╰⊱ neun ⊱╮

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EDEN

„Das ist nicht dein Ernst-", beginne ich, doch überwiegt eine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, ich soll kein Spießer sein.

Elaine schält die Lautstärke ihres Handys ganz laut und hält mir ihre Hand hin, ein unschuldiges Lächeln auf den Lippen, während das Lied 'Everlong' von den Foo Fighters in unseren Ohren dröhnt. Sie zieht mich zu sich, ich ziehe sie zu mir. Mein Becken trifft auf ihres, mein Blick gilt ihr. Wir drehen uns zur Musik, schnell, und es scheint, als könnte sie den gesamten Text auswendig.

Ihre Nähe ist wie eine Droge. Ich war ihr noch nie so nah, möchte ihr aber immer näher und näher kommen. Ihren Geruch noch deutlicher riechen, mich noch mehr in jenem Blütenmeer fallen lassen.

Sie dreht sich einmal um die eigene Achse und wieder zurück. Das Licht der Lampen legt meinen Kopf als Schatten in ihr Gesicht.

Mein Bauch kribbelt, die Musik rumort im Hintergrund als ich ihr Gesicht mustere. 

Nicht ganz eine Minute, obwohl diese sich noch mehr nach Unendlichkeit anfühlt, vergeht. Denn es ist diese Unendlichkeit, in der alles in Zeitlupe abläuft. „Du hast noch ein bisschen Mehl, da-", meine Hand hebt ihr Kinn an und streicht ihr sanft den restlichen Mehlstaub von der Wange. Sie beißt sich leicht auf die Lippe, ihre Bernsteinaugen nehmen mich gefangen und so sehr ich auch auszubrechen versuche, es ist unmöglich und ich will es auch nicht. Stattdessen zerstöre ich diese kleine Unendlichkeit, breche eine neue an, scheiße darauf, was vermutlich richtig oder falsch ist.

Dann drücke ich meine Lippen auf ihre. Und ich habe noch nie jemanden geküsst, weil es in einem Moment die einzig erdenkliche Handlungsmöglichkeit war.


ELAINE

Seine Lippen sind weich und eine unbeschreibliche Wärme durchwandert meinen Körper schneller und schneller, lässt mein Herz schlagen. Meine Augenlider fallen flatternd zu, ehe ich ihn wieder zu mir ziehe und sein Gesicht in beide Hände nehme. Gott, es fühlt sich so gut an ihn zu küssen. So gut, dass ich mich nicht mehr von ihm lösen will oder kann. Seine Hand streicht meine Seite empor und seine Berührungen und die Zärtlichkeit, mit der er sie ausübt, lassen mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde aussetzen. Ich schmecke nur Eden, Eden, Eden, höre die Musik und fühle Eden, Eden.

Eden, den Jungen, den ich vom ersten Augenblick an verabscheute. Ich habe mir geschworen ihn niemals mögen zu können. Scheisse, was tue ich hier bloß?

„Ich-", Eden hält inne, „-ich sollte besser gehen...". Er schnappt sich seinen Rucksack und zieht hastig seine Winterjacke an. Ohne mich eines Blickes zu würdigen verlässt er das Restaurant. Er lässt mich alleine.

Fassungslos sehe ich ihm hinterher, während mein Zeigfinger sachte über meine Lippen tastet. Wir haben uns geküsst! Und ich kann es immer noch nicht begreifen. Ich kann es weder begreifen, noch weiß ich, wie ich mich fühlen soll. Ob ich enttäuscht oder wütend sein sollte, weil Eden mich geküsst hatte und dann einfach ging, ob ich sauer auf mich sein sollte, weil es falsch war den Kuss zu erwidern oder ob ich mir endlich eingestehen sollte, dass ich ihn mag. Es hat sich gut angefühlt ihn zu küssen, gleichzeitig aber auch so surreal.

Meine trüben Augen huschen durch das Restaurant und auf Einmal fühlt es sich schrecklich an. Wieso ist er einfach so gegangen? Habe ich etwas falsch gemacht? Und noch bevor weitere Fragen in meinem Kopf um sich schlagen können, tritt ein stechender Geruch in meine Wahrnehmung.

„Die Pizza, verdammt!", rufe ich und eile in die Küche. Mithilfe von Ofenhandschuhen ziehe ich das heiße Blech aus dem Ofen, aus dem schwarzer Qualm tritt. Die Pizza ist nicht komplett schwarz, vielleicht ein bisschen angekokelt. Aber was macht das schon.

Schließlich sitze ich alleine in diesem Restaurant, kratze Ruß vom Rand der Pizza und versuche mir zu sagen, dass sie nicht grauenvoll schmeckt. Dabei starre ich aus den großen Fenstern, auf Straßen, die bereits von der Dunkelheit verschluckt wurden und auf Menschen, die weiter stillstehen, vermutlich die ganze Nacht und sehr wahrscheinlich viel länger noch.

Als ich die Tür zu seiner Suite öffne, höre ich, das prasselnde Wasser einer Dusche und bin mir unsicher, was ich tun soll. Ich stehe einfach im Türrahmen, bis er schließlich die Badezimmertüre öffnet und sein Blick an mir hängen bleibt. An meinem Gesicht, vielleicht meinen Lippen oder dem Grund für sein Gehen. „Hi", bringe ich leise hervor.

„Hi", murmelt er, nichts als eine Jogginghose tragend und mit verstrubbelten Haaren. Beides macht mich wahnsinnig.

„Soll ich wieder gehen?"

„Und auf der Straße schlafen? Nur zu Elaine", brummt er ironisch und geht in die Küche.

„Dann halt nicht", flüstere ich genervt, lasse meine Tasche fallen und hänge meinen Mantel an Kleiderhaken, „Wieso bist du gegangen?", frage ich.

Sein Blick trifft mich wie ein Pfeil, so weh tut er, „Vergessen wir das", Aua, „Hast du Hunger?", fragt er dann und ignoriert meinen wütenden Blick, den ich angestrengt von seinen Bauchmuskeln weglenke.

„Vergessen wir das", zische ich und stampfe ins Schlafzimmer.

„Was hast du denn?", ruft er mir hinterher, ehe ich die Tür zuknalle.

Was ich habe? Meint er das etwa ernst? Ich atme tief durch, einmal, zweimal, Röte steigt in meine Wangen. Ich möchte schreien, so wütend bin ich. Vergessen wir das, was soll das denn heißen? Dass ich es aus meinem Gedächtnis löschen soll? Tut mir leid, dass ich das nicht kann, tut mir leid, dass du mich geküsst hast, Mr. Auburn Jr. Dabei will ich es so sehr vergessen, ihn und die ganze Welt, meine Mutter, einfach alles.

Ein Klopfen lässt mich herumfahren. Eden hat sich nun einen dunkelblauen Hoodie übergeworfen und mustert meine feuchten Augen. „Ich-", er klingt verletzlich, dann blickt er auf den Boden und fährt mit harter Stimme fort, „Ich habe Tomatensalat gemacht, wenn du willst, dann iss noch etwas. Oder lass es bleiben, das ist mir egal"

„Was stimmt eigentlich nicht mit dir?", frage ich und starre ihn fassungslos an.

„Wirst du immer rot, wenn du wütend bist? Oder liegt das an meiner Anwesenheit?", sein blödes Grinsen lässt mich kochen.

Ich schüttle den Kopf und starre zur Decke.

Er seufzt. „Okay es tut mir leid, dass ich gegangen bin, zufrieden?"

„Mhm", mache ich und gehe wortlos an ihm vorbei. Ich weiß, ich benehme mich wie ein kleines Kind, aber ich bin 19 und da kann ich mir so etwas ja wohl einmal erlauben. Ich putze meine Zähne und schlüpfe in meinen Pyjama/sein T-Shirt. Danach liege ich im Bett, lausche dem dumpfen Klang Edens Gitarre aus dem Wohnzimmer und versuche die Augen zu schließen. Aber es ist zu viel. Zu viele Gedanken, zu viel Eden diesmal und dann schlafe ich doch ein. 



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Keine Ahnung was ich schreiben soll, manchmal mag ich Eden/simpe ein ganz kleines bisschen für ihn und dann denke ich mir wieder, was für einen Blöden erfinde ich hier eigentlich hahaha. Aber jaaa. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen ahh, dann schenkt mir doch gerne ein Sternchen<3 

Viel Spaß beim Weiterlesen <: 

Out of TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt