Kapitel 4 - Djamila

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Im Hauptgebäude angekommen, sah Djamila wie sich die vier Kinder von der Insel gerade von Doug verabschiedeten, was bedeutete, dass sie einfach davon liefen.

Ein Mädchen mit lila Haaren schien so etwas wie ihre Anführerin zu sein. Sie trug eine coole Lederjacke und eine ausgefallene Hose. Im Gegensatz zu Djamilas schlichten Style schien sie alles darauf anzulegen, von anderen bemerkt zu werden.

Ihr folgte ein blauhaariges Mädchen, dass - was Djamila neidlos zugeben musste - sehr schön war. Auch sie bewegte sich selbstsicher durch die altmodischen Flure der Schule als ob sie schon immer dort gewesen wäre und trotzdem fiel sie auf wie ein bunter Hund. Djamila bemerkte, dass sie die Aufmerksamkeit sämtlicher Jungen in der Eingangshalle auf sich zog.

Der weißhaarige Junge im Bunde schien etwas vorsichtiger zu sein, doch auch er war in seinem individuellen schwarz-weißen Style gekleidet.

Zuletzt war da noch der zweite Junge. Er war bunt gekleidet und hatte lange braune Haare, die glatt unter einer Mütze herausfielen.

Man sah den vieren förmlich an, dass sie auf der Straße großgeworden waren. Die Art wie sie sich bewegten zeigte, dass sie selbstbewusst waren, aber auch bereit Komplikationen aus dem Weg zu gehen und flexibel zu bleiben. Zwei Eigenschaften, die auf der Straße nützlich sind.

Ihr Kleidungsstil schloss darauf, dass sie sich nicht in einer engen Gesellschaftsnorm entwickelt hatten, sondern viel Raum für eine eigene Stilentwicklung blieb.

Kurz gesagt, genauso hatte sich Djamila die Jugendlichen auf der Insel vorgestellt.

"Ernsthaft jetzt? Du auch?", kam eine herablassende Stimme aus einer Nische an der Treppe. Djamila fuhr herum. Da stand Justin, ein Klassenkamerad. Er war eher der stille Typ, aber er bekam alles mit und scheute nicht seine Beobachtungen kundzutun. Mindestens die Hälfte der Schüler an der Auradon High musste schon mal das Handypasswort ändern, weil Justin es rumerzählt hatte.

"Willst du die wirklich wie alle anderen hier stalken?"

Nein, das wollte Djamila nicht. Jetzt wo er es ausgesprochen hatte, bemerkte auch sie wie alle Schüler den vier Neuankömmlingen immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen.

"Scheint sie nicht zu stören", erwiderte Djamila, obwohl für sie jetzt klar war, dass sie das Quartett nicht mehr beobachten würde.

"Mach's gut, Justin" Seufzend wandte sie sich ab, während Justin grinsend das Gebäude verließ.

Djamila wollte gerade den Weg zu ihrem Zimmer einschlagen - dann würde sie sich halt ein Buch holen - als die vier Neuen polternd die Treppe wieder heruntergerannt kamen, nachdem der leicht überforderte Doug ihnen gesagt hatte, dass ihre Zimmer in der anderen Richtung lagen.

Leicht lächelnd beobachtete Djamila wie sie genauso selbstsicher den anderen Weg einschlugen wie vorher. Genau das meinte sie mit der Flexibilität von der Straße. Ihnen war es egal, dass sie sich geirrt hatten und alle dabei zugesehen hatten, genauso wie es ihnen egal war, dass sie mit ihrer Kleidung total aus der Menge herausstachen.

Sie suchten sich ihren Weg durch die Menge und scheuten auch nicht davor sich einen Weg zu bahnen, indem sie andere anrempelten.

Und dann sah sie es. Oder eher ihn.

Dieses überlegene Lächeln auf seinen Lippen. Sie hasste es, weil sie es liebte. Und sie kannte es. Sie kannte es sehr gut. Unwillkürlich legte sie ihre Hand auf ihre Tasche und prüfte, ob diese gut verschlossen war. Es war das Lächeln von Aladdin, wenn er sie fragte, ob sie nicht etwas verloren hätte, um es dann hinter seinem Rücken hervorzuholen. Es war das Lächeln eines Diebes.

Djamilas Herz schlug schneller als der braunhaarige Junge mit der roten Mütze an ihr vorbeistürmte und den anderen folgte. Ohne zu blinzeln drehte sie ihren Kopf und folgte den vier Neuen mit ihrem Blick alle guten Vorsätze über Bord schmeißend, die sie vor wenigen Sekunden noch getroffen hatte.

Kurz darauf wurde ihre Vermutung bestätigt. Als das Quartett die nächste Gruppe von Schülern erreichte, rempelte der Junge den verdutzten Prinz Chad an und im selben Augenblick wanderte eine Hand zu dessen Hosentasche. Einen Moment später war der Junge auch schon wieder weg und Chad war um sein Handy erleichtert worden.

Sprachlos sah Djamila den Neuankömmlingen hinterher, die jetzt das Ende des Gangs erreicht hatten. Die Aktion war gut gewesen. Sie würde es nicht wundern, wenn Prinz Chad morgen nach seinem Handy herumfragen würde in dem Glauben, dass er es verloren hatte. Der Junge hatte bestimmt viel Übung.

Djamila schüttelte den Kopf. Sie sah Chad auf sich zukommen. Sollte sie ihm sagen, was sie gesehen hatte? Nein. Chad würde es nicht stören. Er würde seinen Vater über das Schultelefon anrufen und in zwei Tagen hätte er ein neues. Der Junge von der Insel konnte aber ernsthafte Probleme bekommen. Klar, er hatte es verdient, aber sie wollte das Projekt nicht zerstören bevor es begonnen hatte, Ben und Themis zu liebe. Und außerdem war sie keine Verräterin und mochte Chad nicht besonders. So antwortete sie auf Chads Frage, ob denn irgendwas sei: "Ich bin nur fasziniert von deiner Schönheit" Und Chad antwortete blödsinnig lächelnd: "Weiß ich doch" Djamila ging schnurstracks an ihm vorbei und hörte noch einen seiner Freunde sagen: "Das war ironisch gemeint" Djamila konnte förmlich spüren wie sein Lächeln erlosch und einem verwirrten Gesichtsausdruck Platz machte.

Djamila - eine Descendants FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt