In Vino Veritas

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Es war warm und gemütlich in ihrem Zuhause. Überall brannten kleine Lichter und hüllten uns in gedämpftes Licht.
Ich stand in der Küche, unweit von Stella und erhob das Glas das sie mir gereicht hatte.

„ Auf Kaffee und Wein? " lachte ich, mir fiel nichts besseres ein. Aber es genügte um auch Stella zum lachen zu bringen. Sie stieß mit mir an und es fühlte sich fast an wie früher, als wir noch wir waren. Trotzdem behielt ich ihr Verhalten im Hinterkopf, wusste das etwas nicht stimmte.

Wir tranken, redeten über Verado und Casper, aber auch über meine Mum und Stella's Eltern. Gio Macciare ließ ich dabei außen vor, denn dafür war sie absolut nicht bereit. Nicht jetzt, nicht hier.
Eine Stunde endete und wir waren bereits auf gutem Weg eine zweite Flasche zu köpfen.

Alles war annehmbar angenehm, bis die Musik einsetzte. Ich verstand nicht wieso aber es war wieder dieses eine Lied, das mich regelrecht in den Abgrund riss - zumindest als Stella nicht mehr an meiner Seite war. Unser Lied.

„ Stella. " flüsterte ich. Woher mein plötzlicher Mut kam konnte ich nicht sagen, aber ich hatte das Bedürfnis mit ihr zu tanzen. Zu dem Lied das uns einst verband. Vielleicht war es die Hoffnung das sie sich erinnerte, das dieses Band zwischen uns erneut geknüpft werden konnte oder aber vielleicht lag es einfach nur an dem Wein den wir tranken,... Ich wusste bloß, das ich sie halten wollte, dicht bei mir. „ Würdest du mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen? "
Verdutzt sah sie mich an, ergriff dann aber meine Hand.

Ich führte, so wie ich es immer tat. Eine ihrer Hände lag auf meiner Brust die andere war fest mit meiner eigenen verflochten. Ich strich sanft und langsam über ihren Rücken, genoss die Zeilen des Liedes, kannte jedes Wort. Mit ihr hier zu sein, ihr so nahe zu sein, war als würde ich endlich nach einer langen Reise nach Hause kommen. Doch ich wusste das die Reise noch lange nicht vorüber war. Die Annäherung zwischen uns war da, das war unbestreitbar aber wir waren noch weit entfernt von einem Happy end.

Ihr Duft vernebelte meine Sinne. Es erinnerte mich an Zeiten, die lange vorüber waren. Alles was ich bisher mit ihr erlebt hatte spielte sich wie ein Film in meinem Kopf ab.
Sie hatte mir so viel gegeben wofür ich dankbar sein musste, nein wollte.

Das Lied endete und ich stoppte automatisch. Es war wie damals bei unserer Hochzeit. Der Tanz war vorbei, sobald das Lied zu Ende gespielt war. Doch ich hielt sie dicht bei mir und sie machte keine Anstalten Abstand gewinnen zu wollen. Wir sahen einander an... Eine gefühlte Ewigkeit verging.

Ich liebte sie, war aber im Begriff mich mehr und mehr in diese bezaubernde Frau zu verlieben. Ich verlor mich und meine Gedanken in ihren Augen.

„ Cas? "

„ Hm? "

Sie biss sich auf die Lippen. Allein der Anblick genügte um mich innerlich auf stöhnen zu lassen. Es war lange her das ich sie berührte, viel zu lange her das sie mich berührte.

„ Kann ich... Dich um etwas bitten? "
Alles. Sie konnte mich um alles bitten. Jederzeit.
Ich nickte und hielt ihrem Blick stand. Wieder biss sie sich auf ihre Lippen, doch diesmal schloss sie für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete wusste ich was sie wollte. Ich wusste um was sie mich bat.

Ich überlegte nicht. Keine Sekunde. Meine Lippen näherten sich ihren und hüllten sie ein. Verehrten und begehrten sie. Ich legte all meine Wünsche, all meine Hoffnungen und Emotionen in diesen Kuss. Ich wollte sie daran teilhaben lassen.

Als der Kuss endete sog sie scharf die Luft ein. Ihre Atmung hatte sich beschleunigt und ihr Brustkorb hob und senkte sich hektisch.

„ Du musst jetzt gehen. " flüsterte sie. "... Bevor... Etwas geschieht wofür ich vielleicht noch nicht bereit bin. "

Ich verstand den Wink.
Sie hatte nicht die Kraft dagegen anzukämpfen, also bat sie mich. Sie bat mich zu gehen, bevor wir einander näher kamen, denn sie war noch lange nicht soweit sich mir gänzlich hinzugeben...
Natürlich tat ich es. Ich tat was sie verlangte und ließ sie langsam los.

Doch ich wusste das ich heute Nacht...
Alleine in meinem Bett an sie denken würde. Wie ihre zarte Gestalt sich unter mir winden und ihre kraftvolle Stimme mich antreiben würde. Wie ich sie fühlen und schmecken würde.

Aber ich wusste auch...
Das sie an genau das selbe dachte.

Caspian 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt