"Wohin bringst du mich?"

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"Wohin bringst du mich?", zische ich und versuche mich aus seinem Griff zu lösen.

"Nach Hause," sagt er lässig und schaut um die nächste Ecke, ehe er durch die Gänge geht.

"Das beantwortet nicht meine Frage! Ich will nicht mit dir fortgehen!"

Er verengt seinen Griff um meine Hüfte. "Du hast keine andere Wahl. Sieh es positiv! Ich rette dich."

Genervt rolle ich mit den Augen und bin froh, dass er es nicht sehen kann. "Du ENTFÜHRTST mich! Das ist was vollkommen anderes!"

"Ich RETTE dich aus einer pikanten Lage", sagt er zuckersüß.

"Träum weiter!"

"Wenn du nur wüsstest, wovon ich jede Nacht träume. Endlich werden sie wahr."

"Kian wird es merken und deinen Plan durchkreuzen. Er wird Aiden zur Hilfe holen und mich retten", sage ich.

Er lacht auf. "Aiden wird sicherlich keine Zeit haben. Der baldige König hat aller Hand zu tun, seine Hochzeit zu planen."

"Wie meinst du das?", frage ich vorsichtig nach.

"Weißt du es noch nicht? Aiden ist vor meiner Schwester auf die Knie gegangen und hat ihr die Frage gestellt."

"Du lügst", sage ich mit bitterer Stimme.

"Mein Liebling, ich würde dich nie anlügen."

"Er würde das nicht machen. Er liebt mich."

"Jetzt liebt er eine andere. Die Hochzeit wird sicherlich ein großes Fest werden! Schließlich bekommt das Volk ein neues Königspaar."

"Hör auf damit!", rufe ich und beginne zu schluchzen. "Hör auf mir mein Herz zu brechen!"

"Das hat Aiden schon getan. Er ist derjenige, der dich zum Weinen bringt. Er ist der Bösewicht in deiner Geschichte."

"Auch wenn wir keine Zukunft zusammen haben können, dachte ich das er zu mir hält. Egal was kommt."

"Ich wollte dich schon, seitdem ich dich gesehen habe."

"Was hast du jetzt mit mir vor?" Ich beginne zu zittern.

"Ich heirate dich." Er hievt mich wieder auf den Boden und dreht mich zu sich um. "Danach wird sich alles zum Guten wenden."

Ich sehe ihn düster an. "Ich werde dich nicht heiraten. Nicht in einer Millionen Jahre." Ich drehe meinen Kopf zur Seite. "Ich liebe dich nicht."

Er spitzt die Lippen. "Du wirst mich noch lieben. Irgendwann kommst du zur Vernunft."

"Was hast du davon, mich zu heiraten? Ich bin nur ein einfaches Mädchen. Ich habe kein Geld. Keinen Titel. Keinen Besitzt."

Carden umfasst sanft mein Gesicht. "Du hast wirklich keine Ahnung wie wertvoll du bist."

"Dann sag es mir. Kian dachte schon, dass du mich entführen willst. Jetzt sag mir endlich den Grund dafür!" Langsam wandelt sich meine Trauer in Wut um, welche ich an ihm auslasse. "Ich bin es leid, dass jeder ein Geheimnis daraus macht!"

"Nicht in diesem Ton, meine Schöne. Ich erzähle dir alles, wenn du dich beruhigt hast. Wenn wir in meinem Schloss sind."

"Und wo liegt das?", frage ich mit knirschenden Zähnen.

" Efror. "

"Davon habe ich noch nie etwas gehört. Es klingt düster und kalt."

Der König meidet unser Land. Wir leben abgeschieden von eurem Reich. Unser Schloss ist ebenfalls so groß, wie das welches du dein zu Hause genannt hast."

Er zieht mich mit sich. Die Wachen sind nirgends zu sehen, was mich wundert. Sonst wimmelt es hier von denen. Carden sieht meinen Blick. "Keine Sorge, ich habe sie nicht umgebracht. Sie schlafen nur tief und fest."

"Ich hätte dich für einen Mörder gehalten", sage ich ernst. "Das passt besser zu dir."

