Kapitel 31

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Mit geschlossenen Augen füllte ich meine Lungen immer wieder
mit Sauerstoff, während ein kalter Wind mein weißes dreckiges Kleid hin und her tanzen ließ.
Die Luft war kühl und klar, perfekt fürs meditieren. Zusätzlich erreichte mich am Krötenteich noch keine einzige Schallwelle der Zerstörung, die außerhalb bereits tobte.
Geräuschlos inhaltierte ich also tief die Luft, so wusste ich doch irgendwo, dass es eine der letzten Augenblicke für mich sein würde. Ich wusste nicht was mich erwartete...ungewiss dachte ich an die Zukunft und ob ich überhaupt jemals zurückkehren würde, geschweige denn überleben würde.
...und trotz allem musste ich das tun, Link war Hyrules letzte Hoffnung  und meine Aufgabe war es nunmal ihm Zeit zu verschaffen.

Nach einem weiteren kräftigen Atemzug öffnete ich meine grünen Augen. Der Himmel war pechschwarz, ich drehte mich um und sah in die finstere Dunkelheit, der Schrein des Lebens war nicht weit und so machte ich mich auf dem Weg Link lebewohl zu sagen und...Purah...und Impa... was ich wohl verpassen würde?!

Melancholisch schritt ich Richtung Schrein, versuchte mir jeden Stein einzuprägen und bewusst ein letztes Mal Hyrules Schönheit einzusaugen....

Bis ich da endlich stand.

Vor dem Schrein.

Meine Füße bewegten sich nicht.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir die folgenden Schritte leicht gefallen waren. Die Wahrheit war, ich hatte Angst. Schreckliche Angst. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Und so wirklich...so wirklich wollte ich keinen zuende denken.
Ich wollte es hinter mich bringen, ja ..aber gleichzeitig hatte ich Angst, dass ich bei seinem Anblick schwach werden würde. Es war so paradox...Link jetzt nicht zu sehen, gab mir die nötige Entschlossenheit Ganon in Schach zu halten.

Ich spürte wie meine Hände zu zittern begannen als ich meinen Füßen den Befehl gab, den Schrein zu betreten. Augen zu und durch, Lebewohl sagen. Vielleicht für immer.

Von Weitem hörte ich bereits Purah schimpfend auf die Tasten des Pultes hauen als mein Blick umher wanderte. Die tropfsteinähnliche Höhle wirkte kalt und leer. Da war ein immer wieder blau aufleuchtender Wasserbecken in der Mitte und Link mittendrin. Halb nackt. Schwer verwundet, blutete er vor sich hin...ein Anblick, der mir die Luft zu schnürte, kaum zu ertragen, zogen sich meine Lungen zusammen.

Ich bekam keine Luft und hielt die Tränen zurück. So wollte ich ihn nicht sehen... niemals. Sein Anblick schmerzte so sehr, heftiger als ich gedacht hatte und ich spürte wieder die Schuldgefühle in mir aufkommen. Der Wurm in meinem tiefsten Inneren begann immer weiter ein Loch zu graben. Als die Schuldgefühle mich zu übermannen begannen. Ich machte mich für Links Verletzungen verantwortlich. Ich hätte ihn aufhalten sollen, ich hatte die Situation von Anfang an als lebensmüde eingeschätzt und trotzdem....hatte ich ihn nicht abgehalten... wenn ich doch nur... wenn ich doch nur weggelaufen wäre... er wäre hinterher gerannt. Ich hätte ihn retten können.

Aber ich hatte nichts getan.

Und nun lag er da. Meinetwegen. Kaum ansprechbar. Seinem Ableben so nah.

Ich strich ihm über den nackten Arm.

"Wird ihm nicht kalt?"

fragend sah ich Impa an, die das Wasser im Becken immer höher zu füllen schien. Tröstend lächelte sie mir entgegen

"Keine Sorge Prinzessin, das Wasser hat angenehme 38 Grad"

Ich versuchte mit den Lippen ein kleines Zucken zu initiieren, wenigstens ein halbes Lächeln. Krampfhaft gelang es mir. Ich strich ihm eine Strähne zur Seite als Link die Augen öffnete und mich schmerzerfüllt ansah.

Ich konnte seine leuchtend blauen Augen kaum ansehen und schaute auf seinen Bauch. Ein großes blutendes Loch zeichnete sich.
Und während ich musternd seine tiefe Wunde betrachtete, wurde mir wieder klar, dass es ein Wunder war, dass er noch lebte. Sein Überlebenswille war stärker als jede Verletzung.

The Legend Of Zelda BotwWo Geschichten leben. Entdecke jetzt