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„Ayla, noldu (was ist passiert)?", brüllt mich jemand an.

Sofort öffne ich meine Augen und blicke in das Gesicht meines Vaters.
Bevor ich irgendwas sagen kann, springe ich vom Bett auf und schubse ihn zur Seite.
„Ahh!", schreie ich vor Schmerzen auf.

„Ayla, kizim (Tochter)?", spricht er ängstlich aus.
Sofort fange ich an zu würgen und meine Augen fangen an zu tränen.
„Alles wird gut.", versucht er mich zu beruhigen und hält meine Haare fest.
Ich gebe ihm mit meiner Hand ein Zeichen, dass es mir gut geht, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht.

Als ich fertig mit dem Übergeben bin ziehe ich ab und lehne mich an die Wand.
„Erklär mir sofort, was passiert ist? Wo warst du? Warum siehst du so aus? Wann kamst du nachhause?", fragt er mich wütend aus.
Weinend halte ich mir die Ohren zu, es ist einfach zu viel! Diese verdammten Schmerzen bringen mich noch um.
Ich weiß nicht einmal, was gestern passiert ist, nachdem mich dieser Mann nachhause fahren wollte.
Plötzlich höre ich, wie er meinen Namen ruft, doch meine Beine geben nach.
„Baba...", flüstere ich, bevor ich ihm in seine Arme falle.

—-

Antonio POV

Grübelnd liege ich im Bett.

Wer war dieses Mädchen?
Sie geht mir nicht mehr aus meinem Kopf.
Während ich die Decke anstarre, öffnet sich die Tür.
„Oh, Bruder! Wie geht es dir? Kamst dem Tod gerade noch davon.", lacht mich Emilio aus.

„Freut mich auch dich wiederzusehen, kleiner Bruder. Wo ist Giovanni?", frage ich ihn abwesend.
Seufzend setzt er sich auf den Sessel.
„Er ist beschäftigt.", antwortet er mir.
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Womit?"
„Er sucht die kleine von Gestern. Ihr Vater hat sie weggefahren, aber wohin genau schaut er jetzt."

Gut. Er soll sie finden. Zum Glück gibt es wenigstens einen der mitdenkt.

„Du fängst an die Hunde von Gestern zu finden. Diese Idioten kommen nicht soweit. Finde sie und töte sie, damit wäre die Sache auch geklärt.", befehle ich Emilio.
„Diese Idioten haben aber geschafft dich anzuschießen und danach abzuhauen.", fügt er belustigt hinzu.
Augenrollend setzt ich mich aufrecht hin.
„Mach, was ich dir gesagt habe. Ich war von den Kämpfen davor geschwächt und meine Munition war leer. Sie hatten Glück und konnten mich treffen.", zische ich wütend.
Es fuckt mich selbst ab, dass die mich verletzen konnten. Trotzdem ist es passiert, und dank meinem Schutzengel lebe ich noch.

„Verpiss dich jetzt und klär das. Ich rufe Giovanni an und frage ihn, wie weit er ist."
Nickend steht er auf und verlässt den Raum.
„Gute Besserung, großer Bruder.", ruft er mir noch zu und schließt die Tür.
Kurz muss ich schmunzeln. Emilio konnte nie wirklich Gefühle zeigen, seitdem er ein Kind ist. Trotzdem weiß ich, dass er sich Sorgen um mich gemacht hat.
Ich habe es an seinen Augen erkannt.

Seufzend suche ich mein Hand aus meiner Tasche und wähle die Nummer von Giovanni ein.
Meine Augen bleiben an dem roten Stück Fetzen hängen.
Bevor ich mein Bewusstsein verloren hatte, sah ich, wie sie sich ihr Kleid zerreißt hatte und es mir um meinen Arm gebunden hatte.
Sie sah wahrlich aus wie ein Engel...

„Hallo? Antonio?Rede doch?", weckt mich die Stimme von Giovanni aus meinen Gedanken.
„Hallo." Kurz höre ich ein erleichterndes Ausatmen seinerseits.
"Du rufst bestimmt wegen dem Mädchen von gestern an."
Verdammt richtig.
„Wo ist sie?"

„Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr. Sie ist im Krankenhaus, warum, weiß ich noch nicht."
Kurz zieht sich etwas in mir zusammen. Warum ist sie dort?
„Sie hatte doch gestern auch Verbände und so weiter, vielleicht hängt es damit zusammen?", gebe ich eine Vermutung von mir.
„Ich weiß, bin jetzt dran. Wir sprechen später wieder." Er legt auf und ich schmeiße mein Handy aufs Bett.
Das Mädchen ist mir ein Mysterium, was ich lösen will.

Ihre wunderschönen Augen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf...

Bittere WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt