»Ich hab's abgeschickt«, sagte Julian und sah von seinem Handy auf. Aufgeregt wippte er auf seiner Isomatte in unserem Zelt hin und her. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, sodass wir unsere kleine Campinglampe brauchten, um in unserem Zelt noch etwas sehen zu können. »Wann glaubst du, kriegen wir die Genehmigung?«
Ich schmunzelte. »Haben wir doch gelesen. Bis zu 72 Stunden dauert es.«
Unzufrieden rümpfte Julian die Nase. Ich konnte nicht glauben, dass ich mich tatsächlich darauf eingelassen hatte, nach Las Vegas zu fliegen. Mein Herz klopfte laut und das Lächeln wollte nicht aus meinem Gesicht weichen. Es überforderte mich, mit welchen Gefühlen ich konfrontiert wurde. Zu meinen ständigen Zweifeln gesellten sich... Vorfreude. Aufregung. Spannung. Gefühle, die ich in meinem tristen Alltag selten gehabt hatte, weil die Tage vor sich hingeplätschert waren, ereignislos und monoton. Jeder Tag war mir normal und unspektakulär vorgekommen, nichts hatte mich mehr in den Bann gezogen – und nun würde ich mit Julian nach Las Vegas fliegen, eine Stadt, die das absolute Gegenteil war von normal und unspektakulär.
»Ich hätte eine Idee, wie wir die Zeit überbrücken können«, sagte Julian und rutschte näher in meine Richtung, sodass er auf dem Boden zwischen unseren Isomatten saß. Ich atmete zischend ein und schluckte, doch das leise Ziehen in meinem Unterleib konnte ich nicht unterdrücken, als Julian mich verschmitzt anblickte.
Gebannt sah ich ihm in die Augen, während er mir an die Wange fasste und sich meinem Gesicht näherte. Das Ziehen in meinem Unterleib wurde stärker, begleitet von einem sanften Kribbeln und dem aufsteigenden Bedürfnis, einfach die letzten Zentimeter zu überbrücken. Den inneren Kritiker auszuschalten. Mich auf Julian einzulassen. Vollkommen. Denn eigentlich wollte ich in diesem Moment nichts mehr als das.
Ich beugte mich vor und drückte ungestüm meine Lippen auf Julians. Gleichzeitig wanderte meine Hand in seinen Nacken, mit der ich ihn näher an mich zu ziehen versuchte. Der Kuss war fahrig und Julian brauchte einen Moment, ehe er sich in den Kuss lehnte und leise seufzte.
Wir lösten uns voneinander, aber meine Augen fixierten sein Gesicht und als hätte sich ein Schalter in mir umgelegt, näherte ich mich ihm, legte meine Hand an seine Brust und drückte ihn von mir, bis er unter mir auf dem Rücken lag. Rasch kletterte ich über ihn und setzte mich auf seinen Unterleib. Ich beugte mich zu ihm herunter und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, bevor ich ihn küsste. Das Blut floss in meine Lenden, ich wurde hart und drückte intuitiv meinen Unterleib gegen seinen, entlockte ihm damit ein ersticktes Stöhnen.
»Leise«, hauchte ich gegen seine Lippen, woraufhin er gluckste. »Nicht dein Ernst, David.«
Ich funkelte ihn empört an. »Doch.«
Bevor er protestieren konnte, verschloss ich unsere Lippen miteinander. Nicht einmal seine Hände brachen mich aus dem Konzept, die an meinen Hintern wanderten und uns näher aneinanderdrückten. Mein Herz klopfte laut gegen meine Brust, als würde es gleich herausspringen und Hitze stieg mir ins Gesicht, die mich beinahe vergessen ließ, dass man uns hören konnte. Atemlos löste ich mich von Julian. Ich presste meine Lippen aufeinander und setzte mich auf.
»Entspann dich«, sagte Julian. Mir entwich ein unzufriedenes Schnauben. Fantasien rauschten durch meinen Kopf, mein Glied drückte hart gegen meine Hose, und dennoch erstickten meine Zweifel sämtliche Bedürfnisse im Keim.
»Ich will dich, Julian.«
Ich wusste nicht, warum ich es ausgesprochen hatte. Mein Kopf war wie benebelt. Julian legte die Stirn in Falten. »Das ist doch... gut?«
»Aber ich kann nicht«, sagte ich. Meine Hände strichen sanft über seinen Bauch und ich schloss die Augen. Derweil verschränkte Julian die Arme hinter seinem Kopf und schaute grinsend zu mir auf, ein Grinsen, das ich nicht einzuordnen wusste. Fand er es lustig? Versuchte er seine Enttäuschung zu überspielen? Erwartete er etwas von mir? »Mach, was du willst, David. Ich bin okay mit allem.«
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Zwischen den Welten - Band 1
Romance»Seine Flucht vor dem Alltag wird zu einer Flucht vor sich selbst.« Aus Unzufriedenheit mit seinem Leben flüchtet sich David kurzerhand in die Stadt seiner Jugendträume: Madrid. Gerade als ihn der Mut verlässt und er die Heimreise antreten möchte, s...