Kapitel 17 - Jay

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Der Wecker klingelte. Verschlafen tastete Jay nach ihm und schlug drauf. Er verstummte. Jay blinzelte und sein erster Gedanke an diesem Morgen war wie befriedigend es war auf dieses nervtötende, schrecklich laut piepsende Ding  draufzuschlagen und dass derjenige, der diese Funktion erfunden hatte, einen Orden verdiente.

Normalerweise würde er sich an einem Samstagmorgen nie einen Wecker stellen. Eigentlich würde er sich generell nie einen Wecker stellen. Er fragte sich, warum er überhaupt einen besaß. Es war schließlich nicht sein Problem, wenn er zu spät zum Unterricht kam. Aber heute, vielleicht das erste Mal in seinem Leben, wollte er unbedingt pünktlich sein. Heute war nämlich Training, das Mannschaftstraining für das wichtige Spiel am folgenden Wochenende, genauer gesagt. Sein erstes Spiel.

Gerade wollte er Carlos wecken, doch das andere Bett in dem geräumigen Raum war bereits leer. Überrascht schaute Jay sich im Zimmer um. Er hatte nicht erwartet, dass Carlos freiwillig aufstehen würde. Immerhin war es acht Uhr an einem Samstagmorgen. Doch gerade als er sich begann Sorgen zu machen, dass er etwas ausheckte oder ihm etwas zugestoßen war, kam der Gesuchte ins Zimmer gefolgt von dem Schulhund. Noch bevor Jay den Mund für eine Frage öffnen konnte, gab Carlos eine Erklärung ab.

„Dude musste raus"

Jay nickte zum Zeichen, dass er verstand. Immer wieder überraschte es Jay wie gut sich sein Freund mit dem Hund verstand, wo Carlos sein ganzes Leben lang Angst vor Hunden hatte und seine Mutter jedem Hund wortwörtlich das Fell über die Ohren ziehen wollte, der ihr über den Weg lief. Und doch war Carlos der wandelnde  Beweis dafür, wie sehr sich Kinder von ihren Eltern unterscheiden konnten.

Eine halbe Stunde später ging Jay durch die Flure des Internats zu seinem Spind. Dort musste er noch sein Trikot holen, bevor er sich auf den Weg zum Spielfeld machte.

Als er durch den Gang lief, wurde er unwillkürlich langsamer. Hier hatte dieses Mädchen ihn angesprochen. Das war nichts Ungewöhnliches, obwohl meistens er die Mädchen ansprach. Aber sie hatte ihn gefragt, wie es ihm ginge. Und irgendwie hatte es danach geklungen, als meinte sie es ernst. Als gäbe es wirklich jemanden, den es interessierte, wie es ihm ginge. Das war auch der Grund, warum er ehrlich geantwortet oder zumindest eine ehrliche Antwort nachgeschoben hatte. Und weil er das Gefühl hatte, dass er damit weiterkommen würde als mit seinen üblichen Anmachsprüchen.

In dem Moment als er seinen Spind geöffnet hatte, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Jemand war an seinen Sachen gewesen.

Augenblicklich schossen ihm zwei Fragen durch den Kopf: Wer und warum?

Niemand kannte seinen Code. Und warum genau sein Spind. Zufall? Jeder wusste, dass er von der Insel kam. In vermutlich jedem der anderen Spinds würde ein Dieb Wertvolleres finden als bei ihm. War der Unbekannte einfach schlecht vorbereitet gewesen und hatte irgendeinen Spind genommen? Nein, es waren keine Spuren an der Tür, die auf eine Stange oder einen anderen Aufbruchsversuch mit Gewalt hinwiesen. Wer auch immer es gewesen war, derjenige kannte seinen Code.

Schnell durchsucht er seine Sachen, alles noch da. Der Dieb war nicht fündig geworden, was logisch war. Bei ihm gab es nichts zu holen. Zufällig wanderte sein Blick auf seine gestohlene Armbanduhr und er erschrak. Es war schon kurz vor neun. Schnell holte er sein Trikot aus dem Spind und verschloss ihn. In dem Moment fiel ihm etwas auf. Auf dem Boden lag ein Zettel. Darauf standen seine Spind-Nummer und der Code. Jay lächelte. Anscheinend gab es auch hier auf der Auradon Prep ein paar schwarze Schafe: Diebe und Stalker. Obwohl es eigentlich kein Dieb war, denn es wurde nichts gestohlen. Es gab hier also nur versuchte Diebe.

Aber hier hatten sie nicht aufgepasst. Schon bald würde Jay wissen, wer dahintersteckte. Er musste nur die Handschrift abgleichen.

Djamila - eine Descendants FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt