XIII. Gekidnappt

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Als ich über die Gänge zu Carlos' Zimmer ging, kam mir niemand entgegen. Wer hätte es auch anders erwartet? Es ist nah an der Nachtruhe.

Nur als ich zum Zimmer der Jungs kam, stand die Tür schon sperrangelweit offen, was mich verwunderte. Davon hatten sie nichts erwähnt. Als ich dann aber sah, wer gerade den 3D-Drucker benutzte, fiel es mir wieder ein. Chads Kopie des Schlüssels. Das ist wohl nicht das erste Mal, dass er sich hier hineinschleicht.

"Charming." Er drehte sich ruckartig um und starrte mich an. "Das ist nicht dein Zimmer, wenn ich mich recht erinnere." "Deines schon gar nicht." Ich sah an ihm vorbei und bemerkte die kleine Figur, die im Drucker halb fertig stand, während ich hineinging. "Was soll das werden, wenn's fertig ist?" Er nahm die kopflose Figur aus dem Drucker. "Ein Chad Action Figur. Fehlt nur noch der Kopf." Ich lachte leicht. "Eindeutige Verbesserung. Und jetzt gib mir den Schlüssel. Im Gegensatz zu mir solltest du nämlich keinen haben."

"Warum sollte ich bitteschön auf dich hören? Du kannst mir weder nachweisen, dass ich einen Schlüssel habe, noch, dass du hier sein sollst."

"Rosa hat den Schlüssel von Carlos bekommen und ihn nicht einfach ausgedruckt." "Danke, Dude ... Warte, was?" Ich drehte mich schnell zu dem sprechenden Hund. "Dude kann reden?", fragte Charming entsetzt. Ich schüttelte kurz den Kopf. Carlos kann mir das sicher auch erklären.

"Gib mir den Schlüssel", meinte ich ernst und hielt Charming meine Hand hin. Er drückte mir den goldenen Schlüssel, der eine eins zu eins Kopie von dem, der in meinem Zimmer lag, war in die Hand, fuchtelte dann aber noch mit der Actionfigur vor der Nase herum. "Die bekommst du aber nicht." Danach drehte er sich um und stürmte aus dem Zimmer. Die will ich auch nicht.

Ich setzte gerade den Druck für den Zauberstab an, als Dude von Carlos' Bett aufsprang und nach draußen lief.

Keine zwei Minuten später standen Carlos und Jay in der Tür, wobei Carlos Dude auf dem Arm hatte. Ihn jetzt so zu sehen, tat weh. Das hatte ich nicht erwartet.

"Ihr habt viel zu erklären. Und die zwei Minuten haben es jetzt glaube ich auch nicht rausgeholt", meinte ich, während ich auf den Drucker deutete.

Carlos ließ Dude auf den Boden, wobei Dude sich sofort wieder auf seine Hundeschale aufs Bett setzte. "Übrigens war Charming zu Besuch", erklärte ich und legte die beiden Schlüssel auf den Tisch, bevor ich mich auf einen Stuhl setzte. Carlos und Jay taten es mir gleich, während Carlos genervt die Luft ausstieß.

"Also, was ist los?" Nachdem Jay Carlos aufforderte zu erzählen, stotterte dieser nur etwas drumherum. "Ben wurde gekidnappt", rief Dude dann kurz und knapp, wobei ich schockiert zu den beiden sah. "Er ist in Lebensgefahr. Deswegen solltest du niemandem was sagen." Ich hörte Schritte hinter mir und bemerkte, dass die Tür noch offen stand. "Leben wir im Zelt oder warum ist die Tür noch offen, wenn das alles so geheim ist?" Jay stand schnell nochmal auf und schloss die Tür. Jemand hat das definitiv gehört.

"Gut. Also Ben ist jetzt wo?" Jay seufzte. "Auf der Insel." "Und ich schätze, ihr braucht den Stab, um ihn wiederzuholen?" Carlos nickte, wobei ich die ganze Zeit versuchte, ihn nicht unbedingt anzugucken. Wenn er Jane will, komme ich darüber hinweg. Krieg dich ein, Rosa!

"Okay und ... warum kann Dude reden? Ist das auch Teil des Plans?" Carlos hob die Hand, um sich am Hinterkopf zu kratzen, während er verlegen lächelte. Süß. Hör auf. "Nicht unbedingt. Er hat einen Wahrheitsgummi geschluckt und kann seitdem reden, wobei er aber immer die Wahrheit sagt."

Ich rieb mir die Hände übers Gesicht. "Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen." Jay verneinte das nur. "Warum ist Ben überhaupt auf der Insel gewesen? Das macht doch gar keinen Sinn", sagte ich an Jay gewannt, wobei Carlos antwortete.

Ich will nicht in einem Raum mit ihm gerade sein, aber ich will auch wissen, was es mit Ben auf sich hat. "Mal ist zurück auf die Insel. Ihr wurde das zu viel. Das weißt du ja. Und wir vier sind dann auf die Insel, um sie wiederzuholen, nur ist Ben dabei ... na ja abhandengekommen." "Und ihr seit sicher, dass ihr ihn so wiederbekommt?", fragte ich und deutete auf den Drucker. Jay und Carlos nickten, was mich seufzten ließ. "Dann vertrau' ich euch mal."

Ich stand von meinem Stuhl auf und sah zu Dude. "Ich bleib' hier." "Das wird gewöhnungsbedürftig", murmelte ich und ging zur Tür. "Gute Nacht."

Im Gehen hörte ich noch, wie sie mir das Gleiche wünschten, bevor die Tür sich hinter mir schloss und ich den Weg zu meinem Zimmer antrat.

Was ein Tag.


Carlos' Sichtweise

"Was hast du jetzt wieder angestellt?", fragte Jay, nachdem die Tür hinter Rosa ins Schloss gefallen war. Ich sah ihn fragend an, auch wenn ich mir denken konnte, wovon er redet. Sie ist gekonnt meiner Blicke ausgewichen und hat entweder Jay oder irgendetwas anders angesehen. "Sie hat dich nicht mal angeguckt. Hattest du nicht gesagt, dass es gut läuft? Du wolltest sie doch zur Party fragen." Ich griff mir den Schlüssel vom Tisch und drehte ihn in der Hand. Sie hätte ihn auch behalten können. "Keine Ahnung. Gestern war alles noch okay."

"Streng dein Kopf an", meinte Dude. "Was soll das denn heißen?" "Jane", antwortete Dude in genervtem Ton. Jane? Oh nein. Hat sie das gestern gehört? "Jane hat das als 'du gehst mit ihr auf das Date' verstanden und so ist das auch bei Rosa über drei Ecken angekommen." Oh Gott. Das wollte ich gar nicht.

"Carlos", murmelte Jay genervt, während er sich mit zwei Fingern die Nasenbrücke massierte. "Du redest gefälligst morgen nach dem ganzen Mist mit ihr, verstanden? Sowie, dass du Jane absagst, als auch, dass du Rosalinde fragst." "Von dem, der alleine geht, um mit jeder zu tanzen, leichter gesagt, als getan." "Sei keine Memme", maulte Dude nur. "Du hast es verbockt, also musst du es auch wieder ausbaden."

Ich muss das wieder gerade biegen, sonst hab ich keine Chance mehr bei Rosa. Sie sieht mich ja nicht mal mehr an. Das halte ich nicht auf ewig aus.

Freundin des Feindes (Carlos - Descendants)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt