Doctor Whitmore

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Mai 1953
Dianas Sicht

Ich stieß dem Vampir den Holzpflock kaltblütig knapp nebens Herz. Keuchend fragte er: „Wieso tust du das?" Ich lächelte ihn kaltblütig an und erwiderte: „Vampire sind grausame...", ich drehte den Holzpflock, „...kaltblütige...", ich drehte ihn erneut und beendete, „...Wesen." Mit meinem letzten Wort machte er seinen letzten Atemzug. Seine Haut wurde grau wie bei allen Vampiren und schon war er Mausetot.

Es war Alltag für mich geworden, Vampire zu töten. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen, wie viele ich getötet habe. Aber seit dem Tod meiner Eltern tötete ich fast täglich diese blutrünstigen Monster. Ich wollte sie allesamt auslöschen und eine Vampirfreie Welt erschaffen. Ich suchte außerdem immer noch den Mörder meiner Eltern, aber dieser Vampir blieb verschwunden. Täglich träumte ich von ihm. Es war zum Verrückt werden!

Ich stand auf und zog den blutigen Holzpflock aus der Brust des Vampirs. Ich wischte ihn kurz ab und steckte ihn dann ein. Danach zündete ich den Vampir an um die Spuren zu verwischen und verließ die Stadt Richmond.

Am Nachmittag war ich wieder zurück in meiner Heimatstadt Mystic Falls und parkte mein Auto vor meinem Haus. Mittlerweile konnte ich schon hervorragend Auto fahren und hatte mich perfekt an das alleinleben angepasst. Ich machte mir zu den gewohnten Zeiten Essen, ging auf den Markt, säuberte das Haus und den Garten und war fast jeden Tag einem Vampir auf der Spur.

Ich vermisste meine Eltern unendlich, doch der unerträgliche Schmerz, den ich am Anfang hatte war weg und ich konnte normal weiterleben. Ich hatte den Platz meines Vaters eingenommen und war eine erfolgreiche Vampirjägerin ohne Bezahlung. Ich zeigte keine Gnade mit meinen Opfern, denn mir war jeder Vampir egal. Allesamt waren sie Monster und Mörder!

Mystic Falls war noch nie so Vampirfrei. Ich hatte jeden Winkel schon nach dem Mörder meiner Eltern abgesucht und alle Vampire in meinem Geburtsort getötet. Ich hatte alle Bewohner genau studiert und so jeden Vampir nach nur weniger Zeit erkannt. Mystic Falls war wegen mir endlich sicher vor den Monstern.

Als Schutz gegen Manipulationen nahm ich täglich Eisenkraut zu mir und falls ich meine tägliche Ration mal vergessen sollte, dann hatte ich noch meine Eisenkraut-Kette. Ich hörte viel Nachrichten und horchte immer auf, wenn von Tierangriffen gesprochen wurde. Tierangriff bedeutete so viel wie Vampire hatten sich ausgetobt.

Eine andere Methode um Vampire zu erkennen war der Eisenkraut-Handschuh. Jeden morgen tunkte ich meine Handschuhe in Eisenkraut und schüttelte den Leuten höfflich die Hände. Man merkte sofort, wenn es einem Vampir schmerzte. Auf diese Weise hatte ich schon viele Vampire enttarnt.

Ich betrat lächelnd den Hauptplatz, wo heute der Wochenmarkt stattfand. Ich bezahlte gerade einen Beutel Äpfel, da hörte ich plötzlich einen Gesprächsfetzen: „...zu wenige Vampire." Ich wurde sofort hellhörig und sah mich um, wer diese Worte gerade ausgesprochen hatte. Was meinte er mit zu wenigen Vampiren? Es konnte nie zu wenig von ihnen geben, nur zu viele.

Ich entdeckte einen jungen Herrn, welcher nicht aus Mystic Falls kam. Er sprach gerade mit Mr Johnson, einem älteren Herrn aus Mystic Falls. „Hier werden sie noch weniger Vampire finden", antwortete Mr Johnson und ich schmunzelte. Ich hätte nicht gedacht, dass er über die Existenz von Vampiren Bescheid wusste. „Gibt es einen Grund dafür? Früher waren hier andauernd Vampirangriffe", erwiderte der junge Herr. Ich mischte mich nun in das Gespräch ein und trat neben die beiden Männer: „Da hatte Mystic Falls mich noch nicht."

Überrascht drehte sich der Herr zu mir um und fragte: „Sie jagen Vampire?" Ich musterte ihn kurz, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Ich traf aber nicht oft Leute, die über die Monster Bescheid wussten. „Durchaus, ja", erwiderte ich und Mr Johnson schmunzelte. „Ich habe es immer geahnt, Miss Hill", meinte Mr Johnson und ich grinste leicht. War es so auffällig?

„Eine starke Persönlichkeit, welche ihre Eltern verloren hatte. Der Tod ihrer Eltern war ein großer Verlust für uns alle", meinte er und ich sah bedauert zu Boden. Musste er meine Eltern erwähnen? „Eure Eltern sind tot?", fragte mich der Fremde und ich nickte leicht. Ich sah nun standhaft wieder auf und erklärte ihm bestimmt: „Sie sind durch einen Vampir umgekommen an dem ich mich rächen will!"

Er nickte fasziniert. Ihm gefiel meine Stärke wie es aussah. „Ihr sollt eure Rache auch bekommen. Ich könnte euch vielleicht sogar helfen. Ich bin ebenso wie ihr ein Vampirhasser. Ich leite eine Organisation in der wir Vampire einfangen. Momentan ist es schwierig, welche zu finden. Ihr seid recht sauber bei eurer Jagd", meinte er und ich lächelte schief. Ja, ich löschte in letzter Zeit ziemlich viele Vampire aus.

Mir gefiel sein Angebot irgendwie. Er hasste Vampire auch, außerdem würde ich den Mörder meiner Eltern vielleicht so schneller finden. Und insgeheim hatte ich Angst, dass ich wieder zögern würde ihn zu töten. Irgendwas hatte er an sich gehabt, weshalb ich ihm nicht einfach den Pflock ins Herz stoßen konnte. Waren es seine Augen gewesen in denen ich mich so verloren hatte? Oder etwas anders? Er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich würde bestimmt wieder den richtigen Augenblick verpassen, weshalb ich jemanden anderen für diesen Job brauchte.

Dieser Mann kam mir geeignet für den Job vor, auch wenn ich noch kaum etwas über ihn wusste. „Haben sie auch einen Namen?", fragte ich und schon kaum seine Antwort: „Alle nennen mich Doktor Whitmore." „Diana Hill", stellte ich mich ihm vor und er schmunzelte über meinen Namen. „Die Göttin der Jagd heißt Diana, wie passend", meinte er und hatte damit recht. Mein Name passte wirklich zu mir. „Außerdem ist Diana die Göttin des Lichts, der Geburt und des Mondes", fügte Mr Johnson hinzu, welcher sich nach langem wieder zu Wort meldete. „Sowie die Beschützerin der Frauen und Mädchen", meinte ich und lächelte. Alles passte perfekt, nur bei Mond konnte ich mir nichts zusammenreimen.

Vampire - Hunter or Friend?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt