Dieses Kapitel widme ich allen Schauspielern, die ich bis jetzt beobachten durfte. Auf das mir eure wundervollen Vorstellungen noch lange erhaltenbleiben.
Hüpfend und weinend
JolinaDie breite Flügeltür zum Bühnensaal schwang ein weiteres Mal auf und ein Mann mittleren Alters trat hindurch. Seine Glatze glänzte fast so sehr im Bühnenlicht wie seine Augen, die uns alle aufmerksam musterten. Er rauschte zwischen den Studenten hindurch und stellte sich auf die Bühne. Schon ein kleiner Wink seiner Hand ließ die Menge verstummen. Leise huschten meine Mitstudenten durch die Sitzreihen und nahmen auf einem der Polster Platz. Obwohl dieser Mann noch kein Wort gesprochen hatte, bewunderte ich ihn bereits für seine Ausstrahlung, die zu gleichen Teilen autoritär wie humorvoll war. Solche Menschen traf man selten genug.
„Liebe Theaterfreunde, es ist mehr eine Freude und eine Ehre euch an eurem ersten Studientag begrüßen zu dürfen. Die meisten von euch kennen mich ja bereits aus dem Vorkurs, aber da wart ihr noch so eingeschüchtert und fasziniert von all dem hier, dass ihr mir wahrscheinlich kaum zugehört habt." Er zwinkerte und erntete ein allgemeines Auflachen. „Mein Name ist Kurt Adams und ich bin euer Hauptansprechpartner in den nächsten Studienjahren. Selbstverständlich werdet ihr nicht nur bei mir Unterricht nehmen, sondern noch bei vielen anderen Schauspiellehrern, aber ich überlasse es diesen gerne selbst sich vorzustellen, wenn es soweit ist."
Das offenherzige Lachen verschwand so schnell aus seinem Gesicht, dass ich mich ein bisschen ängstigte. „Das Studium für das ihr euch entschieden habt, ist kein leichtes. Ihr seid aus einer großen Anzahl Anwärter ausgewählt worden und konntet euch ein Platz sichern. Seid stolz auf diese Leistung, aber suhlt euch nicht in diesem Erfolg. Ihr müsst euch immer im Klaren darüber sein, dass der schwere Teil erst auf zukommt. Ihr werdet härter an euch arbeiten müssen als so manch anderer. Ihr werdet an euch zweifeln. Ihr werdet auch an eure Grenzen stoßen. Es wird Tage geben, an denen ihr euch wünscht Wirtschaft oder Anglistik zu studieren und nicht in der Hölle der Schauspielerei zu schmoren. Nur wenige von euch werden sich am Ende eurer Ausbildung ihren Traum erfüllen können. Die meisten werden danach einem gewöhnlichen Job oder einer Zweitausbildung nachgehen müssen.
Diese Schule wird nicht darüber entscheiden, wer von ihnen schlussendlich dem Metier der Schauspielerei nachgehen wird. Diese Ausbildung wird nicht über eure Zukunft entscheiden; das könnt lediglich ihr selbst. Das Studium wird euch Möglichkeiten anbieten, wie ihr für euren Traum kämpfen könnt. Doch was ihr aus diesen Möglichkeiten schöpft, liegt einzig und allein in eurer Verantwortung."
Das war vielleicht eine Ansprache. Wir alle saßen da und starrten Mr. Adams an. Wir schwiegen; keinen Mucks konnte man vernehmen. Wir alle wussten, wie hart die Welt des Theaters war, doch die eben vernommenen Worte zeigten uns noch einmal klar auf, für welches Risiko wir uns entschieden hatten. Es würde kein leichter Weg werden – wenn ich jedoch in die entschlossenen Gesichter sah, die mich umgaben, wusste ich, dass diese Tatsache niemand zum Kneifen bringen konnte. Wir würden alle bis zum erbitterten Ende kämpfen.
„Aber jetzt", verkündete Mr. Adams, „wird es höchste Zeit, um mit dem ersten Kurs zu beginnen. Stellt euch alle auf die Bühne; am besten bilden wir einen Kreis, damit wir uns ein bisschen aufwärmen können." Gesagt, getan. Manche der Aufwärmübungen waren mir durchaus bekannt, aber dann wieder gab es solche, die mir neu waren. Auf jeden Fall fühlte ich mich schon nach dem Aufwärmen ein bisschen außer Atem. Ich musste dringend schnell einen Sport für mich finden, damit ich in Form kam. Ich geriet viel zu schnell in Atemnot.
„Eines der Themen, das ihr vertiefen werdet, ist die Kunst der Improvisation. Es ist wichtig, dass ihr spontan seid, dass ihr reagieren könnt, falls während einem Auftritt etwas nicht ganz nach Plan läuft. Doch bevor wir in Zweiergruppen mit der Improvisation beginnen, möchte ich noch ein paar kleine Vorübungen mit euch machen. Ihr sollt euch an die Bühne gewöhnen und euch wohlfühlen in dieser Gruppenkonstellation."
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Jaune Canari
Dla nastolatkówJolina ist eine junge Frau mit dem grossen Traum die Bühnen für sich zu erobern. Ihre Wünsche scheinen schon fast in greifbarer Nähe zu sein, als sie das Stipendium für eine der renommiertesten Kunsthochschulen gewinnt. Dass sie dafür ihre Familie v...