich dann.
„Okay", meinte Zak nur. 

The Shadows Mate // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt