╰⊱ fünf ⊱╮

27 9 28
                                    

EDEN

Ich klopfe ein zweites Mal; Wieder regt sich nichts hinter der Tür. Seufzend lasse ich meinen Kopf dagegen sinken. Plötzlich höre ich tatsächlich Schritte und dann wird die Tür geöffnet und ich muss mich bemühen, nicht nach vorne zu kippen, da mein Gewicht nach vorne verlagert war. Elaines Augen blicken mich müde an. Schweigend mustert sie mich, bis ihr Blick an meinen Augen hängen bleibt.

„Wie geht es dir?", frage ich vorsichtig.

„Was willst du Eden?", brummt sie finster.

Ich weiß selbst nicht so recht, was ich hier eigentlich will. Ich räuspere mich, „Wir könnten vielleicht herausfinden, wie das passieren konnte..."

„Da gibt es nichts Herauszufinden", murmelt sie und ist bereit, die Tür vor mir zu schließen, doch ich will das nicht. Ich will in ihre Augen sehen und alles in der Macht Stehende tun, um wiedergutzumachen, was ich verbockt habe. „Wir sind zeitgleich in einer Zeit erschienen. Da hast du die Antwort auf deine Frage, was dann passiert"

„Aber ich könnte schwören, dass ich die richtige Uhrzeit eingestellt-", beginne ich, doch dann schweige ich, weil es keinen Sinn hat. Weil ich weiß, dass das was ich sage nicht der Wahrheit entspricht.

Elaine schließt die Tür, kommt jedoch nicht weit, da mein Fuß blitzschnell ihr Vorhaben in den Sand setzt.

„Ich will mit dir reden", presse ich hervor und bin mir sicher, dass das nichts ändert. Zu meiner Überraschung lässt sie mich trotzdem herein.

Ihre Suite ist kleiner als meine, das ist mir schon das letzte Mal aufgefallen. An ihren weißen Wänden hängen Bilder mit einem älteren Mann und Sonnenuntergängen und auf dem hölzernen Tisch in ihrem bescheidenen Wohnzimmerbereich steht eine Blumenvase mit zwei vertrockneten Sonnenblumen. Das Einzige, dass sich geändert hat, als ich das letzte Mal hier war, ist die Unordnung. Klamotten sind auf dem Boden verstreut, oder hängen über Stuhl- oder Couchlehne.

„Schieß los", sagt sie und verschränkt die Arme vor ihrer Brust.

„Wir müssen zusammenhalten", zische ich, „Stell dir vor, ich kann dich auch nicht sonderlich leiden, aber es ist nun mal so und wir können mit deiner Einstellung nichts an unserer Situation ändern". Lügner, Lügner, Lügner, schreien die Stimmen in meinem Kopf.

„Welche Einstellung?"

„Ach bitte", entgegne ich ihr verächtlich und versuche sie nachzuahmen: Ich kreuze die Arme vor der Brust und rolle mit den Augen. „Alles ist so scheiße!", trällere ich mit hoher Stimme vor mich hin.

„So mache ich gar nicht!", funkelt sie mich an.

„So mache ich gar nicht!", mache ich sie nach.

„Das ist nicht komisch", verschärft sie ihre Stimme.

„Das ist nicht komisch", tue ich es ihr gleich und finde gemeiner Weise Gefallen daran.

„Lass das!"

„Lass das!" Und ich lasse es tatsächlich, weil ich befürchte, nach einem weiteren Wort einen Kopf kürzer zu sein.

„Die einzige Einstellung, die ich habe, ist die, dass ich dich hasse, Eden Auburn"

Ich schlucke, will etwas entgegnen, doch tue es nicht. „Damit bist du nicht alleine, glaub mir", tue ich es schließlich doch. Wir starren einander finster an und ich drehe durch, als sich unsere Hände streifen, in dem Moment, in dem sie sich von mir abwendet.

Ihre Haare stecken in einem wirren Knoten und ihre zierliche Gestalt in einer beigen Jogginghose und einem weißen Hoodie.

„Du kannst jetzt gehen", brummt sie, entfernt sich von mir und mit ihr dieser Duft von Blumen und Freiheit, der mich glauben lässt, alles wäre gut.

Out of TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt