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Zak

Eine Woche war seit dem Unfall vergangen. Einen Tag davon war ich selber bewusstlos gewesen. Die restlichen sechs Tage war ich bei Ophelia gewesen. Ihr Zustand besserte sich stetig, aber sie wollte einfach nicht aufwachen. Manchmal war ihre Familie gekommen, aber die meiste Zeit saß ich bei ihr am Bett. Wenn ich schließ, war Zoe bei ihr, aber das kam kaum noch vor.

Jetzt saß ich auf einem Wartestuhl in der Nähe der Glastür, durch die man zu ihrem Zimmer kam und wartete. Wartete auf die Ergebnisse der Untersuchung.
Nach gefühlten siebzehn Jahren kam Doktor Filip. Er war der Werwolf, den ich am zweiten Tag im Krankenhaus kennengelernt hatte.

„Ihr geht es gut. Sie muss nur noch aufwachen, aber irgendetwas stimmt nicht", erklärte der Arzt. Ich nickte schwach. Meine Kräfte hatten jeden Tag, an dem Ophelia im Koma lag, nachgelassen und inzwischen war es sogar anstrengend von ihrem Zimmer zu der Toilette und wieder zurück zu gehen. Immer öfter war mir der Kreislauf weggesackt und ich war einmal mitten auf dem Gang zusammengebrochen. Filip hatte mir auch schon mehrmals gesagt ich solle mich ausruhen und schlafen, aber ich wollte bei Ophelia bleiben.

Noch einmal nickte ich leicht und stand auf. Kurz schwankte ich, doch Filip stützte mich rasch. Mit langsamen, schleppenden Schritten lief ich zurück in Ophelias Zimmer und setzte mich dort an die Bettkante. Meine Mate lag unbeweglich in ihrem Bett. Ihre Haut war aschfahl, aber immerhin schon wärmer. Vorsichtig nahm ich ihre Hand in die meine und drückte sie. Ich ließ meine Augen über ihr hübsches, zartes Gesicht huschen.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen meinr Mate und im nächsten Augenblick schlug sie die Augen auf.
„Lia", formte ich mit den Lippen, brauchte aber keinen Ton heraus.

Freudentränen stiegen mir in die Augen und im ersten Moment brachte ich kein Wort heraus. Mit einer Hand strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht mit den braunen Augen.
„Zak", hauchte mein Engel.

„Lia, ich bin so froh, dass du wach bist! Du weißt gar nicht wie schwer die letzten Wochen ohne dich waren. Dich so sehen zu müssen. Ich liebe dich!", sprudelte es aus mir heraus, noch bevor ich den Schwall aus Wörtern aufhalten konnte.
Lia starrte mich sprachlos an.
„Ich...ich liebe dich auch", sagte sie schließlich verwirrt, doch dann kniff sie die Augen zusammen.
„Wie lange war ich denn bewusstlos?"
Ich grinste sie an. „Eine Woche."

„Eine Woche!", echote sie mir nach und riss erstaunt die Augen auf.
„Ja, eine Woche", meinte ich nur und grinste noch breiter. Ich konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu grinsen, so glücklich war ich.
Lia schüttelte leicht den Kopf und grinste mich dann an.

„Dann haben wir ja einiges aufzuholen!", lachte sie. Mein Grinsen wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch breiter und ich beugte mich zu ihr hinab. Wir küssten uns. Ich bemühte mich meinen inneren Wolf unter Kontrolle zu halten, der versuchte die Kontrolle über meinen Körper zu erlangen.

Lia

Hinter Zak räusperte sich jemand. Zak schaute hoch und gab mir so den Blick auf einen Arzt Mitte vierzig mit einem weißen Kittel und Klemmbrett frei. Sofort färbten sich meine blassen Wangen knallrot. Zak lachte hingegen und rieb sich mit einer Hand über den Nacken.
Wie kann er nur lachen?
Ich hatte schon vergessen gehabt, wie nervig sein Selbstbewusstsein war!
Ich schnupperte unauffällig.
Ein Werwolf!
„Lia? Das ist Filip", sprach Zak und unterbrach so meine Gedanken.

„Hey!", flüsterte ich und der Arzt antwortete mit einem knappen Kopfnicken und einem leichten Lächeln, das seine Augen nur knapp erreichte.
Doch dann wurde sein Gesicht ernst und er trat noch einen Schritt auf das Bett zu. Zak drehte sich ganz zu dem Mann um und ich versuchte mich etwas aufrechter hinzusetzen.

„Ich freu mich echt, dass du aufgewacht bist, Lia. Ich habe jedoch auch eine schlechte Nachricht", begann der Arzt. Zak verspannte sich sichtlich und auch ich erstarrte.
„Ja?", fragte ich leise.

„Es tut mir leid, aber du kannst keine Kinder bekommen. Durch...", sagte der Arzt mit leiser, ruhiger Stimme. Er wollte noch etwas hinzufügen, wurde aber durch einen scharfen Blick von Zak unterbrochen. 

The Shadows Mate // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt