„Bis später!" rief Hiko und warf die Tür hinter sich zu. Mit der Schultasche in der rechten und ein halbes Brötchen in der linken Hand, rannte sie zum Bahnhof. In letzter Sekunde sprang sie in den recht überfüllten Zug, bevor dieser ein paar Sekunden später schon abfuhr. Leicht außer Atem sah sie nach draußen und die Bäume und Gebäude rauschten an ihr vorbei. Sie atmete einmal in Ruhe kräftig ein und aus, bevor sie sich gegen die Wand lehnte und durch die Menschenmenge schaute. Plötzlich blieb sie bei einem lilanen Augenpaar hängen, die sie ebenfalls ansahen. Hiko erstarrte in ihrer Bewegung und hörte fast auf zu Atmen. Doch nun erklang durch die Lautsprecher die Information, an welchen Bahnhof sie gleich ankommen würden. Hiko blinzelte einige Male und schüttelte kurz mit dem Kopf. „Was war das denn?" dachte sie und sah nochmal in die Richtung der so faszinierenden Augen, doch sie waren weg. Als der Klang ertönte, dass die Zugtüren aufgingen, schüttelte sie noch einmal heftig mit dem Kopf und eilte zu ihrer Schule. Am Schultor angekommen, begrüßten sie schon zwei Mädchen. „Guten Morgen Hiko!" riefen ihre Freundinnen Emy, die ihre blonden schulterlangen Haare zu zwei Zöpfen gebunden hatte, und Layla, die ihre sehr langen rot-braunen Haare offen über ihren Rücken fallen ließ. „Guten Morgen ihr zwei!" begrüßte Hiko die beiden zurück und zusammen gingen sie in das große Schulgebäude und in ihre Klasse. Dort angekommen setzte sich Hiko auf ihren Platz und legte ihre Schulsachen auf den Tisch. Nach kurzer Zeit kam der Lehrer herein und hatte im Schlepptau ein Junge mit weißen verstrubbelten Haaren. Als der Junge sich zu der Klasse umdrehte, trafen sich seine und Hiko's Augen gleichzeitig aufeinander. Geschockt und mit leicht offenen Mund starrte Hiko ihn an. „Klasse, das ist Kaito Himato. Er wird ab heute eurer neuer Mitschüler sein." Leichtes Getuschel und Gekicher gingen durch die Reihen. „Ist der süß." „Wie alt der wohl ist?" „Der sieht echt heiß aus." Tuschelten einige Mädchen miteinander. Hiko blendete das alles völlig aus, ihre Augen folgten, die von Kaito, der sich direkt neben ihr setzte. Erst als der Lehrer sich absichtlich laut Räusperte, damit auch die letzten Stimmen verstummten, hatte Hiko wieder ihren Körper unter Kontrolle und schaute sofort nach vorne. „Warum hat er lilane Augen? Das ist total selten... Und warum zum Teufel fesseln die mich so?" Hiko verstand sich selber nicht mehr, doch versuchte diese ganzen Fragen aus dem Kopf zuschmeißen und sich den Unterricht zu widmen. Sie hatten grade Mathe und das war überhaupt nicht ihr bestes Fach. Auch wenn sie sich überall die größte Mühe gab und ziemlich gute Noten hatte, die Vier auf dem Zeugnis in Mathe schoss immer hervor. Der Lehrer schrieb einige Aufgaben an die Tafel, die alle bitte lösen sollten. Hiko schrieb die erste Aufgabe ab und sah sie sich genau an. „Okay, wenn ich das mit dem multipliziere und dann das nehme und mit diesem Ergebnis dividiere und daraus die Wurzel nehme dann..." dachte Hiko und tippte alles auf den Taschenrechner ein. „Dann ist das Ergebnis..." hoffnungsvoll sah sie auf den kleinen Bildschirm, doch dieser zeigte nur Error an. „Wie jetzt?" murmelte sie leise vor sich hin. „Verstehst du das nicht?" riss die Frage Hiko völlig aus dem Konzept und sie sah sich verwirrt nach links um. Kaito zeigte auf ihr Heft. „Soll ich dir helfen?" fragte er erneut. „Was? Achso... nein nein. Ich kann das..." lächelte sie verzweifelt und konzentrierte sich wieder auf die Aufgabe. „Ich kann dir ruhig helfen, du musst nur..." Doch Kaito wurde von Hiko unterbrochen. „Danke, aber ich schaff das schon." Hiko war zu stolz, um Hilfe von einem totalen Fremden anzunehmen. Kaito seufzte und lehnte sich gegen die Rückenlehne. „Man, ist die stur.." dachte er sich, musste aber schmunzeln, als er die kleinen Rauchwölkchen aus Hiko's Kopf aufsteigen sah. Durch sein leises Kichern bekam er die Aufmerksamkeit von Hiko, die ihn fragend ansah. „Du siehst süß aus, wenn du verzweifelt versuchst die Aufgabe zu verstehen." Bei diesem Satz schoss Hiko das Blut in die Wangen, die sich leicht rötlich färbten und starrte wieder auf ihr Heft. „Die ist nicht ganz einfach." Murmelte sie anschließend. „Stimmt, wenn man andauernd das Mal-Zeichen mit dem Geteilt-Zeichen verwechselt, kann der Taschenrechner nur Error anzeigen." Lachte Kaito leise und hielt sich die Hand vor dem Mund. „Was?" entsetzte sah Hiko auf ihren Rechner und tippte langsam die Aufgabe ein und achtete auf jede Taste, die sie berührte. Und schon spuckte der Rechner ein Ergebnis aus. Total entsetzt und wütend über sich selbst, schrieb Hiko das richtige Ergebnis auf. Nach einer geschlagenen Ewigkeit war Mathe endlich vorbei und Hiko seufzte erleichtert auf. „Du bräuchtest echt Nachhilfe in Mathe." Lachte Kaito und stand vor ihrem Tisch. „Nein, danke. Ich verzichte." Zischte Hiko, stand auf und ging mit ihrer Tasche aus dem Raum. Hiko machte sich mit Emy und Layla auf den Weg zur Sporthalle und zogen sich auch gleich in den Umkleidekabinen um. Als Hiko grade ihr Shirt über ihren Bauch nach unten zog, sprang die Tür auf und drei Jungen rannten lachend durch die Mädchenkabine. Lautes Gekreisch erklang von den schockierenden und halb nackten Mädchen, die sich durch ihre Arme und Hände versuchten einige Stellen ihres Körpers zu verdecken. Die Jungen rannten wieder Richtung Tür, doch mussten eine Vollbremsung hinlegen. Hiko stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah die drei sauer an. „War das echt euer ernst?" zischte sie und kam den Dreien bedrohlich näher. Kaito betrat grade den Eingangsbereich der Sporthalle, als er einen Jungen aus der Mädchenkabine geflogen sah und dieser hart auf dem Fliesenboden landete. „Was zum...?" Doch da kam schon der zweite und der dritte Junge geflogen und lagen, wie ein Haufen Elend, auf einem Haufen und rührten sich nicht. Nachdem Kaito ein paar Schritte näher kam und sich zu der Damenumkleide umdrehte, sah er Hiko, die wutentbrannt die Faust hob und rief: „Das wagt ihr euch nie wieder, verstanden?!" Anschließend flog die Tür zu. Kaito hockte sich zu den dreien und sah sie verwirrt an. „Was sollte diese Aktion?" „Wir wollten die Mädchen nur etwas ärgern." Erklärte der eine. „Doch Hiko ist immer gleich so brutal..." maulte der zweite. „Ihr seid selber schuld." Murmelte Kaito, stand auf und ging in die Herrenumkleide, um sich für den Sport fertig zu machen. In der Sporthalle erklärte der Lehrer, dass die Mädchen Badminton trainieren sollten und die Jungs teilten sich auf und spielten Fußball. Hiko stand gegenüber von Layla, die grade den Federball nach oben warf und rasch mit dem Schläger zuschlug, doch für Hiko war dieser Schlag viel zu leicht. Sie sprang kurz nach hinten, holte aus und feuerte den Ball in das andere Feld, wo Layla gar nicht so schnell schauen konnte, wie der Ball auf dem Boden landete. „Sag mal, welche Sportart kannst du nicht?" lachte Layla und hob den Federball wieder auf. „Das ist eine gute Frage." Lachte Hiko zurück. Das ganze Spiel über verlief nur so ab, Layla musste immer wieder den Ball holen, da Hiko ihn zu fest zurück schlug. Und natürlich blieb das von Kaito nicht unbemerkt. Er stand grade an der Seite und sah sich das Schauspiel genau an.
Nachdem auch Sport zu Ende war und alle frisch und geduscht aus der Halle spazierten, fragte Emy Hiko: „Isst du gleich mit uns mit?" „Nein, tut mir leid. Ich muss noch was erledigen." Hiko verbeugte sich entschuldigt und rannte los. „Wir sehen uns später." Rief sie ihren Freundinnen noch zurück. „Warum hat es Hiko so eilig?" Überrascht drehten Emy und Layla sich um und erblickten Kaito, der Hiko nachsah. „Tja, das ist eine von vielen Fragen, die wir uns aufgehört haben zu stellen." Seufzte Emy und schüttelte mit dem Kopf. „Keiner weiß, was Hiko in den Pausen macht und wir fragen auch nicht mehr nach." Antwortete Layla und die beiden Mädchen gingen in Richtung Cafeteria. Kaito wollte das nicht auf sich sitzen lassen und folgte Hiko.
Auf den oberen Blid seht ihr Hiko
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Die Liebe ist meist sehr kompliziert
RomanceHiko ist ein sehr selbstbewusstes Mädchen was ihren Schulaltag und ihre Arbeit gut im Griff hat, doch seit Er aufgetaucht ist, bringt er sie immer durcheinander und sie versteht nicht einmal mehr ihre eigenen Gefühle.