„Baba, evdeyim (Vater, ich bin Zuhause)"
Ich ziehe die Schlüssel aus dem Schloss und stecke es wieder in meine Jacke.
Meine Schuhe nehme ich in die Hand und stelle sie in das Regal.„Merhaba, kizim (Hallo, Tochter)", ruft er von dem Wohnzimmer aus.
Ich laufe kurz durch die Wohnung und sehe dann, wie er am Esstisch sitzt.
„Ich habe uns Ispod saca mitgebracht von der Arbeit. Neben der Baustelle war ein kleiner Stand, wo sie das verkauft hatten.", gibt er stolz von sich.
„Danke. Und schau mal: Adnans Mutter hat uns diesen leckeren Marmorkuchen gemacht."Sofort schaut er zur Tüte.
„Bedanke dich bei ihr von uns." Ich nicke ihm zu.
„Hab ich."
Ich stelle die Tüte auf dem Tisch ab und laufe in die Küche, um uns Teller zu holen.Angekommen hole ich das Essen aus der Verpackung und tue es in die Teller rein.
Hungrig wartet mein Baba (Vater), bis ich endlich fertig bin.
Durch seine Arbeit auf der Baustelle hat er immer zutun.Er ist durchgehend am arbeiten, um uns beide zu ernähren und die Miete zu bezahlen.
Durch den Krieg in der Türkei, musste er mit mir flüchten. Damals war ich zwei Jahre alt.
Meine Mutter ist im Krieg verstorben, da sie wohl erschossen wurde.
Daher hatte er es noch schwerer und ohne Geld musste er eine Lösung finden.
Seitdem arbeitet er oft an verschiedenen Stellen, um sich um mich zu kümmern.Das ist absolut nicht selbstverständlich und es tut mir weh ihn so zu sehen.
Ich greife in meine Hosentasche und hole Teil meines Geldes heraus.
Immer gebe ich ihm 50% meines Verdienstes. Den Rest verstecke ich und spare es an. Mein Ziel ist es uns ein Haus zu kaufen in einer schönen Gegend.
Aber noch ist es nicht soweit, daher spare ich erst einmal an, um ihn dann zu überraschen.„Das ist für dich."
Während ich kaue, lege ich das Geld vor ihm ab.Mit großen Augen schaut er drauf.
Zugegeben, heute habe ich viel mehr verdient als die letzten Tage. Kein Wunder, dass er jetzt so verwirrt auf das Geld schaut.
„Ayla, hör auf mir dein Geld zu geben!
Du arbeitest so hart für dein Geld, behalte es."Zugegeben, er denkt ich arbeite. Meine Schuld...
Leider habe ich meine Schule nie beendet. Ich war einfach nie da.
Obwohl ich sehr gut in der Schule war, wenn ich natürlich abwesend war, wollte ich nicht dahin gehen.
Ich fühlte mich unwohl.
Früher hat man mich versucht zu mobben, da ich die Sprache nicht kannte und sie mich als Türkin nicht dabei haben wollten.Also drehte ich den Spieß um.
Ich wurde zu dem, was sie in mir sahen.
Eine Schulschwänzerin, die Drogen und weitere Dinge vertickt, um so Geld zu verdienen.
Adnan und Begül, eine Freundin von mir, haben es also zusammen so gemacht.
Unsere Eltern dachten wir sind in der Schule, während wir andere Dinge trieben.Deshlab denkt er ich habe die Schule abgeschlossen und arbeite jetzt als Krankenschwester.
Habe ihm einfach irgendeine Lüge aufgetischt, damit er mich in Ruhe lässt.
Er ist ein wirklich guter Vater, der sich stets Mühe gibt.
Trotzdem wurde ich so, wie ich wurde.
Mein Wissen als „Krankenschwester" habe ich auf der Straße kennengelernt.Meinen Hass habe ich in Prügeleien ausgelassen, daher habe ich auch viele Narben am Körper.
Daher passt es auch mit meinem „Beruf" zusammen. Wenn er mich was fragt, habe ich auch eine Antwort drauf.„Das ist für dich! Ich brauche kein Geld.
Bezahl dankt die Miete oder sonstiges.
Ich bin 20 und will mich jetzt selbst um meinen Vater kümmern, also diskutiere bitte nicht.", bestimme ich ernst.
Er soll es einfach nehmen und Punkt.Nach langem hin und her nimmt er es an und wir verbringen noch etwas Zeit, bis ich mich schlafen lege.
Morgen kommen meine neuen Waren an.
Ich gehe dann morgen wie immer zum Training und danach gehe ich zu Adnan, um die Ware abzuholen.
Jap, so mach ich es.Schnell ziehe ich mir ein Pyjama an und lege das restliche Geld in meinen Schrank rein.
„Gute Nacht, Baba (Vater)", rufe ich noch laut.
„Gute Nacht, Kizim (Tochter)", antwortet er mir.
Seufzend schließe ich meine Augen und schlafe endlich ein.
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Bittere Wahrheit
RomansaMontenegro, Niksic Ein Mann liegt verletzt in einer Gasse und sie trifft ihn zufällig, als sie dabei war vom Club nachhause zu fahren. Die Familie von dem Mann lässt sie danach einfach nicht in Ruhe... Wohin wird das ganze führen? ... „Was war das v...