Good Advice

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Am frühen Morgen verließ ich das Haus. Es war erst sieben Uhr, aber ich wollte noch etwas spazieren gehen, bevor ich zu meiner neuen „Arbeit" ging. Es war ein recht warmer Sommertag. Aber er war nicht zu heiß, sondern die Temperatur war angenehm. Ich spazierte durch einen der nahliegenden Parks und genoss die frische Luft, als mir plötzlich ein älterer Herr entgegenkam.

„Miss Hill, was machen sie denn hier?", fragte mich Mr Johnson, welcher eigentlich in Mystic Falls lebte. Durch ihn hatte ich Doktor Whitmore kennengelernt und das alles hatte damit begonnen. „Ich könnte Sie dasselbe fragen, Mr Johnson." Er schmunzelte über mich und erwiderte: „Touché, gutes Gegenargument." Ich lächelte und er erklärte mir: „Ich wechsele immer wieder zwischen Mystic Falls und Richmond." Deshalb hatte ich ihn immer so selten in Mystic Falls gesehen.

„Ich arbeite seit gestern hier", erwiderte ich und er nickte wissend. „Gefällt ihnen ihr neuer Beruf?", fragte er, ohne zu wissen was ich arbeitete. Ich zuckte mit den Schultern. „Schwer zu sagen, bis jetzt habe ich nicht gewusst, dass ich Psychologin werden will. Es liegt mir nicht, mit anderen zu sprechen." „Ach kommen sie, mit mir unterhalten sie sich doch auch ganz prächtig", entgegnete der ältere Herr schmunzelnd.

„Sie haben recht, aber sie sind..." Eigentlich konnte ich es aussprechen, denn er wusste über Vampire Bescheid. „...ein Mensch und meine Patienten sind Untote. Ich weiß nicht, wie ich mich mit ihnen unterhalten sollte. Ich jage diese Blutsauger eigentlich." „Ich verstehe. Vielleicht hilft es, wenn sie sie einfach nicht als solche ansehen. Wenn sie die Tatsache ignorieren, dass sie Vampire sind und sich einfach mit ihnen unterhalten, wie mit jedem anderen. Sie waren auch einmal Menschen", erinnerte er mich und ich nickte.

„Ich werde es versuchen, danke für diesen weißen Ratschlag", bedankte ich mich und er erwiderte lächelnd: „Ich habe noch viele weitere davon. Falls sie wieder einmal einen Rat brauchen, dann bin ich für sie da." „Danke, wir sehen uns bestimmt bald wieder." „Unsere Wege werden sich auf jeden Fall wieder kreuzen, Miss Hill", sprach er und zog seinen Hut vor mir. Ich grinste über diese Geste und verabschiedete mich. Ich mochte diesen älteren Herrn.

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„Also gut, ich habe mir ein paar Sachen überlegt über die wir heute sprechen könnten", begann ich meine Sprechstunde mit den beiden an. Doktor Whitmore gab mir eine Stunde mit beiden Vampiren, dann würde er einen von ihnen für seine Experimente holen. Ich schlug das Augustine Tagebuch auf, wo ich mir eine Notiz mit den Fragen hinterlegt hatte. „Ähm..." Ich wurde etwas nervös, weil niemand etwas sagte.

Ich las mir die Fragen kurz still durch, dann fing ich an: „Wie geht es euch heute?" Damon verdrehte die Augen und wandte sich von mir ab, während Enzo stöhnte und dann lachte. „Ist die Frage ernst gemeint?", fragte er lachend und ich nickte verunsichert. Enzo wollte gerade noch etwas erwidern, da erhob der schlecht gelaunte Damon das Wort: „Wir sind hier in einer verdammten Zelle eingesperrt. Werden von einem verrückten Doktor gefoltert und du fragst wie es uns geht?!"

Voller Sarkasmus in der Stimme fügte er fauchend hinzu: „Uns beiden ging es noch nie besser." Er drehte mir nun den Rücken zu und blickte aus dem Gitterfenster, was sich auf der hinteren Wand befand. Es schien Licht herein, wobei ich aber glaubte, dass es nicht von draußen war, sondern einfach von einer Lampe kam und man gar nicht hinausschauen konnte.

„Was Damon sagen will ist, dass diese Frage ziemlich überflüssig ist", meinte Enzo und ich nickte. Er hatte Recht. Wie sollte es ihnen hier bitte gehen? „Gut, dann überspringen wir diese Frage und gehen zur nächsten. Wie wurdet ihr verwandelt? Besser gesagt von wem und wann." Es interessierte mich irgendwie. Jeder machte eine andere Verwandlung durch, bzw. einen anderen Tod. „Du meinst, wie wir gestorben sind?", fragte Enzo die eigentliche Frage und ich nickte, während ich das Augustine-Tagebuch aufschlug.

„Ich war in England in South Hampton, als ich dort an Tuberkulose erkrankte", fing Enzo an zu erzählen und ich schrieb fleißig mit, während er sprach: „Ich wäre an der Krankheit gestorben, doch Lily rette mich indem sie mich in einen Vampir verwandelte. Sie nahm mich in ihrer zusammengewürfelten Familie auf. Irgendwann ließen sie mich alle im Stich. Das alles passierte 1903."

Ich schrieb noch das Jahr auf, dann blickte ich mitfühlend zu Enzo auf und meinte zu ihm ehrlich: „Es tut mir leid, was du durchmachen musstest." Er nickte kurz dankend für mein Mitgefühl. Ich wandte mich nun an Damon und fragte ihn: „Und Sie Damon? Was ist ihre Geschichte?" Er blickte kurz zu mir, dann machte er ein abfälliges Geräusch und wandte seinen Blick von mir ab.

„Ich mach bei diesem Fragen-Spiel nicht mit", meinte er und setzte sich auf den kalten Steinboden, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Was machte ich jetzt? Ich sollte doch mit beiden sprechen und nicht nur mit einem. Ich brauchte irgendeinen Plan. Ich musste Damon irgendwie zum Reden bringen...

Vampire - Hunter or Friend?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt