23 | Lewandowski

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26. Oktober 2022 | (Barcelona/Spanien)

FC Barcelona vs. FC Bayern München

"If I knew it all then, would I do it again?
Would I do it again?"

Mein Kopf liegt auf dem Spielfeldrasen im Camp Nou. Wir sind aus der Champions League ausgeschieden. Klar, es war vor dem Spiel schon klar gewesen. Inter Mailand musste nur gewinnen, um uns aus der Champions League rauszukicken – und das haben sie. Sie haben haushoch gegen Pilsen gewonnen. Es gab zwar keine Chance, dass sie verlieren und wir somit noch eine Chance haben, indem wir gegen Bayern gewinnen, aber es gab Hoffnung.

Wir sind in das Spiel mit dem Gedanken gegangen, dass wir uns wenigstens bei den Fans mit einem Sieg entschuldigen wollten. Wir wollten den Fluch brechen, und endlich einmal gegen die Bayern gewinnen, gegen meinen ehemaligen Verein. Ich bin im Sommer erst vom FC Bayern zum FC Barcelona gewechselt, um eine neue Aufgabe in meinem Leben zu beginnen. Ich wollte was anderes sehen. Aber vor allem wollte ich einfach nur aus München raus – oder besser gesagt, aus Deutschland. Das hat mehrere Gründe. Mein Verhältnis gegenüber dem Sportvorstand und dem ganzen Verein. Mein Verhältnis zu vielen Fans, welches ich zerbrochen habe. Und ihn. Er war auch einer der Gründe, warum ich so schnell wie möglich aus diesem Land raus wollte. Mit meinem ersten Transfer, von Dortmund nach München, war unsere Beziehung bereits zerbröckelt, doch mit dem neuen Transfer war das nun das Ende. Die Beziehung ist komplett zerbrochen, und zwischen uns stand nur noch Hass. Er empfindet nichts anderes für mich, dass hat er mir oft genug deutlich gemacht.

Aber wir haben nicht gewonnen. Wie im Hinspiel haben wir gnadenlos verloren. Und ich war mit Abstand einer der schlechtesten Männer auf dem Feld. Nicht einmal das Tor getroffen, nicht einmal wirklich einen Schuss auch nur in die Nähe bekommen. Zu stark waren die Spieler meines ehemaligen Vereines. Zu stark war ihr verlangen, mich mit Karacho in die Europa League zu werfen, vermutlich aus Rache für meinen Abgang, den viele als „dreckig" und „unmöglich" betiteln. Vielleicht war er das, aber ich musste weg. Ich musste raus. Ich brauchte einen Neuanfang.

"If they knew what they said would go straight to my head
What would they say instead?"

Ich sitze immer noch auf dem Boden. Immer noch mit dem Kopf in dem Rasen, versuchend, mich vor allem und jedem zu verstecken. Barcelona hat mich geholt, um ihnen zu helfen. Ich bin zu ihnen gewechselt, um mit ihnen Titel zu gewinnen. Ich wollte einen erfolgreichen Neuanfang, zeigen, dass ich es wert bin und dass ich es kann. Ich wollte Ablenkung, positive Erinnerungen mit neuen Menschen. Ein positives Leben. Keine Tränen mehr, kein nichts mehr. Und was habe ich? Ich bin schuld, dass meine Mannschaft aus der Champions League fliegt. Ich war nicht stark genug, nicht konstant genug. Ich war zu unkonzentriert. Und dass nur, weil mich die Trikots, die Mitspieler, und vor allem das Logo des FC Bayern abgelenkt haben. In mir alte Erinnerungen geweckt haben an Tage, die schöner waren. Und an Tage, an denen ich nicht mehr konnte. Tage, die so schlimm waren, dass ich Angst hatte, an meinen Tränen zu ersticken und an Tage, an denen ich zu müde war, um noch einmal eine Träne zu verschwenden. Eine Träne an ihn zu verschwenden.

Ich verdrücke eine Träne, die aber nicht weiter auffällt, da sie auf den Rasen fällt. Ich spüre eine Hand auf meinem Rücken die kurz reindrückt, vermutlich, um mir Trost zu spenden. Aber Trost bringt nichts. Ich hatte einen Traum mit Barcelona. Natürlich ist es möglich, nächstes Jahr besser abzuschneiden. Aber ich brauchte diesen Erfolg jetzt. Ich brauchte irgendwas in meinem Leben, das positiv läuft. Endlich Menschen, die mich nicht hassen und die nicht sauer auf mich sind, wegen jeder Entscheidung in meinem Leben, die ich treffe. Begonnen in meiner Kindheit bei meiner Mutter, die mich aus dem Haus geworfen hat, als sie erfahren hat, dass ich das gleiche Geschlecht anziehend finde, bis hin zu meinen Freunden in Dortmund, die sich heute wohl nicht mehr als meine Freunde sehen würden, nachdem ich sie im Stich gelassen habe und auch meine Freunde in München, die jetzt vermutlich dasselbe über mich denken, wie die Dortmunder. Selbst Thomas, mein bester Freund in München, spricht privat kein Wort mehr mit mir – und eine Zeit lang waren wir unzertrennlich. Jeder schafft es ohne mich. Der Verein, meine „Freunde", Er.

Alle schaffen es ohne mich, aber ich bin ein Wrack ohne sie.

Würde ich wieder wechseln, wenn ich wüsste, wie es mein Leben in den Abgrund zieht? Würde ich wieder gehen, wenn ich wüsste, dass mich alle hassen? Würde ich wieder wechseln, wenn ich wüsste, dass ich IHN dadurch entgültig verliere? Würde ich wechseln, wenn ich wüsste, dass ich alles zerstöre?

"If I knew it all then, would I do it again?
Would I do it again?"

-- Authors Note --

Falls sich wer wundert, ob es mir gut geht, weil ich mich so oft melde; ich habe Ferien und definitiv nichts anderes zu tun (das ist eventuell gelogen).

Heute mal mit einem Einzel-OS, ihr könnt sehr gerne raten, über wen der liebe Robert hier gerade spricht. In meinem Kopf waren zwei mögliche Namen.
Lasst gern nh Review da 🫶

„They don't deserve u" 🤍

Song: Everything I wanted, Billie Eilish

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