II. Die VKs

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Der nächste Morgen war stressig, aber so ist es jedes Jahr.

Ich packte noch den letzten Rest ein und mit der Hilfe von Mum und Dad ins Auto. Ich musste mehrmals sichergehen, dass sich keiner der kleinen Dalmatiner in irgendeinen Teil meines Gepäcks gemogelt hatte. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Mum und natürlich von den Hunden, bevor Dad und ich ins Auto stiegen und Richtung Auradon Prep fuhren.

Es dauerte eine Weile, bis wir ankamen und Dad machte sich seinen Spaß daraus, ab und zu sein Lied 'Cruelle DeVil' zu singen oder summen. Und mir danach natürlich zu sagen, dass das Kind genauso böse und gefährlich sein kann wie er. Kann ist dabei der springende Punkt. Ich werde versuchen, niemanden zu verurteilen, bevor ich mit dieser Person gesprochen habe. Aber das sag' ich Dad nicht. Das wäre ein fataler Fehler.

Vor der Schule war minimales Chaos. So wie jedes Jahr. Jeder will sich noch einmal von seinen Eltern verabschieden, bevor wir sie erst am Elternbesuchstag wiedersehen. Und dann will jeder seine Zimmeraufteilung wissen.

Ich blieb noch ein wenig mit Dad im Auto, bis der größte Teil der Masse verschwunden war. Erst dann stiegen wir beide aus, luden mein Gepäck ab und verabschiedeten uns.

Ich lief ins Gebäude hinein und hielt Ausschau, ob ich irgendeinen meiner Freunde sehe. Etwas nervös stand ich vor der Liste mit der Zimmeraufteilung. Bitte Heidi. Bitte Heidi.

Ich überflog die Liste und fand zuerst, dass Josef und Elias auf einem Zimmer waren. Das war jedoch zu erwarten. Familie kommt meistens auf ein Zimmer. Weiter unten fand ich dann meinen Namen.

Rosalinde Radcliffe – Heidi von Arendelle – Zimmer 2.11

Yes! Mit Heidi. Der Tag fängt gut an. Ich trug mein Gepäck in mein Zimmer. Einige hatten Personal dafür, doch wir brauchten so etwas nicht. Ein paar Koffer kann ich auch allein in mein Zimmer tragen. Zweite Etage, elftes Zimmer. Als ich es fand, stellte ich alles ab und schmiss mich erstmal aufs Bett. Heidi war noch nicht da, was kein Wunder war. Die von Arendelles sind im Normalfall eine der letzten Familien, die ankommen. Sie haben auch den mit am weitesten Weg.

Nach der kurzen Verschnaufpause stand ich wieder auf und begann meine Koffer auszupacken. Das Geräusch der Türklinke ließ mich hellhörig werden.

Heidi lugte ins Zimmer, bevor sie hineinkam und mich freudig umarmte. Jemand von ihrem Personal brachte ihre Sachen hinein, bevor er wieder ging.

"Bin ich froh, dass wir in einem Zimmer sind", meinte sie, während wir uns trennten. Ich stimmte ihr zu und wir begannen über unsere Ferien zu reden, während wir unsere Koffer auspackten.

"Wie haben deine Eltern eigentlich auf die Sache mit den VKs reagiert?", fragte Heidi, als sie einen Plüschschneemann auf ihr Bett legte. "Solange es nicht das Kind von Cruelle DeVil ist, haben sie da keine starke Meinung zu. Solange sie uns nicht gefährlich werden." Ich zuckte mit den Schultern. "Und bei dir?" Sie seufzte und ließ sich auf ihr Bett fallen. "Mama will einfach nur, dass uns nichts passiert, aber ich glaube, Papa ist das nicht ganz geheuer. Meinem Onkel und meiner Tante auch nicht unbedingt. Aber wie du schon gesagt hast, solange die VKs niemandem schaden, finden sie sich damit ab."

Ich nickte und legte mich aufs Bett. Für heute ist nur das Ankommen geplant. Morgen beginnt dann der Unterricht. Unsere Stundenpläne bekommen wir online.

Es klopfte an unserer Tür und schon bevor wir irgendwas sagen konnten, stand die Tür offen. Elias lehnte gegen den Türrahmen und Josef stand neben ihm.

"Kommt ihr? Die VKs sind gleich da. Wir sollen sie doch empfangen", meinte Josef. Heidi und ich standen auf und gingen zusammen mit den Jungs raus vor das Gebäude.

Die Musik-AG stand schon spielbereit. Einige Schüler hatten 'Willkommen' auf Banner und Fähnchen geschrieben, die sie hochhielten. "Ich wusste nicht, dass wir uns so viel Mühe geben sollen", murmelte Elias. "Sie sollen sich doch willkommen fühlen", erklärte eine Schülerin neben uns, die ich nicht kannte.

"Ich würde mich eher bedrängt fühlen, aber na ja", meinte ich. Eine schwarze Limousine fuhr auf den Hof. Alle begannen zu jubeln, Trompeten und Trommeln erklungen.

Doch als zwei Jungs aus dem stehen gebliebenen Wagen rausfielen, wurde alles schlagartig still. Sie stritten sich um irgendetwas, bis zwei Mädchen aus dem Wagen stiegen. Die Jungs verharrten in ihrer Bewegung und lächelten freundlich, sowie die Mädchen auch.

"Wissen wir, von wem das die Kinder sind?", murmelte Heidi zu einem Jungen neben ihr. Schneewittchens Sohn, wenn ich mich recht entsinne. Fragt mich aber nicht nach seinem Namen.

"Das Mädchen rechts mit den blauen Haaren ist von der bösen Königin." In seiner Stimme schwankte Angst mit. "Daneben mit den violetten Haaren Maleficents Tochter." Heidi zog scharf die Luft ein. "Dann, der mit der Mütze ist Jafars Sohn. Und der, der am Boden liegt, ist Cruelle DeVils Sohn." Er sah mich entschuldigend an. Die von Arendelles setzten den gleichen Blick auf.

"Guckt nicht so. Wir kennen die überhaupt nicht. Wozu lernen wir denn, wie man freundlich zu allen ist?" "Das sind die Kinder von Bösewichten. Von unseren eigentlichen Feinden", sagte er und deutete auf uns beide.

"Verurteile das Buch nie beim Einband. Vielleicht sind sie nicht so wie ihre Eltern. Wer weiß das jetzt schon." Ich drehte mich wieder zu den VKs. Die gute Fee, Ben und Audrey standen vor ihnen. Cruelle DeVils Sohn ist aufgestanden. Ich konnte nicht genau sagen, worüber sie reden, aber anscheinend übernahm von den VKs größtenteils Maleficents Tochter die Redearbeit.

Mit der guten Fee ging dann auch die Musik-AG. Und nach und nach auch die anderen Schüler. Wir ebenfalls. Ich seufzte leise.

Cruelle DeVils Sohn ist an unserer Schule. Und er sieht verdammt süß aus.


Freundin des Feindes (Carlos - Descendants)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt