╰⊱ vierzehn ⊱╮

19 6 18
                                    

ELAINE

„Elaine, du musst aufwachen!", eine gedämpfte Stimme weckt mich.

Mich umgeben nichts als schwarze Wände, spiegelglattes glänzendes Schwarz. Als wäre ich gefangen in einem Würfel. Trotz der dunklen Enge und keiner Lampe sehe ich meine Hautfarbe deutlich hell, als ich an mir herabblicke. Vage zeichnen sich meine Umrisse vor mir auf dem Material ab, das mich umgibt. Es ist wie ein kleiner Spiegel, der meine Bewegungen wiedergibt, durch den ich aber nicht das Gesicht dieses Schattens meiner Selbst erkennen kann. Und wo zum Teufel bin ich überhaupt? Und die noch viel wichtigere Frage ist: Wie bin ich hier her gekommen? Wer bin ich eigentlich?

Panik frisst sich meinen Rücken herauf und mein Nacken versteift sich augenblicklich. Nicht einmal mein Name will mir einfallen, das ist nicht gut, das ist gar nicht gut.

„Elaine du musst aufwachen!", hat die Stimme gesagt.

Elaine, ist das mein Name? Doch woher kam diese Stimme bloß? Vorsichtig fahre ich mit meinen Fingerspitzen über die Wände die mich umgeben. Keine Rillen, keine Furchen nicht einmal eine Delle ist zu spüren. Ich schlucke. Dann taste ich mich ab und zucke zusammen, als das Fühlen an meinem Hinterkopf unglaublich schmerzt.

Plötzlich schließen sich meine Augen wie von selbst und ohne, dass ich etwas tue, prasseln tausende Bilder auf mich ein. Ich höre Stimmen; die Einen schreien, die anderen sagen nur meinen Namen und eine flüstert etwas Undeutliches. Gesichter, die mir auf einen Schlag nicht mehr fremd vorkommen flackern vor meinem inneren Auge auf, unglaublich hell und unglaublich scharf, so als könnte ich meine Hand nach ihnen ausstrecken und sie berühren.

Eine Frau mit tiefsitzenden Augenringen, Mom. Das Klirren von Scherben auf steinernem Boden und meine eigenen verzweifelten Rufe jagen mir eine Gänsehaut über den Körper und schließlich überkommt mich die Wut, kurz bevor das Bild verblasst.

Nun ist da das Gesicht eines Jungen, seine Haut ist blass, die grünen Augen wirken kühl und matt. Sein Stimme kommt mir bekannt vor und es ist als läge ich neben ihm, als strecke er meine Hand nach mir aus. Ist das hier ein Traum? Sein frischer Geruch tritt zu mir vor, als sich seine buschigen Augenbrauen zusammenziehen. Die hohen Wangenknochen erweichen seine Gesichtszüge kein Stück, während ihm die fast schwarzen Haare bis in die Stirn ragen und kleine Schatten in sein Gesicht werfen.

„Hilf mir", wispert er. Eden.

Und plötzlich fällt mir alles wieder ein. Von meiner Mutter, bis hin zu Eden, meinem Vater und meiner Vergangenheit. Die Antwort ist zum Greifen nahe, als alles um mich herum wieder schwarz wird.

„Nein...", flehe ich und haue verzweifelt gegen die Wände um mich herum. Ich schlage, schreie und doch hilft nichts. Die Erinnerungen machen alles nur noch schlimmer. Eden, wenn du doch hier wärst... Ich muss ihn retten, ich muss ihn zurückholen! Doch wie? Ich stecke hier fest, vielleicht für immer. Eine Träne vermischt sich mit dem Schweiß auf meinen Wangen, als ich meine Stirn gegen die Wand sinken lasse. Ich kann nichts tun. Und vielleicht sehe ich ihn nie wieder. Eden, Eden, Eden.

„Ich hab noch nie...", hauche ich leise in die Stille, „...Jemanden so geliebt, dass ich mir nichts sehnlicher wünschen würde als ein Happy End. Egal wie, egal wo, egal wann", ich schluchze leise, „Du entscheidest ja?"

Der stille Junge in meinem Kopf sieht mich bloß an.

Auf einmal werden die schwarzen Wände zu dunklem Nebel, der sich langsam in der Luft aufzulösen scheint. Bin ich tot? Nein.

Verwundert sehe ich mich im Raum um. Ich sitze auf einer Art Liege, dessen kühles Leder sich nun seltsam durch den Stoff meiner Kleidung anfühlt. In diesem großen Raum, in dem ich mich nun befinde schreit alles geradezu nach: High-Teck. Große technische Geräte stehen herum, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe. Dazwischen stehen zwei Männer.

Out of TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt