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„Ayla Korkmaz? Sie ist es?", spricht eine etwas ältere Dame aus, die aber verdammt einschüchternd aussieht.

Die drei Jungs nicken ihr zu.
Ist das deren Mutter? Die Ähnlichkeit ist verblüffend.

Ich löse mich langsam von den beiden und laufe ein Schritt auf die Familie zu.
Sie stehen vor dem riesigen Esszimmer und haben wohl auf uns gewartet.
„Ja, ich heiße so. Und Sie sind?", gebe ich selbstbewusst von mir.
Mit einem undefinierbaren Blick läuft sie auf mich zu und vor mir bleibt sie stehen.
Tief schaut sie mir in die Augen. Will die mich boxen?

Plötzlich streckt sie mir ihre Hand aus.
„Mein Name ist Bianca Berlusconi. Ich bin die Mutter von den Jungs hier. Und das ist mein Mann, Amando Berlusconi.", stellt sie ihre Familie vor.
Feste ergreife ich ihre Hand.
„Ha una stretta di mano decisa. Mi piace. (Sie hat einen festen Händedruck. Gefällt mir)", sagt sie dann auf Italienisch oder so.

Ich zeige mir meinen Händen auf die beiden hinter mir.
„Dann wird es mal Zeit meine Begleitungen vorzustellen.
Das ist Adnan und Begül. Mehr zu den beiden muss Sie aber nicht interessieren.", gebe ich leicht frech von mir.
Sie nickt mir leicht zu und läuft zum Esstisch.
„Setzt euch hin. Wir haben extra etwas türkische machen lassen."
Ich nicke beiden zu, damit sie sich hinsetzen. Ich setze mich relativ mittig von mir und die beiden um mich herum.

„Du hast wohl das Leben meines Sohnes gerettet?", fängt der Mann plötzlich an zu sprechen.
Ich habe extra versucht ihn zu ignorieren, da er echt fies aussieht.

„Verarztet, um genau zu sein. Ich rette nicht die Leben anderer.", antworte ich ihm mit fester Stimme.
Wirklich alle Augen sind auf mich gerichtet. Wortwörtlich. Adnan und Begül gehören auch dazu.
Ich bin unfassbar nervös, merke es mir aber nicht an. Versuche ich zumindest, keine Ahnungm, wie lange ich es noch durchhalten werde.

„Erzähl uns was von den Gerichten hier. Du kommst ja aus der Türkei, eher gesagt ihr alle.", bittet mich die Mutter.
Die Jungs sind komischerweise eher ruhig. Die starren nur so blöd.

„Wie Sie wünschen. Das ist Lahmacum. Viele nennen es die türkische Pizza. Es wird ein Teig ganz dünn ausgerollt und Hackfleisch mit ein paar Extras kommen drauf. Schmeckt ganz gut in Kombination mit Zitronensaft.
Das ist Mercimek, also Linsensuppe. Schmeckt hervorragend.
Der Rest ist nur verschieden Fleischarten mit Reis. Ich bin kein Koch oder sonst was, daher genügt das wohl."
Zufrieden lächelt sie mich an.

„Warum wohnst du in Montenegro und nicht in der Türkei?", fragt mich der Vater sofort.
Was soll das?!

„Bin ich in einem Verhör?", frage ich ihn angespannt.
„Eigentlich schon. Wir wollen alles über dich wissen.", wird er jetzt etwas lauter. Adnan steht plötzlich auf.
„Wir gehen.", bestimmt er. Gerade will ich auch aufstehen, als von hinten ein Mann plötzlich seine Waffe auf Adnan hält.
„Hier geblieben. Ohne Antworten lasse ich euch nicht gehen.", brüllt der Vater laut.
Sofort zucke ich zusammen und halte mich am Tisch fest, da ich plötzlich starke Schmerzen an meinen Rippen fühle.

„Adnan!", kreischt Begül laut und will gerade ihre Waffe herausholen, doch ich halten ist letzter Kraft ihren Arm fest.
„Noch nicht.", flüstere ich.

Ich schaue Adnan an und deute ihm an, sich zu beruhigen.
Wiederwillig setzt er sich wieder hin und ich atme einmal tief ein.

„Amando, das wäre nicht nötig gewesen.", merkt die Mutter an.
„Stellen Sie mir Ihre Fragen, damit wir uns verziehen können. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit."

Dieser Abend wird nicht gut ausgehen.
Das gute ist, ich habe vorgesorgt. Von früheren russischen Kunden hatte ich eine Kette abgekauft, die mit meinen, ich sage mal Kollegen verbunden ist.
Kurz fange ich an zu husten und tippe dreimal unauffällig auf meine Kette.
Genau jetzt müsste mein Standort meinen Jungs und Mädels gesendet worden sein.
Über die Jahre ein Netzwerk aufzubauen ist das beste was ich hätte machen können.

„Warum bist du hier?", wiederholt der Vater seine Frage.
„Meine Eltern sind vor langer Zeit gemeinsam aus der Türkei geflüchte, da es dort Krieg gab und sie weg wollten. Dann kamen wir hierher.", antworte ich ihm zischend.

„Wo ist der Rest deiner Familie? Deine Mutter?"

Jetzt haben die aber einen Wunden Punkt getroffen.

Bittere WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt