versprochen ist versprochen

Lila Wolken

Als Julian im Besprechungsraum ankam, setzte er sich auf einen freien Platz in der letzten Reihe. Der Raum begann langsam sich zu füllen und nur noch wenige Plätze waren frei. Zu Julians Glück auch noch der Platz neben ihm. Er hoffte, dass dieser Platz einfach leer blieb und er während der Besprechung für sich sein konnte. Hansi betrat den Raum und kurz nach ihm kam auch noch Kai. Julian konnte sehen, wie Kai den Raum nach einem freien Platz absuchte und als er dann bemerkte, dass nur noch neben Julian ein Platz für ihn war, verzog er leicht das Gesicht.

„Kai, dahinten bei Julian ist noch ein Platz frei, das passt ja" sagte Hansi zu ihm und Kai zwang sich, ihm ein dankendes Lächeln zu schenken. Er lief die Reihen ab bis zur letzten Reihe und setzte sich neben Julian. Während der gesamten Besprechung war es für Julian schwer, sich auf Hansi zu konzentrieren. Er schaute nur rüber zu Kai und hoffte, dass er auch mal zu ihm rüber sehen würde. Doch das tat er nicht. Kai richtete seinen Blick zielstrebig auf Hansi und versuchte, Julian komplett auszublenden.

„So, das wäre der Plan für heute, gibt es noch irgendwelche Fragen?" sagte Hansi und schaute in die Runde: „Das scheint mir, als wäre alles klar. Dann bis später beim Training" beendete Hansi die Besprechung. Kai sprang förmlich von seinem Sitz auf und visierte die Tür an. Julian konnte nicht mal ansatzweise so schnell reagieren, da war Kai auch schon aus dem Raum verschwunden.
„Hey, du warst beim Essen noch nicht fertig mit erzählen" hörte Julian eine Stimme hinter im Sagen. Er drehte sich um und sah Niklas, der vor ihm stand.
„Ja, weißt du, das ist alles nicht so einfach für mich. Ich möchte unbedingt mit Kai reden und ihm alles erklären, aber"
„Er will nicht zuhören oder mit dir reden. Das hat man gerade auch deutlich gesehen" sagte Niklas und sah, wie in Julians Augen Tränen aufstiegen: „Hey, Jule. Es wird alles gut, okay? Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst und wenn du willst, kann auch ich mal mit Kai sprechen."
Niklas legte seine Hand auf Julians Schulter und Julian schenkte ihm ein leichtes Lächeln: „Das würdest du tun?"
„Aber natürlich, wenn ich dir damit helfen kann"
„Das wäre sehr nett von dir" sagte Julian und schaute verlegen auf den Boden.
„Klar, das ist kein Problem. Ich schaue einfach mal, wann sich die passende Situation bietet. Ich wollte jetzt zusammen mit Marco und Mats ne Runde Tischtennis spielen...hast du Lust mitzukommen?" fragte Niklas und lächelte Julian an.
Julian schaute vom Boden auf und erwiderte das Lächeln: „Ja, sehr gerne"

Niklas und Julian gingen aus dem Besprechungsraum Richtung Eingangstür. Die beiden trafen an der Tischtennisplatte schon Marco und Mats, die sich bereits einspielten.
„Hey, ihr spielt euch ja schon warm, das ist nicht fair" lachte Niklas und schnappte sich zwei Schläger. Er reichte Julian einen der beiden: „Ich habe noch Verstärkung mitgebracht, Jule spielt auch mit"

„Alles klar, Jule spielt dann mit dir. Dann hast du gegen uns vielleicht auch mal eine Chance" lachte Mats und ging um die Platte herum zu Marco, damit sich Niklas und Julian auf die freie Seite stellen konnten.
„Ich habe eine Musikbox mitgebracht, will wer Musik anmachen?" sagte Marco und hält eine kleine Box hoch.
„Ich kann Musik anmachen" sagte Niklas und verbund sein Handy mit der Musikbox.

🎶  30 Grad, ich kühl' mein Kopf am Fensterglas
🎶 Such den Zeitlupenknopf Wir leben immer schneller
🎶 Feiern zu hart, wir treffen die Freunde und vergessen unsern Tag
🎶 Wollen kein Stress, kein Druck (...)

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Kai war im Hotelzimmer und scrollte auf Instagram rum, als er hörte, dass die Zimmertür aufging: „Hey, was machst du denn hier?" fragte Jamal, als er das Zimmer betritt.
„Ich wollte mich etwas ausruhen. Ist später ja nochmal Training, da wollte ich fit sein"
„Hm, ach so."
„Ja."
„Sag mal, Kai...du weißt, dass ich dir deine Lüge beim Essen nicht geglaubt habe, oder?"
„Ich konnte es an deinem Blick sehen, dass du es direkt wusstest. Trotzdem danke, dass du das Thema in Ruhe gelassen hast"
„Ja, beim Essen. Ich hätte jetzt etwas Zeit und keiner stört uns, also, ich frage nochmal, was hast du im Hotelzimmer noch gemacht?"
„Jamal"
„Ich habe Zeit"
Kai wusste, er könnte Jamal jetzt nicht mehr abschütteln, er musste ihm die Wahrheit sagen.
„Ich wollte wissen, was Julian noch so wichtiges gemacht hat"
„Und?"
„Er hat telefoniert"
„Das ist jetzt nichts außergewöhnliches"
„Nein, nicht das er telefoniert hat.  Sondern mit wem"
„Mit wem hat er denn telefoniert?"
„Mit Lizzy, einer alten Freundin aus Leverkusen"
„Okay und was ist daran so schlimm?"
„Naja, grundsätzlich erstmal nichts, aber als ich ihn gefragt habe, mit wem er telefoniert, hat er mir geantwortet, dass es niemand ist, den ich kenne."
„Und deshalb bist du so abweisend zu ihm? Ernsthaft, Kai?"
„Nein, das ist doch nicht der einzige Grund. Er hat sich wochenlang nicht bei mir gemeldet. Er hat meine Anrufe und Nachrichten ignoriert und nie geantwortet. Der einzige Grund, warum ich wusste, dass es ihm gut ging und nichts passiert ist, war, weil ich die Spiele von Dortmund im Fernsehen gesehen habe und er gespielt hat. Sonst hätte ich mit Sicherheit auch die Polizei verständigt"
„Wie meinst du das denn? Er hat dich einfach ignoriert oder wie?"
„Ja, genau, Als wäre ich nicht existent und würde ihm nicht schreiben oder versuchen, ihn anzurufen. Als...als kannten wir uns gar nicht" bei diesem letzten Satz brach Kais Stimme etwas und Tränen stiegen in seinen Augen auf.
„Aber, wieso tut er denn sowas?" fragte Jamal ungläubig: „So ist Julian doch nicht"
„Das dachte ich auch" sagte Kai und versuchte, die Tränen zurückzuhalten: „Aber vielleicht war genau das sein Ziel, vielleicht wollte er mich nicht mehr kennen"

Jamal schaute Kai bemitleidend an, als eine Träne Kais Wange runterkullerte, sein Blick war starr an die Wand gerichtet.
„Nein, Kai. Das glaube ich nicht, ihr seid doch beste Freunde"
„Wir waren es"