„Bis zum Ende."

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Ich sehe, wie die Wachen sich im Schlosspark formatieren. Alle sind mit Waffen aufgerüstet. Sie werden an meiner Seite kämpfen und sie werden für mich sterben. Die Schuld die auf mich zu kommt wird mich erdrücken. Ich will nicht, dass jemand für mich stirbt. Das bin ich nicht wert. Sie kennen mich nicht und doch sind sie bereit ihr Leben für mich zu opfern.

Es klopft an meiner Tür und kurze Zeit später steht Aiden neben mir. Auch er ist in eine Rüstung gekleidet. Nur er trägt einen Helm.

„Hast du Angst?", fragt er und schaut nach unten.

„Ich kann meine Angst nicht in Worte fassen. Mir ist übel und ich kann nicht mehr klar denken."

Seine Hand findet meine und drückt sie fest. „Ich bin bei dir und werde deine Seite nie verlassen."

„Bist du darauf vorbereitet, was passieren wird?", frage ich mit zitternder Stimme.

„Ich wurde mein ganzes Leben für so eine Situation ausgebildet. Eigentlich sollte ich keine Angst haben, doch die habe ich. Tief in mir drin. Ich will nicht, dass dir etwas passiert."

Die Trompeten ertönen. Es beginnt. In wenigen Minuten werden wir uns auf einem riesigen Schlachtfeld wiederfinden.

Wir laufen schweigend die Gänge entlang und steigen vor dem Schloss auf unsere Pferde. Der König, Kian und Fynn warten bereits auf uns. Sie werden hinter uns her reiten. Im Gleichmarsch reiten wir los. Hinter uns unsere Armee. Unser Weg führt uns durch die Stadt, welche wie ausgestorben scheint. Jeder Bürger ist in seinem Haus und hat die Türen und Fenster verriegelt. Selbst die Tiere stehen in den Ställen. Nur wir verbreiten Lärm.

Nun ist es so weit. Ich stehe Hand in Hand mit Aiden auf einer großen Wiese. Um uns herum ist nur Gras zu sehen. Keine Bäume, keine Steine. Aus der Ferne sehe ich wie ein dunkler Punkt immer größer wird. Der Feind. Er rückt mit jeder Minute immer näher. Er will Vergeltung. Egal was es kostet.

„Was ist, wenn einer von uns stirbt?", hauche ich. Meine Stimme ist voller Angst.

„Das wird nicht passieren."

„Doch was ist, wenn ich tödlich verletzt werde oder du von Carden erstochen wirst?"

„Ich werde alles dafür tun, damit das nicht passiert."

„Zusammen."

„Bis zum Ende."

Ein lautes Kreischen ist zu hören. Ich schaue im nach dem Geräusch um und sehe zum Himmel hinauf. Das, was ich sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Die Geheimwaffe von Carden. Der Drache aus der Höhle.

„Das sieht nicht gut aus", höre ich Kian, welcher neben mir steht.

„Ist es auch nicht", sage ich und schlucke schwer.

Die Arme von Carden hat sich völlig ausgebreitet. Sie breitet sich bis zum Horizont aus. Alle in Schwarzer Rüstung. Zu Fuß und zu Pferd. Schwer bewaffnet. Schwerter, keulen, Speere, Morgensterne, Pfeil und Bogen sowie Armbrüste kann ich aus der Ferne sehen.

Ich umklammere das Schwert in meiner Hand und halte das Schild in meiner anderen näher an meinen Körper. Sie sind meine Lebensversicherung. Sie werden mich schützen.

Carden tritt vor. Sein Gesicht ziert kein Grinsen oder Lächeln. Er schaut ernst und verbittert. Doch auch Anzeichen von Schmerz und Trauer sehe ich unter den Berg von Wut.

„Mein Liebling, wie schön dich zu sehen. Ich habe dir gesagt, dass ich wieder kommen werde und dich holen werde. Hier stehe ich", sagt er laut und klar. „Wegen dir stehe ich hier mit einer ganzen Armee. Es muss nicht in einem Krieg enden. Komm einfach zu mir her und niemand wird verletzt."

„Das werde ich nicht."

Er schüttelt den Kopf. „Sei nicht so stur. Ich werde dich nicht bestrafen. Es wird dir gut bei mir gehen. Dir wird es an nichts fehlen."

„Doch. Ich würde meine große Liebe nie wieder sehen."

„Ich bin deine einzig wahre Liebe", sagt er bestimmt.

„Ich hatte Hoffnung in dich, Carden. Doch deine Stimmungsschwankungen haben deinen ganzen Charakter verdorben. Du tust mir leid."

Nun erhebt sein Vater die Stimme. „Ich verbiete es dir so mit meinem Sohn zu reden! Er wird der neue Herrscher über die Welten werden. Habe Respekt vor deinem Ehemann, Fräulein!"

„Wir sind nicht verheiratet. Das werden wir auch nie sein. Sie haben ihren Sohn zu dem gemacht, was er heute ist. Sie haben ihn nicht die Zuneigung und Liebe gegeben, die er in der schlimmsten Zeit seines Lebens benötigt hatte!"

„RUHE!", schreit Hel und sieht mich wütend an.

„VATER!", unterbricht Carden ihn. „Ich bitte dich, lass mich das lösen."

„Dann bring deiner Frau Respekt und Demut bei!"

„Thalia hör mir nun gut zu. Entweder kommst du ohne Murren zu mir oder sieh zu wie dein geliebter Prinz und deine Freunde vor deinen Augen sterben. So oder so wirst du meine Frau."

Ich halte meinen Kopf hoch und sehe ihn ohne Emotionen an. „Nur über meine Leiche."

„Dann sieh zu. Hoffentlich hast du danach deine Lektion gelernt."

Es beginnt. Der Kampf um Leben und Tod ist nun eröffnet. Der Feind greift uns an. Die Armee brüllt ihren Kampfschrei und rennen los. Sie rennen so weit bis beide Parteien aufeinanderprallen. Auch wir machen uns bereit. Aiden stürzt als erster los. Dicht gefolgt von Kian und Fynn.

Ich schließe kurz die Augen und versuche mich zu konzentrieren. Ein Gedanke schwirrt durch meinen Kopf. Überleben. Dann fasse ich all meinen Mut zusammen und renne ebenfalls los. Meine Füße laufen wie von allein. Ich halte das Schwert zum Angriff bereit. Es prallt mit einem anderen zusammen. Mit meiner ganzen Kraft stoße ich das gegnerische Schwert von mir und stoße den Gegner zu Boden.

Ich bahne mir meinen Weg immer weiter vor. Kämpfe mit jeden der sich mir in den Weg stellt. Ich nutzte meine neuen Fähigkeiten und Taktiken, die ich gelernt habe. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Aiden kämpft. Selbst der König hat sich dazu beschlossen aufs Schlachtfeld vorzurücken. Er kreuzt die Klinge mit seinem alten Feind. Hel. Beide stoßen wütend auf den anderen ein.

Carden kämpft und wehrt alle ab. Bis jetzt hat er noch niemanden umgebracht. Er hält sein Wort. Doch dieses wird er brechen, wenn er Aiden ins Visier nimmt. Das werde ich verhindern. Auch wenn ich selbst mit ihm die Klinge kreuzen muss und ihn im Ernstfall töten muss. Ich möchte nicht, dass es so endet. 

The Power of WishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt