Kapitel 9 ♡

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1 Woche später

Heute ist der erste Ferientag. Gerade im Moment warte ich am Flughafen darauf, dass das Boarding endlich beginnt.

Als es das tut, stelle ich mich in die Reihe und warte darauf, dass ich dran komme. Dies tue ich nach etwa fünfzehn Minuten. Ich hatte Glück, dass ich relativ weit vorne stand. Allerdings weiß ich, dass Elian und Cassian im selben Flugzeug sein werden, also macht es das wieder wett.

Ich habe nicht versucht sie zu finden, da ich immer noch nicht weiß, in welcher Pension sie unterkommen werden. Daher sollte ich mein Glück nicht auf die Probe stellen.

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"Liebe Passagiere, da wir in Kürze abheben werden, bitte ich Sie Ihre Handys und andere Geräte in den Flugmodus zu stellen, bis wir Ihnen sagen, dass Sie ihn wieder ausschalten können."

Nachdem die Stewardess uns dies mitgeteilt hat, schalte ich auf meinem Handy den Flugmodus an und schließe meine Augen. Ich werde während dem Flug versuchen, etwas zu schlafen, damit ich den Jetlag nicht zu sehr spüre.

Das Schicksal mag mich zurzeit auch nicht, da neben mir Cassian und neben ihm Elian sitzt. In derselben Reihe neben uns sitzen Elians Eltern. Ich hoffe, dass mein Schicksal wenigstens sagt, dass ich in Ruhe gelassen werde. Wir fliegen 26 Stunden und sie werden mich nicht die ganze Zeit ignorieren, aber hoffentlich den Großteil davon.

Gerade wird mir noch Glück gegönnt, da sie mit sich selbst beschäftigt sind und mich daher in Ruhe lassen. Mit immer noch geschlossenen Augen höre ich ihnen zu, wie sie planen, was sie in Norwegen tun werden.

Sie werden spazieren gehen, die Gegend erkunden und vor allem nationales Essen probieren. So wie es sich anhört, waren die beiden noch nie in Norwegen.

Vielleicht habe ich in den Ferien mal einen guten Tag und werde ihnen die Gegend etwas zeigen. Manchmal hänge ich auch Zettel auf, die für Touristen zeigen, dass eine Führung gemacht wird.

Die meiste Zeit meiner Kindheit habe ich dort verbracht, also ist es wie mein zweites zu Hause. Ich kenne mich dort sehr gut aus, auch wenn ich nicht mehr so oft da bin wie früher.

Bei dem Gedanken an Norwegen und daran, dass ich meine Großeltern bald wiedersehe, fange ich an zu lächeln.

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Wir sind jetzt sieben Stunden geflogen. Gerade sind wir am Flughafen in North Carolina. Noch 19 Stunden, außer es gibt irgendwelche Komplikationen.

Bei uns wird jetzt gerade der Pilot ausgetauscht, zum Beispiel. Sollte der andere nicht kommen, würden wir noch länger hier sein.

Ich hoffe, dass es nicht passiert und falls doch, dass ich es nicht mitbekomme, sondern schlafe. Dies habe ich tatsächlich schon auf dem Weg hierher getan, worüber ich sehr froh bin.

Mein Glück hört jetzt auch auf, dass Cassian sich entschieden hat, mit mir sprechen zu wollen. Allerdings nicht laut, er flüstert mir wieder ins Ohr.

"Du bist so hässlich, Liana. Sogar noch hässlicher, wenn du schläfst. Und so Fett." Gehässig lacht er noch kurz und lehnt sich dann wieder zurück.

Ich hoffe, er bekommt nicht mit, wie sehr seine Worte mich verletzen. Früher war es schlimmer, da hat er mich jeden Tag so gemobbt, ich war daran gewöhnt.

Aber jetzt weiß ich nicht mehr, wann er mich fett und hässlich nett. Er sucht sich einfach irgendeinen Augenblick raus, meistens wenn ich glücklich bin, und sagt solche Dinge zu mir.

Das macht mich komplett kaputt und er bemerkt es nicht einmal richtig. Ich bin nur froh, dass er außer mir niemanden mobbt. Ich möchte nicht, dass es noch mehr Menschen so geht.

Es gibt schon genug Menschen mit Depressionen, die sich selbst verletzen oder umbringen wollen. Ich hatte selbst schon Gedanken dazu, mich umzubringen, aber ich kann es nicht tun. Ich möchte nicht, dass meine Freunde und Familie traurig sind und mich dann auch noch begraben müssen oder so.

Eltern sollten niemals ihre Kinder begraben müssen, aber leider passiert das sehr häufig, wegen solchen Menschen wie Cassian.

Cassian bemerkt einfach nicht, wie sehr solche Kommentare Menschen zerstören und das macht mich traurig. Er hat so wenig Empathie für seine Mitmenschen übrig, dass er es nicht einmal merken würde, wenn man es ihm ins Gesicht sagen würde.

Und das ist das Traurige daran. Er würde es wirklich nicht registrieren, wenn man es ihm sagen würde oder er es mit eigenen Augen sehen würde.

Es würde erst bei ihm ankommen, wenn er selbst mitbekommt, wie es sich anfühlt, aber das würde ich niemandem wünschen. Es ist ein scheiß Gefühl.

Depressionen sind scheiße.

Das Gefühl sich selbst zu verlieren oder verloren zu haben, ist scheiße.

Freunde wegen Selbstmord zu verlieren, ist scheiße.

Psychische Krankheiten sind scheiße.

Jeder hasst das alles, aber diejenigen, die es selbst erleben, noch viel mehr.

Ich hasse es.

Das alles ist unnötig und dennoch existiert es. Keiner möchte, dass psychische, sowie physische Krankheiten existieren, und dennoch tun sie es.

Ich weiß nicht, wieso die Menschheit so gequält wird, aber es ist so und wir können nichts dagegen tun. Es ist leider der Lauf der Natur und die Natur kann man nicht ändern.

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Durch meine nicht enden wollenden Gedanken, bin ich schlussendlich noch einmal eingeschlafen.

Es ist jetzt gerade fünf Uhr Abends und genau das zeigt mir, dass ich nochmal drei Stunden geschlafen habe. Für diesen bin ich sehr dankbar, denn so habe ich den Zeitzonen wechsel nicht mitbekommen und spüre den Jetlag später nicht so sehr.

Müde öffne ich meine Augen und reibe mir den Schlaf aus diesen. Ich spüre auch, dass ich langsam mal auf die Toilette muss, deshalb frage ich die Jungs, ob ich mal durch dürfte.

Sie lassen mich auch ohne Diskussion durch und ich beeile mich aufs Klo zu kommen. Dies ist zum Glück frei, weshalb ich schnell reingehe und zu sperre, bevor ich mich erleichtere. Nach zehn Stunden das erste Mal.

In Flugzeugen gehe ich nicht gerne auf die Toilette, aber bei einem so langen Flug, geht es nun mal nicht anders. Dennoch verkneife ich es mir so lange es geht.

Ich bin schon froh, meine Tage nicht mehr zu haben, das wäre schlimm. Da muss ich alle fünf Minuten gehen und das würde nicht nur mich, sondern auch die anderen nerven.

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Erstes Kapitel im Jahr 2023 :)

SHE IS A STARWo Geschichten leben. Entdecke jetzt