Disappointed

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„Ich bin eure neue...", mir fiel kein passendes Wort ein und ich musste kurz überlegen. Fragend beendete ich: „...Therapeutin? Irgendwie könnte man es so bezeichnen. Aber nein, das ist nicht der richtige Begriff dafür. Ich beobachte euch und notiere alles. Euer Verhalten, eure Entwicklung und das alles eben. Keine Ahnung, wie man so etwas nennen soll."

„Psychologe ist die richtige Bezeichnung dafür", sprach der dunkelhaarige Vampir und ich blickte neugierig zu ihm. Damon blickte ebenfalls zu ihm hinüber, nur dass er halt dabei die Wand anstarrte. „Psychologen beobachten das Verhalten und die Entwicklung anderer. Sie beschäftigen sich mit den Gefühlen und den Gedanken ihrer Patienten. Sie versuchen diese zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen, bzw. zu ändern um ihren Patienten zu helfen."

„Sie haben recht, das beschreibt es perfekt. Also meine neue Berufung ist Psychologe", meinte ich und er nickte, dann murmelte er: „Maggie hat dasselbe gemacht..." Er blickte traurig zu Boden. Anscheinend war er schon hier gewesen, als sie für Augustine gearbeitet hatte und hatte sich mit ihr gut verstanden. Ich ging nicht weiter auf Maggie ein, da ich den Schmerz des Verlustes kannte und ihn nicht weiter verletzten wollte. Wieso hatte ich wieder Mitleid mit einem Vampir? Naja, er hatte mir ja nichts getan und ist eigentlich recht nett zu mir, bis jetzt.

Ich setzte mich wieder auf den Holzstuhl und fragte den dunkelhaarigen lächelnd: „Wie heißen sie?" „Lorenzo St. John, aber nennen sie mich Enzo", stellte er sich mir vor. Enzo war also sein Name. „Ich bin Diana Hill", stellte ich mich ihm nun ebenfalls vor. Er nickte, dann wandte ich meinen Blick an Damon: „Deinen Vornamen weiß ich bereits, aber wie heißt du im Nachnamen?" „Salvatore", antwortete er mir griesgrämig. Ich nickte und wiederholte seinen Namen leise: „Damon Salvatore."

Ich überlegte gerade über was wir noch sprechen könnten und setzte gerade an, etwas zu sagen, da öffnete sich plötzlich die Türe zu Whitmore seinem Untersuchungsraum. Ich stand augenblicklich auf, was auch Damon tat. Alle warteten gespannt, was Doktor Whitmore von uns wollte. Es war toten Still bis auf die Schritte des Doktors.

Als Doktor Whitmore mich entdeckte, sah er mich überrascht an und fragte: „Sie sind noch hier? Es ist schon spät, sie können gerne nach Hause gehen. Aber kommen sie morgen pünktlich um acht Uhr wieder." „Ich bin hier in Richmond. Wo sollte ich bitte hin? Mein Zuhause ist in Mystic Falls", erwiderte ich und blickte ihn fragend an. Ich war Stunden von Zuhause entfernt. „Oh, das habe ich ganz vergessen. Ich habe ihnen eine Wohnung besorgt. Sie können ab sofort dort leben", meinte er und warf mir einen Schlüssel zu.

„Es ist nur wenige Minuten von hier entfernt. Einfach die Straße entlang und dann kommen sie an einem Wohnhaus vorbei, welches einen großen Garten hat. Dort sind viele Hecken und Blumen. Das Haus selbst ist etwas abgekommen und das große Gartentor quietscht, aber sie werden sich schon wohlfühlen. Sie erkennen es hauptsächlich daran, dass das Augustine Logo auf dem Tor prangt. Ein großes geschwungenes A. Dort leben auch noch ein paar andere von Augustine."

Ich konnte also mit Augustine Anhängern zusammenleben und würde rund um die Uhr von Doktor Whitmore seinen Kollegen beobachtet werden. Trotzdem erwiderte ich: „Danke, ich werde bestimmt hinfinden." Ich drehte mich um und wollte schon gehen, doch dann drehte ich mich noch einmal um und hielt das Buch hoch. „Soll ich das Tagebuch hierlassen?"

Er blickte kurz auf das Buch, dann schüttelte er den Kopf. „Es ist ab sofort ihr Arbeitsmaterial. Ich will nur immer am Ende der Woche das Buch bekommen und somit ihren Bericht sehen", meinte er und ich nickte wieder nur. Also müsste ich bis zum Ende der Woche genug aufgeschrieben haben und das jetzt jede Woche. Was wäre, wenn ich meinen Job schlecht machte?

Das klimpern von Schlüsseln riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte auf und sah, wie Doktor Whitmore Enzo seine Zelle aufsperrte. „Gehen sie jetzt, Miss Hill", wiederholte sich der Doktor und ich nickte nur. Doch bevor ich ging, warf ich noch einen kurzen Blick über meiner Schulter und sah wie Enzo von dem Doktor in den Untersuchungsraum gebracht wurde. Er würde also jetzt bei ihm grausame Experimente machen.

Schnell wandte ich mich wieder um und verließ das Gebäude. Es war bereits finster und vermutlich schon spät am Abend, doch trotzdem waren noch vereinzelt Leute unterwegs. Wenn sie nur wüssten, was für Kreaturen in der Finsternis lauerten. Wenn sie von Vampiren wüssten, dann würden sich nicht so waghalsig in der Nacht spazieren gehen. Erst jetzt wurde mir richtig klar, dass ich die Vampirjagd aufgeben musste. Wenn ich jetzt bei Augustine arbeitete, würde ich kaum noch die Zeit finden Vampiren nachzujagen.

Was würden meine Eltern wohl sagen, wenn sie mich jetzt so sahen? Ihre verlorene Tochter. Einsam, ohne Eltern. Mitglied einer Organisation, die an Vampiren herumexperimentiert. Die den Mörder von ihren eigenen Eltern nicht getötet hatte, sondern an Augustine verraten hatte. Dass ich Vater sein Werk nicht weiterführen könnte. Dass ich mich mit ihrem Mörder sogar unterhielt, ihn mochte!

Ich blieb stehen und schaute hinauf zu dem Mond. Er war schon beinahe ein ganzer Kreis. Bald wäre Vollmond. „Es tut mir leid. Dass ich euch nicht gerächt habe. Dass ich es nicht hinbekomme, euren Mörder zu töten. Ich kann es einfach nicht. Vielleicht hatte ich noch nicht genug Training. Ich bin zu schwach ihn zu töten. Meine Gefühle spielen verrückt bei ihm, wenn ich ihn nur ansehe. Würdet ihr mich jetzt hier sehen, wärt ihr bestimmt enttäuscht von mir..." Eine Träne kullerte über meine Wange. Ich hatte meine Eltern in jeder Hinsicht enttäuscht.

Vampire - Hunter or Friend?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt