╰⊱ acht ⊱╮

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EDEN

Stapelweise Blätter und Unterlagen türmen sich auf dem Bürotisch, übertrumpfen fast die umstehenden Regale, als wir das nächste Büro betreten. Mein Blick wandert über deren Fächer, gefüllt mit eintönigen Büchern und weiterem Papierkram, dann verhakt er sich mit Elaines.

„Sind wir hier richtig?", fragt sie und hebt eine Augenbraue. Sie greift nach dem obersten Blatt Papier des Stapels und runzelt die Stirn, „Ein Vertrag", sagt sie, „Mit John Stephanson".

Ich grinse. „Ich denke wir sind hier richtig", ich greife nach dem kleinen Bild auf dem Schreibtisch und halte es ihr hin. „Meine Mutter", sage ich knapp und stelle es wieder ab, bevor sie weiter nachfragen kann. Dabei weiß sie bereits, wo meine Mutter jetzt ist.

Sie nickt und setzt sich auf den Schreibtischstuhl, zieht die unterste Schublade auf. „Guck mal", sie hält eine gold-glänzende Taschenuhr in die Höhe.

Ich halte für einen Moment inne, während sie beginnt, an dem Rädchen zu drehen und schließlich auf den Auslöser drückt. Ich weiß nicht, warum ich erwarte, dass sie gleich verschwindet, weil sie die Zukunft gewählt hat, weil sie die Zeit eingestellt hat. Ich weiß ja doch, dass es nicht so sein wird. Ich weiß es noch sicherer, als sie seufzend die Uhr sinken lässt und sie vor sich auf die glasige Tischplatte ablegt. „Such danach vielleicht auf dieser Seite des Regals weiter", meine ich und widme mich der obersten Etage, die für Elaine wohl unerreichbar sein wird.

„Nach was suchen wir eigentlich?", fragt sie und sieht mich nicht an, während ihr die honigblonden Strähnen wirr ins Gesicht hängen.

„Nach Antworten"

„Aber vielleicht gibt es die ja gar nicht"

„Vielleicht, gibt es die ja doch", sage ich, „Vielleicht findest du sie nur nicht"

„Du bist so blöd", lacht sie, zerknüllt den Vertrag von John Stephanson und trifft mich damit an der Schulter.

„Ich wollte schon immer Mal eine Papierschlacht im Büro meines Vaters machen", lache ich auf.

„Echt?"

„Nein", sage ich emotionslos, „Such weiter, sonst kommen wir zu nichts"

„Hast du Stimmungsschwankungen?", fragt sie kichernd und dann trifft mich der nächste Papierball im Nacken.

„Ich habe einfach keine Lust hier zu suchen, während du dich wie ein Kleinkind aufführst", meine Stimme klingt hart und das mag ich plötzlich nicht mehr so, wie ich es früher tat.

„Hat da jemand seine Tage?"

„Jetzt siehst du mal wie das ist", ich sehe sie finster an, sie funkelt grinsend zurück.

„Autsch", sie lacht und ich muss unwillkürlich schmunzeln.

Ich bücke mich und werfe zurück, treffe und drehe mich triumphierend zurück an die Arbeit. Krame in den Fächern, überfliege ellenlange Texte, Vorschriften, Unterlagen und Verträge aber nichts davon kann uns nur im Entferntesten weiterhelfen.

Am nächsten Morgen suchen wir in der Suite meines Vaters, die ich zu meinem Stolz aufgebrochen habe. Aber auch hier finden wir nur Unnützes Zeug und über den roten BH, der in seinem Schlafzimmer lag, will ich gar nicht erst reden. Auch nicht über Elaines grelles Lachen, das sie mir als ihr Mitgefühl schenkt, obwohl mein Bauch dabei kribbelt. Nicht wegen des BHs, versteht sich, aber ich will auch nicht, dass Elaine der Grund dafür ist. Nichts desto Trotz war es ein Reinfall und wir beschließen, am nächsten Tag in der Bibliothek ein zweites Mal zu suchen. Sie war unsere erste Wahl gewesen, an dem Morgen, an dem Elaine das erste Mal neben mir aufgewacht ist. Am morgen darauf entschieden wir uns für das Büro meines Vaters.

Out of TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt