Bittere Wahrheit

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„Du hast alles dabei?", frage ich Adnan als ich einsteige.

Er nickt mir zu. Seine Augen schauen mich kurz überrascht an. „Wem gehört das Kleid? Das ist neu."
Kurz muss ich lachen und nicke ihm zu. „Ist von meiner Schwiegermutter.", antworte ich ihm.

Genervt rollt er mit seinen Augen.
Er hasst diese Familie wirklich. „So schlimm ist sie nicht. Der Rest der Familie aber schon. Insbesondere der Vater, tam bir orospu çocuğu (ein richtiger Hurensohn).", seufze ich.
Direkt fängt er an zu lachen und ich muss kurz schmunzeln.

Mit Vollgas fährt er zum genannten Ort.
„Plan ist klar, oder?", frage ich ihn noch einmal.
Er nickt mir zu.
„Während du ihn tötest, warte ich hier und mache natürlich nichts.", antwortet er mit unzufrieden.
Augenrollend drücke ich mir den Lautsprecher in mein Ohr und schüttele wild mit meinem Kopf, damit es richtig sitzt.
Danach ziehe ich mir die blöde Brille an, die aber wichtig ist für heute.

„Du bist hier für Notfälle und hörst mit zu, falls er was wichtiges sagst. Haddi, bis gleich."
Ich steige aus und laufe die letzte Meter zum Eingang.
Eine riesige Villa mitten im nirgendwo, typisch Anfänger.

Mit einem gespielten lächeln laufe ich die Treppen hoch und werde von den Türstehern kritisch gemustert.
Der andere Türsteher nickt seinem Kollegen zu.
„Sie gehört zu den VIP. Extra von Herr Torecci angeordnet."
Zuckersüß grinse ich ihn an, bis er nachgibt. „Gut."
Beim reinlaufen schicke ich Selim einen Luftkuss, der mir zuzwinkert.

Adnan hat perfekt vorgesorgt.

Im großen Saal schaue ich mich kurz um und drücke mir die Brille hoch.
„Siehst du alles?", frage ich Adnan leise.
„Ja, alles. Geh erstmal an die Seite. Noch ist alles ruhig.", antwortet er mir.
Die Brille war sehr teuer, pro Stück 10.000€, dafür hat sie aber ganz viele kleine Kameras am Gerüst der Brille und die Gläser sind keine normalen. Die können die Umgebung abscannen, was die Arbeit von Adnan etwas erleichtert.
Serben sind wirkliche Genies!

Zufrieden laufe ich zu den Tischen. „Das Essen sieht perfekt aus. Vielleicht schaffe ich es ja für dich ein paar Stücke in mein Kleid zu quetschen."
Kurz muss ich anfangen zu lachen, reiße mich aber schnell wieder zusammen. Ich will schließlich keine Aufmerksamkeit auf mich erregen.
„Manyak (Verrückte).", höre ich ihn lachen.
Ich greife nach irgendwelchen Stäbchen und probiere mich durch.
„So lange wir Zeit haben, rede ich einfach.
Also, meine Mutter war am Anfang sehr verwirrt, freut sich aber sehr, als ich ihr die Bilder vom Haus gezeigt habe. Sie plant schon Gemüse und Obst anzubauen im Garten.
Übermorgen sind auch unsere Sachen da. Begül hat ihre Sachen schon alle gebracht und neue Möbel auch eingekauft."

„Perfekt. Das freut mich. Mein Vater ist auch fleißig am putzen und umstellen der Möbel.", versuche ich schnell zu antworten.
„Das ist schon verrückt. Als Kinder haben wir von allem hier geträumt und jetzt haben wir vieles schon erreicht. Dank dir, dank uns."
Kurz unterbricht ihn ein Klingeln.
„Dein zukünftiger ruft an. Soll ich ran gehen?"
„Nein, lass es. Schalt es auf leise. Wir müssen fokussiert bleiben."

Er hat mich einfach mit seiner Mutter allein unsere Hochzeit planen lassem und ich habe gewartet auf ihn. Trotzdem kam er nicht, obwohl wir es schon spät haben. Wenn andere Dinge wichtiger sind als ich, kann er ruhig warten. Das hier ist mir wichtiger.

„Begül hat mir geschrieben, dass Domenico jetzt kommen sollte."
In dem Moment betritt ein muskulöser Mann den Raum. „Er ist das.". Bestätigt mir Adnan meinen Gedanken.
Warum müssen alle neuen Männer, die ich kennenlerne so gut aussehen?
Mürrisch lasse ich die leeren Stäbchen fallen und laufe zu ihm hin.
Domenico begrüßt seine Gäste und fängt kurze Gespräche mit ihnen an.
„Warte etwas. Er ist mittendrin. Das ist zu auffällig und die anderen Gäste sind offensichtlich seine Partner und gehöre Besuch zur Mafia. Du begibst dich in Gefahr!".

Ich schaue kurz durch den Raum und analysiere die Gäste genauer.
Er hat Recht, die Enden ihrer Waffen sind zu sehen.
Seufzend laufe ich wieder zurück und beobachte ungeduldig die Menschen hier.