"Denk nicht zu düster von mir."

"Wie soll ich sonst von dir denken?"

"Ich bin kein Mörder. Mein Vater ist einer. Ich töte nicht wahllos. Nur wenn ich der Meinung bin, dass es nötig ist."

"Also bist du Richter und Henker zugleich."

"Sieh es wie du willst. Ich bin kein schlechter Mensch. Ich nehme mir nur das, was ich möchte."

Wir sind am Eingang des Schlosses angekommen. Das schwarze Pferd vom Turnier steht davor und sieht seinen Reiter an. So als würde es nicht wissen, was vor sich geht. Von weiten höre ich Kians Gebrüll.

Carden hievt mich auf das Pferd und endet kurzerhand hinter mir. "Wir müssen uns beeilen. Ansonsten wird es einen Toten geben." Er nimmt die Zügel in die Hand und reitet los.

Ich schaue hinter mich und sehe, wie Kian zu den Ställen rennt. Er hat ein paar Wachen im Schlepptau. Verstärkung. Wenn sie sich beeilen, können sie uns einholen.

Carden spornt sein Pferd dazu an, schneller zu werden. Wir reiten so schnell, dass der Wind mir um die Haare weht und mir die Sicht nimmt. Ich versuche die Haare beiseite zu streichen, doch es ist vergeblich.

"Kian!" Ich versuche erneut seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Meine Sicht ist nicht nur eingeschränkt. Es ist auch dunkel. Schließlich ist es spät am Abend. Beinahe schon mitten in der Nacht.

"THALIAAA!", höre ich es aus der Ferne rufen. "HALTE DURCH!"

Letztendlich schaffe ich es meine Haare zu bändigen. Wieder drehe ich mich um und sehe nun Menschen mit Fackeln in der Ferne. Er gibt mich nicht auf.

Das spornt Carden wiederum an. "Er wird dich nicht bekommen. Dafür habe ich zu lange gewartet" knurrt er.

"Wir werden sehen", zische ich ihm zu.

"Oh, das wird lustig. Ich werde schon dein loses Mundwerk zügeln."

Mittlerweile hat er Kian abgehengt. Ich hoffe inständig, dass er mich nicht aufgibt. Ansonsten hätte ich nichts an das ich hoffen kann.

Das Rauschen des Meeres wird lauter. Die Luft füllt sich mit einer salzigen Nebennote. Wohin bringt er mich?

Carden springt von seinem Pferd ab und führt es zu einem kleinen Steg, welcher mit einer einzelnen Laterne erleuchtet wird. Ein Boot kommt zum Vorschein. Natürlich. Er hat an alles gedacht. Wer weiß, wie lange er schon das geplant hat.

Er führt sein Pferd auf das Boot und bindet es am Pfosten fest. Ich nutze die Chance und springe vom Rücken des Pferdes. So schnell ich kann sprinte ich zur Reiling und will auf den Steg springen. Doch ich komme nicht so weit. Carden ist schneller und hält mich an der Taille fest. "Nicht so eilig, Liebling."

Carden schüttelt enttäuschend den Kopf. "Du zwingst mich dazu."

Er holt ein Seil aus seinem Mantel und bindet meine Hände damit zusammen. Dabei achtet er darauf, dass er es nicht zu festbindet, um mir keinen Schaden zuzufügen. Vom emotionalen Schaden ganz abzusehen. "So kannst du nicht mehr von mir fliehen."

Dabei ist es nicht genug. Er holt zudem ein schwarzes Seidentuch hervor. "Was hast du damit vor? Mir meine Augen zu verbinden? Damit ich dein Gesicht nicht mehr sehen muss?", frage ich höhnisch nach.

Schweigend dreht er mich um und legt mir das Tuch um den Mund. "Ich finde es schon anziehend, dich so hilflos zu sehen. So habe ich dich immer in meinem Bett gesehen", haucht er mir ins Ohr.

Carden dreht mich erneut um. Ich spüre seine Lippen auf meiner Stirn. "Das können wir alles nachholen."

The Power of WishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt