Stella starrte eine gefühlte Ewigkeit auf das Foto. Sie rührte sich nicht, sagte nichts und ich beließ es dabei unbeholfen und schweigend dabei zu zu sehen wie ihr Kopf die Information verarbeitete.
Ich war ein miserabler Ehemann und ihr keine besonders große Hilfe, aber ich wusste nicht was ich hätte sagen sollen... Noch nie war ich in einer solchen Situation, noch nie wog alles so schwer.Als sie sich endlich regte war ihre erste Reaktion auf ihre Hände hinab zu sehen. Dort war er, der schwarze Obsidian, unser Eheversprechen.
„ Ich bin verheiratet. Mit... Dir. "
Die Worte aus ihrem Mund klangen wenig begeistert, das musste ich zugeben. Aber dann sah sie mich an. Sie durchforstete mein Gesicht, begab sich auf die Suche nach etwas, das ihr helfen würde sich zu erinnern.
Sie hatte alle Zeit der Welt.
×
Nach und nach beantwortete ich ihre Fragen. Wie ich hieß, wie alt ich war. Wo wir lebten. Als sie auf ihre Eltern zu sprechen kam versteifte ich mich. Für das was wirklich geschehen war war sie lange nicht bereit, das wusste ich... Doch ich wusste auch, daß ich ihr zumindest sagen musste, daß sie nicht mehr lebten.
„ ... Sie haben ein ordentliches Begräbnis erhalten und bekommen jeden Tag Blumen. Sobald du aus dem Krankenhaus heraus kommst, bringe ich dich hin, wenn du möchtest. Tut mir leid das meine Antworten wenig zufriedenstellend sind... " flüsterte ich. Es war ein Drahtseilakt den ich hier vollbringen musste.
„ Ich möchte mich so gerne erinnern, aber... Es ist als wäre da einfach nur ein schwarzes Loch. Womöglich wird es besser wenn ich "Zuhause" bin. Umgeben von Dingen die... Uns gehören. "
Ich nickte. Genau das war auch meine Idee, meine Vorstellung davon, es ihr leichter zu machen. Die Erinnerungen anhand von Dingen die wir gemeinsam erstanden hatten und Bildern die gemacht wurden in ihr aufzurufen.
Ich stand auf und versprach mit dem Arzt zu reden, damit sie schnellstmöglich entlassen werden konnte. Bevor ich den Raum verließ rief sie nach mir.
„ Caspian? "
Ich sah sie an. Meinen Namen aus ihrem Mund zu hören war das schönste das ich die letzten Tage erlebt hatte... Auch wenn der Klang nicht mehr ganz so war wie früher.
„ Danke. Für alles. "
Sie senkte den Kopf und konzentrierte sich erneut auf das Foto, während ich hinaus trat.
Die Tür fiel ins Schloss und endlich hatte ich Zeit um durch zu atmen. Es war die Hölle. Meine eigene, persönliche Hölle. Aber am schlimmsten war es, sie zu sehen und zu wissen das sie sich nicht erinnerte. Die Verzweiflung in ihren Augen, weil sie so fieberhaft nach etwas suchte das ihr half.×
Der Arzt war wenig begeistert. Er wollte Stella noch einige Wochen länger da behalten um sie im Auge zu haben. Ich wusste in diesem Moment, dass meine Variante besser war.
„ Hören sie. Sie will sich erinnern. Ich weiß das ich es nicht übertreiben soll und das habe ich auch nicht vor. Aber ich will ihr helfen und das kann ich am besten zuhause. " konterte ich seine Bedenken. „ Verstehen sie mich nicht falsch, Doktor, aber... Es ist meine Frau um die es hier geht. Ich bin mir also der Tragweite und der Verantwortung dessen was geschieht und was notwendig ist bewusst. "
Zähneknirschend unterschrieb er die Entlassungspapiere. Es gefiel ihm nicht und er forderte von mir ein Versprechen ein, sofort zurück zu kommen falls etwas nicht stimmte. Ich wusste das er sie nur dann gehen ließ, wenn er meine Zusicherung hatte, doch insgeheim hatte ich schon einen Plan für Stella.
Es half nichts mich in Selbstmitleid zu suhlen - es war an der Zeit das ich stark war. Für uns beide.
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Caspian 2
RomanceNichts bleibt wie es war... Das muss auch Caspian feststellen, der sich am Ende eines Streits zwischen den Scherben seines Lebens wieder findet. Ist bereits jegliche Hoffnung verschwunden, jeder Kampf zu spät - oder kann er den Scherbenhaufen wied...