11

255 8 0
                                    

Zak

Ich schlich zusammen mit Ben im Schlepptau den weißen Krankenhausgang entlang. Niemand war zu sehen und es war unnatürlich still. Wir erreichten schnell den Gang in dem Ophelias Zimmer lag. Langsam drückte ich die Glastür auf und winkte Ben an mir vorbei. Hinter uns schloss sich die Tür wieder und ich ging Ben hinterher, der schon bei dem Zimmer 211 angelangt war.
„Ist sie schon da drinnen?", flüsterte ich leise. Ich spürte unsere Verbindung kaum noch.

„Ich glaube nicht. Ich kann sie nicht hören", gab Ben zurück und ich nickte leicht.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf die Türschnalle. Doch gerade als ich die Tür öffnen wollte, wurde ein paar Meter weiter eine Tür aufgerissen. Ben packte mich am Arme und schupste mich durch eine Tür mit der Aufschrift „Nur für Angestellte!"

Ben zog die Tür zu und lehnte sich gegen die Wand daneben. Ich machte einen Schritt auf die Tür zu und legte mein Ohr daran. Durch die Wolfsinstinkte konnte ich besser riechen, sehen und hören. Also lauschte ich. Ein Wagen wurde geschoben und mehrere Leute eilten herum. Eine Tür wurde aufgerissen. Das musste die Tür zu Ophelias Zimmer gewesen sein!
Ich lauschte noch ein paar Minuten, in denen einige Personen an der Tür, hinter der Ben und ich standen, vorbeiliefen und Ophelias Zimmertür auf und zu ging.

Schließlich blieb es einige Minuten lang still und ich öffnete vorsichtig die Tür. Der Gang war leer. Wir huschten zurück zu Ophelias Zimmer und horchten wieder. Es piepte ein Gerät in dem Raum, doch ansonsten war es still. Langsam drückte Ben die Türklinge hinunter und schob die Tür auf.
Eilig drängte ich mich an ihn vorbei.
Und da lag sie. Blass und zerbrechlich.

Es zerriss mir das Herz sie so zu sehen. Meine Mate. Wieder stiegen mit Tränen in die Augen, die ich energisch fortwischte. Wie in Trance ging ich auf Ophelias Bett zu und setzte mich neben sie. Ihre Hände waren auf ihre Decke gebetet, der eine Ärmel des Krankenhautkleides war bis knapp unter den Ellenbogen hochgekrempelt worden und eine Infusionsnadel steckte darin. Auf der anderen Seite des Bettes standen einige teure Geräte, die Piepsten und Aufzeichnungen machten.

Ich nahm vorsichtig ihre Hand in die meine. Erschrocken zuckte ich zusammen, als die Geräte plötzlich begannen schneller und lauter zu piepsen. Keine fünf Sekunden später wurde die Tür aufgestoßen und zwei Ärzte kamen herein.

„Was machen Sie hier? Es ist kein Besuch erlaubt!", sagte der eine Doktor. Ich erkannte, dass er ein Werwolf war und knurrte kaum hörbar. Die Ärztin war in der Zwischenzeit zu den Geräten geeilt.
„Ihre Werte steigen!", verkündete die Ärztin Der Mann ging zu ihr und überprüfte es selbst.

„Tja", machte er und sah mich wissend an. Er hatte anscheinend erkannt, dass Ophelia und ich Mates waren.
„Rosé? Könnten sie bitte gehen? Ich muss etwas mit ihm besprechen", meinte der Arzt und deutete mit einer Kopfbewegung auf mich. Rosé schien verwirrt, tat aber, was er sagte.
„Sie ist deine Mate", stellte der Doktor fest, sobald Rosé gegangen war. Ich nickte nur, ohne von Ophelia aufzusehen.
Der Mann beobachtete uns.

„Zu welchem Rudel gehört ihr?", fragte er. Ich schaute kurz hoch.
„Ich bin Alpha des Starflake Rudels."
Der Arzt sagte nichts.
„Wie geht es dir?", fragte er schließlich.
Überrascht sah ich wieder auf.

„Ähm, nicht so gut. Ich mache mir Sorgen um sie. Ich spüre sie kaum noch und sie...sie sieht so zerbrechlich aus...", gestand ich zögernd und warf Ben einen Seitenblick zu, der auf die Tür deutete. Ich nickte ihm zu und er ließ mich mit den Mann in weiß zurück.

„Sie wird schon wieder, solange du bei ihr bleibst. Das hilft ihr sehr", sagte der Arzt aufmunternd und gleichzeitig monoton und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Sobald ich die Schritte des Arztes nicht mehr hören konnte, legte ich mich neben Ophelia unter die Bettdecke und wärmte ihren kalten Körper mit meinem. Ihre Wangen und Hände waren eiskalt. Ophelias Atem ging flach und unregelmäßig. Ich legte mich mit dem Gesicht zu ihr hin und strich ihr eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

Ich konnte nicht sagen wie lange ich so verharrt war, aber als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es draußen dunkel. Schwaches Mondlicht fiel durch das Fenster und erhellte den Raum gerade so weit, dass ich Ophelias Gesicht erkennen konnte. Ich bemerkte, dass der Atem meiner Mate jetzt regelmäßiger ging.
Hoffnungsvoll setzt ich mich ein wenig auf und betrachtete traurig ihr blasses Gesicht.
hatte gerade ihr Augenlid gezuckt?
Bilde ich mir das nur ein? Nein, oder? Ich schaute noch einmal genauer hin und tatsächlich. Ihre Augenlider zuckten hin und wieder! Glücklich und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, griff ich nach ihrer Hand, die inzwischen wieder etwas wärmer geworden war, aber noch lange nicht eine normale Temperatur hatte.

„Bitte, Ophelia!", flüsterte ich mit heisere Stimme. Überrascht merkte ich, wie mir Tränen in die Augen traten. Schnell wischte ich sie weg, da ich nicht wollte, dass jemand sah, wie ich weinte. Nachdem mein Blick wieder klarer geworden war, setzte ich mich ein wenig auf, ohne dabei Lias Hand loszulassen.

„Bitte...", flehte ich.

The Shadows Mate // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt