╰⊱ siebzehn ⊱╮

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EDEN

Damals

Meine U-Bahn fährt mit rasendem Tempo an uns vorbei, während wir noch immer auf dem schmutzigen Boden der Temple Station sitzen, beleuchtet von bläulich-weißem Licht. Wir; Ich und das Mädchen, das ich heulend hier sitzen gesehen habe. Elaine.

Und jetzt lächelt sie. Und ich dachte ein Mensch kann nicht noch schöner werden.

„Weißt du was Elaine?", frage ich schließlich entschlossen, „Hast du Lust, mit mir auf eine Party zu gehen. Ich habe leider zugesagt und will eigentlich gar nicht hingehen. Vielleicht bringt dich das ja auf andere Gedanken...". Und mich auch. Plötzlich fällt mir auf, wir gruselig das ist, von einem fremden Jungen an der U-Bahn-Station auf eine Party eingeladen zu werden. „Weißt du was, vergiss-"

„-Ich bin dabei", sie lächelt, „Wann und wo?"

„Äh...", skeptisch sehe ich sie an. Es ist, als würde sie mir blind vertrauen. Entweder, sie hat selbst Dreck am Stecken, oder sie ist einfach verdammt naiv. Naiv und süß. Was ist bloß los mit mir?! „Bist du sicher? Ich könnte ein Terrorist sein. Oder ein Verrückter Psychopath".

„Wenn, dann ein Typ, der dumm genug ist, nicht in seine U-Bahn einzusteigen, wenn sie direkt vor seiner Nase hält"

„Sehr sympathisch", grinse ich.

Nervös trete ich von einem auf den anderen Fuß. Meine schwarze Jeans und das lockere T-Shirt in der gleichen Farbe fühlen sich auf einmal viel zu eng an. Was, wenn sie nicht kommt? Natürlich kommt sie nicht... Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar und spähe über die Straße.

Hinter mir befindet sich Logans Haus. Eine große, mit Säulen und Dekorationen verzierte Villa. Sie liegt ungefähr am Stadtrand Londons in einem dieser Viertel, in denen man die Bewohner auf den ersten Blick als reich und arrogant abstempeln kann. Logan Bennington und seine hochnäsige Mutter, mit der ich ebenfalls einmal das Vergnügen haben durfte, passen perfekt ins Beuteschema. Seinen Vater kenne ich nicht, obwohl ich stark bezweifle, dass ein normaler Mann so ein Arschloch großgezogen hat. Wie bei meinem Vater eben...

Als der Big Ben 23 Uhr einläutet, erkenne ich Ellaine. Ich erkenne sie sofort, obgleich die Dunkelheit der mangelhaft beleuchteten Straßen sie zu verschleiern versucht. Die Energie, die von ihr ausgestrahlt wird lässt die rote Ampel, über die sie geht bloß wie ein Schemen wirken, dass eben vor sich hin leuchtet. Das Mädchen mit den Bernsteinaugen trägt eine zu große Bomberjacke und darunter ein orangenes, kurzes Samtkleid, das ihre Figur betont. Sie nähert sich mir und langsam erkennen meine Augen ihre Einzelheiten. Ich erkenne die wenigen Strähnen, die der Wind aus ihrer Hochsteckfrisur gewirbelt hat, wie sie um ihr kleines Gesicht tanzen. Ich erkenne die Röte auf ihren Wangen, die vermutlich von der Frische heute Nacht kommt.

Ich Atme tief ein. „Hey", begrüße ich sie mit einem Schmunzeln, „Ich dachte schon, du kommst nicht"

„Hier bin ich", sie strahlt bis über beide Ohren. „Ist es in diesem Haus?"

„Das, oder der Bewohner hört sehr gerne alleine laute Technomusik und beglückt damit die gesamte Nachtbarschaft", erwidere ich Sarkastisch, als wir die Stufen aus hellem Marmor emporsteigen.

Die Tür ist offen, sodass ich sie einfach aufschieben kann. Hier drin ist die Musik noch viel lauter, sodass man meinen könnte, die Trommelfelder wären kurz davor zu platzen. Auf eine gute Art und Weise, würde Devin jetzt sagen, wenn er neben mir stünde. Ich finde, es klingt einfach nur schrecklich.

„Ich kenne den Veranstalter zwar nicht, aber über seinen Musikgeschmack lässt es sich streiten", kommt es von Elaine.

Perplex sehe ich zu ihr herunter. Sie bleibt in meiner Nähe, als wir weiter in die menschenvolle Eingangshalle eindringen. Augenblicklich muss ich lachen. „Sicher. Geht es dir eigentlich besser?", frage ich zu ihr heruntergebeugt, während wir uns durch kleine Gruppierungen schlängeln.

Out of TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt