ELAINE
Der Boden unter meinen Füßen verschwindet und jetzt fühlt es sich an, als würde ich fliegen. Meine Nase beginnt zu kitzeln, dann durchfährt dieses Kribbeln meinen ganzen Körper. Meine Augen sind geschlossen. Und ich wage es nicht sie zu öffnen, selbst, als ich wieder zum Stehen komme. Mein Herz pocht immer noch.
„Das ist verrückt!"
Ich öffne meine Augen und sehe nicht viel mehr. Alles um mich herum ist schwarz, liegt im Dunkeln. Ich atme noch einmal tief durch, ziehe meinen Pferdeschwanz fester und knipse dann schließlich die Taschenlampe an. Der schmale Lichtstrahl wandert über einen Marmorboden, über dunkle Wände und große Fenster, vor denen Jalousien heruntergelassen sind. Es muss vier Uhr nachts sein, aber ich kenne Eden und Eden ist nachtaktiv.
Leise schleiche ich den Gang entlang, geduckt, voller Adrenalin und mit einem bemerkenswerten Orientierungssinn. Binnen weniger Sekunden habe ich den genauen Grundriss des Gebäudes vor Augen, in dem ich so lange meine Zeit verschwendet habe. Ich weiß genau wo ich bin. Ich weiß genau, wo ich hin will. Wenn da nur nicht diese verfickte Aufregung wäre...
„Bist du dort?", höre ich Tommys Stimme in meinem Ohr.
„Ja", flüstere ich per Knopfdruck zurück und schleiche weiter wie ein Schatten den menschenleeren Flur entlang.
Plötzlich fühle ich mich beobachtet. Beobachtet, wie in der Nacht im Schwimmbad. Beobachtet, wie ich es mein ganzes Leben lang kannte und trotzdem war ich alleine. Ich wirble herum- Nichts. Doch da- War das ein Atmen? Ich bleibe stehen und leuchte mit der Taschenlampe hinter mich. Drehe mich daraufhin wie paranoid zurück- Immer noch nichts, „Hier stimmt irgendetwas nicht", hauche ich mit heiserer Stimme.
„Komm zurück!", bittet Tommy.
„Nein!", fahre ich ihn an und erinnere mich dabei selbst, meine Lautstärke zu mäßigen. Ich muss weiter. Dann ist da wieder dieses Geräusch und mein pochendes Herz in der Stille zu hören.
Kurz darauf erreiche ich einen Treppenansatz. Ich weiß, wenn ich diesen hinablaufe, gelange ich in die Empfangshalle. Wenn ich die linke Treppe nehme, befindet sich hinter der ersten Tür rechts das Büro von Haymitch Auburn. Ich weiß, ich sollte nicht dort hingehen. Ich weiß zudem, dass ich einfach den Aufzug in der Empfangshalle nehmen sollte, hinauffahren in den siebten Stock, Edens verdammte Tür eintreten oder zur Not über das Dach durch sein Fenster klettern. Aber wie von alleine besteigen meine Füße die linke Treppe.
Jede nächste Stufe, die mich höher trägt, fühlt sich falscher an. Da ist ein Stechen in meiner Magengegend und ich muss mich bemühen, die Taschenlampe gerade zu halten.
Plötzlich erstarre ich. Da scheint Licht unter der Tür hindurch, die ebenfalls ein stückweit geöffnet ist. Ich erhasche einen Blick auf eine Holztafel und auf ein Gesicht, dass angepinnt, zwischen Texten, Urkunden und so weiter, immer wieder auftaucht. Mein Gesicht. Eine Blutspur führt die Treppe hinab und als ich hinter mich schaue, hasse ich mich selbst dafür, dass sie mir nicht früher aufgefallen ist.
Hier läuft etwas ganz und gar nicht richtig, nein. Das hier muss eine Falle sein. Jemand muss gewusst haben, dass ich heute kommen würde. Jemand, der geahnt hat, dass ich wiederkommen werde. Dieser Jemand hinterlässt Blutspuren, jagt mich mit seinen Atemzügen. Ich hätte später herkommen sollen. Hätte nicht bereits einige Stunden nach meiner Flucht kommen dürfen.
Ich stocke, schließe meine Augen. Doch kein Zweifel- Dieser Jemand steht genau hinter mir. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken und noch bevor ich nach der Pistole, eingeklemmt an meiner Taille greifen kann, durchfährt meinen Schädel ein urplötzlicher Schmerz. Nein, nein... Mir wird schwarz vor Augen und ich falle, falle.
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Out of Time
Teen Fiction»𝑌𝑜𝑢 𝑐𝑎𝑛 𝑎𝑠𝑘 𝑢𝑛𝑖𝑣𝑒𝑟𝑠𝑒 𝑓𝑜𝑟 𝑠𝑖𝑔𝑛𝑠 𝑎𝑙𝑙 𝑦𝑜𝑢 𝑤𝑎𝑛𝑡. 𝐵𝑢𝑡 𝑢𝑙𝑡𝑖𝑚𝑎𝑡𝑒𝑙𝑦 𝑤𝑒 𝑜𝑛𝑙𝑦 𝑠𝑒𝑒 𝑤ℎ𝑎𝑡 𝑤𝑒 𝑤𝑎𝑛𝑡 𝑡𝑜 𝑠𝑒𝑒, 𝑤ℎ𝑒𝑛 𝑤𝑒 𝑎𝑟𝑒 𝑟𝑒𝑎𝑑𝑦 𝑡𝑜 𝑠𝑒𝑒 𝑖𝑡.« ~𝑇𝑒𝑑 𝑀𝑜𝑠𝑏𝑦. ⊱ Elaine Dear...