Teil 38: Zu Hause

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Ein dankbares Lächeln huscht den beiden über die Lippen, während ich die Tür hinter mir schließe und zu meinem Auto laufe.

Das Gespräch mit meiner Mutter wird nach unserem letzten Telefonat heftig werden, aber ich halte es nicht länger in meiner Wohnung mit Olli und Tara aus und wüsste jetzt keinen anderen Ort an dem ich lieber wäre als daheim zu sein, bei meinen Eltern. Hoffnungsvoll schwinge ich mich hinters Steuer und starte den Motor.

****

"Was machst du denn hier?" begrüßt mich meine Mutter mit der Herzlichkeit eines Weihnachtsgrinches, nachdem ich ganz höflich an der Haustür meiner Eltern geklingelt habe.

Ich verlagere mein Gewicht unangenehm von einem Fuß auf den anderen.

"Mich entschuldigen?" frage ich verunsichert und sehe, dass das nicht die Worte waren, die meine Mutter hören wollte.

Sie sieht mich weiterhin griesgrämig an und wirkt nicht, als würde sie mich heute in ihr Haus lassen wollen.

"Liam's Eltern hatten einen schlimmen Autounfall und er hat jemanden gebraucht, der mit ihm zusammen ins Krankenhaus fährt."

Erschrocken sieht sie mich an.

"Und wieso sagst du mir das denn nicht einfach und giftest mich stattdessen am Telefon wirklich unverschämt an?"

"Weil es...weil es das Krankenhaus war in dem Charles gestorben ist", gestehe ich ihr und sehe wie auf einmal Mitleid in ihren Augen aufkeimt.

"Ach Liebes", seufzt sie und nimmt mich fest in den Arm.

"Ich hatte gedacht ich schaffe das. Ich hatte gedacht ich stehe drüber und komme damit klar erneut damit konfrontiert zu werden. Aber es war der blanke Horror", schluchze ich und vergrabe mich in ihrer Schulter.

Sanft streicht sie mir über den Rücken und löst sich dann von mir um mir ins Gesicht zu sehen. Sachte legt sie eine ihrer Hände auf meine Wange.

"Ich bin stolz auf dich, dass du es probiert hast. Denn ich habe schon immer gespürt, dass dich das Ganze mehr mitgenommen hat, als du uns allen weiß machen wolltest."

Überrascht über ihre Reaktion muss ich mir eine Träne verkneifen.

"Danke Mama", hauche ich und sehe wie Luna hinter ihr auftaucht.

"Tante Mira, hast du Zitronensaft ins Auge bekommen?" fragt sie laut und sieht mich kritisch an.

"Möglich", antworte ich ihr, kurz bevor meine Mutter sich zu ihr umdreht.

"Hast du schon alle Zutaten in die Schüssel geschüttet, wie ich es dir gesagt habe?" fragt sie Luna, worauf diese eifrig nickt.

"Wir backen gerade einen Schokoladenkuchen. Magst du mit uns backen", fragt meine Mutter mit einem liebevollen Blick an mich gewandt.

"Gerne", entgegne ich und trete durch die Tür in das Innere des Hauses, dass mir soweit ich denken kann schon immer ein Gefühl von Geborgenheit gegeben hat.

****

Liam

Ich klingle etwas nervös an der Haustüre an der ein aus Fimo gebasteltes Türschild mit drei weiblichen Namen drauf angebracht ist und reibe mir über meine vor Freude kribbelnden Unterarme. Die Tür geht auf, doch anstatt meiner heißen Freundin, die ich sehnlichst vermisse, seit sie mir am Sonntag einen denkwürdigen Abschiedskuss gegeben hat, steht ihre kleine Nichte vor mir und beäugt mich kritisch.

"Dich kenne ich doch", sagt sie forsch anstatt mich herein zu bitten.

"Du warst doch am Samstag mit uns auf Opa's Feier."

Bitter Vanilla LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt