Kapitel 6 - Djamila

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Langsam ging die Sonne unter und färbte den Himmel in den schönsten Orange- und Rottönen. Djamila legte das Buch zur Seite und genoss die frische Abendluft, die durch das offene Fenster hereinzog. Die Abenddämmerung hatte etwas Magisches an sich. Der Sonnenuntergang war fast so schön wie in ihrer Heimat. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie beinahe die orientalischen Düfte des Bazars riechen und das Stimmgewusel der Händler hören.

Ein Türknallen riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Audrey, ihre Mitbewohnerin, war ins Zimmer gekommen und augenscheinlich war sie sehr wütend. Djamila verließ das Fensterbrett, auf dem sie bis jetzt bei offenen Fenster gegessen hatte.

„Nicht nötig eine Konversation anzufangen. Ich bin gleich wieder weg", meinte sie als sie Djamilas Geste bemerkte. Dann murmelte sie: „Diese Bitch... Was bildet die sich ein? ... kann nicht gut gehen..."

Djamila ignorierte ihren Rat gekonnt: „Wo soll's denn hingehen?"

Audrey warf ihr einen kurzen funkelnden Blick über die Schulter zu, um danach weiter in ihrem Kleiderschrank nach etwas passendem zum Anziehen zu suchen. Djamila hatte sich schon damit abgefunden keine Antwort zu bekommen als Audrey, die sich mittlerweile daran gemacht hatte ihre Schminke zu erneuern, sagte: „Abendspaziergang mit Ben" Ben war ihr aktueller Freund und Djamila musste sagen, er hielt sich echt gut. Aber gegenüber den anderen Jungs hatte er auch einen entscheidenden Vorteil. Nämlich den Ich-werde-bald-zum-König-gekrönt-Bonus, was wahrscheinlich der Grund war, warum Audrey ihren Stimmungsschwankungen noch nicht nachgegeben hatte und sich einen neuen Freund gesucht hatte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Djamila nichts gegen Ben hatte. Er war echt nett, aber das war, wie Djamila vermutete, nicht der einzige Grund, warum die Beziehung zwischen den beiden noch lief.

Also nickte Djamila nur. Damit war alles gesagt. Zwei Minuten später verließ Audrey den Raum nicht ohne sie vorher darauf hinzuweisen, dass sie das Fenster rechtzeitig schließen sollte, damit sich die arme Prinzessin keine Erkältung im Schlaf holte.

Djamila seufzte. Audrey könnte auch die Tochter der Prinzessin auf der Erbse sein und nicht die von Dornröschen. Wen die gute Fee bestrafen wollte, als sie die beiden zusammen in ein Zimmer gesteckt hatte, war und blieb ein Rätsel. Djamila wusste, dass auch Audrey schon wie sie um eine Zimmerversetzung gebeten hatte, aber es wurde keiner gewährt.

Also hatten die beiden das beste daraus gemacht, was in dieser Situation nicht besonders gut war. Das Zimmer wurde strickt in der Mitte geteilt. Audrey hatte eine Linie auf dem Boden ziehen wollen, aber das hatte der Hausmeister nicht mitgemacht, obwohl sie all ihren Charme sprühen lassen hatte. Die Grenze konnte man trotzdem ohne Probleme erkennen. Audreys Seite beinhaltete flauschige rosafarbene Teppiche und ihre Kommode wurde zum Schminktisch umfunktioniert. Ihr Himmelbett trat in Konkurrenz mit dem ihrer Mutter und die hatte immerhin 100 Jahre darin schlafen müssen.

Djamilas Seite war mehr im orientalischen Stil gehalten. Auf dem Boden lag ein schöner arabischer Teppich. Ihr Bett hatte sie so verrückt, sodass sie beim Einschlafen aus dem Fenster gucken und die Sterne beobachten konnte. Ihre Kommode verbog sich unter dem Gewicht vieler Bücher und aus den Schubladen drang der Geruch von orientalischen Gewürzen, die sie an ihre Heimat erinnerten. Deswegen pflegte Audrey auf ihrer Seite alles mit Parfüm einzusprühen. Ein Grund mehr täglich zu lüften. Der Fernseher hing in der Mitte, obwohl die beiden sich nie auf ein Programm einigen konnten und deswegen höchstens mal Nachrichten zusammen schauten.

Jetzt beschloss Djamila, dass sie Themis genug Zeit gegeben hatte sich abzuregen. Sie musste einfach mal raus aus diesem Zimmer. Also schloss sie das Fenster und ging durch den Flur zu dem Zimmer ihrer Freundin.

Sie klopfte. Keine zwei Sekunden später wurde die Tür aufgerissen. Themis stand im Türrahmen.

„Komm rein." Sie schloss die Tür während Djamila sich auf das Sofa fallen ließ.

„Also, es tut mir leid, dass ich..."

„Schon gut", fiel ihr Themis ins Wort. Erwartungsvoll setzte sie sich auf ihr Bett. „Und? Was hältst du von den Neuen?", wollte sie wissen.

Das war der einzig gute Effekt an einem Schloss voller verwöhnten Prinzen und Prinzessinnen – fand Djamila. Die einzigen zwei vernunftbegabten Menschen fanden schnell wieder zusammen. So hatte ihre Freundschaft schon so einige Streite überstanden.

Sie redeten noch lange bis Themis Mitbewohnerin kam und Djamila sich wieder auf den Weg machte. Immerhin war morgen Schule. Leise schlich sie sich durch den Flur zu ihrem Zimmer, da um diese Zeit eigentlich schon alle in ihren Zimmern sein mussten. Dort angekommen öffnete sie lautlos die Tür, um Audrey nicht aufzuwecken, schlüpfte in ihr Zimmer und wollte die Tür gerade wieder schließen als sie flüsternde Stimmen und hastige Schritte hörten, die sich nährten. Also lehnte sie die Tür nur an und lauschte.

Eine weibliche Stimme zischte: „... keine gute Aktion. Wir waren so nah dran. Jetzt müssen wir morgen in die Schule..."

Die Stimme entfernte sich und Djamila schaute auf den Flur, um vielleicht noch zu erkennen, wer das gewesen war. Vier Gestalten trennten sich am Ende des Flurs. Es waren nur Umrisse zu erkennen, aber trotzdem war Djamila sich sicher, dass es die vier von der Insel waren.

Djamila - eine Descendants FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt