Für alle Schreiberlinge, die einen Motivationsschub nötig haben. [streckt Hand mit einem Krümmelchen Motivation auf der Handfläche aus]
Hoch und Tief
Jolina»Wo ist mein Skript?«, schrie ich durch die Wohnung, während ich durch meine Tasche stöberte und zu allen Göttern des Theaters, des Schauspiels und den dramatischen Künsten (man wusste ja nie, welche Anrede sie bevorzugten) betete, dass ich mein Skript nicht bei den Proben hatte liegen lassen.
»Auf der Couch«, antworteten Elenora, Lane und Kacy wie aus einem Munde. Pam brummte nur was. Sie war viel zu sehr in ihren Laptop vertieft, um der Außenwelt groß Bedeutung zu schenken. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mal wieder an einer neuen Geschichte arbeitete. Und dass sie die alte vermutlich nicht beendet hatte.
Ich verließ mein Zimmer, um erstmal mein Skript wie ein Neugeborenes an mich zu drücken, ehe ich mich an Lane gelehnt auf der Couch niederließ. Ich hatte in den letzten paar Wochen gelernt, dass er ein ganz schön bequemes Kissen abgab. (Gründe, warum man sich einen Freund zulegen sollte: Kissen, die sich selbst transportierten.)
»Hat jemand eine bestimmte Szene zum Proben?«, fragte Elenora in die Runde, während sie ganz fasziniert beobachtete, wie Kacy sich mal eben so weit zurücklehnte, dass ihre Füße ihre Ohren berührten. Ich hatte mich mittlerweile an ihre unnatürliche Dehnbarkeit, die ihre Karriere als klassische Tänzerin mit sich brachte, gewöhnt, aber ich verstand, warum Elenora jedes Mal dreinblickte, als könnte sie sich nicht dazwischen entscheiden, ob sie vor Begeisterung in Applaus ausbrechen wollte oder doch lieber einen Krankenwagen rufen wollte.
»Den gesamten dritten Akt«, meinte ich. Einige meiner schwierigsten Szenen befanden sich in dem Akt. Ich hatte noch immer Mühe damit, Manons bodenlose Verzweiflung glaubhaft zu porträtieren, weil ich mich noch viel zu sehr auf den Text konzentrierte.
»Szene Sieben mag ich besonders gerne«, flüsterte mir Lane ins Ohr und ich war froh, dass ich mittlerweile im Stande war an Lanes Lippen zu denken, ohne mich in eine Tomate zu verwandeln.
»Ich denke, dass übt ihr schon genug«, wandte Kacy zuckersüß ein. Ich streckte ihr die Zunge heraus und beschloss dann, ihr gleich noch eins auszuwischen, indem ich Lane auf die Lippen küsste. Ich würde mal sagen: zwei Fliegen mit einer Klappe.
»Lasst uns einfach mit Akt Drei, Szene Eins starten, ja? In der Szene kommen wir alle drei vor«, schlug Elenora besänftigend vor. Hätte sie sich nicht entschlossen Schauspielerin zu werden, wäre Diplomatin vermutlich auch keine schlechte Wahl gewesen.
Nach nicht mal einer halben Stunde war ich kurz davor über der einen Passage zu verzweifeln, weil ich mir die Reihenfolge meiner Einsätze einfach nicht merken konnte. Sie waren aber auch alle viel zu ähnlich. Kacy half mir dabei, mir Eselbrücken auszudenken (und zwang mich gleichzeitig in ihr Tanzworkout mit einzusteigen, obwohl ich an den meisten Aufgaben kläglich scheiterte) und Lane und Elenora wiederholten eine Szene, in der ich nicht vorkam.
Dass Kacy mir half, mich auf meine Tanzeinsätze vorzubereiten waren Segen und Fluch zugleich. Einerseits war ich ihr so unfassbar dankbar, dass sie sich meiner angenommen hatte und versuchte aus mir eine wenigstens halbwegs passable Tänzerin zu machen. Andererseits könnte ich sie erwürgen, wenn sie um halb Sechs morgens an meine Tür polterte, mich in meine Sportkleidung steckte und durch eine Übung nach der anderen quälte.
Sie hatte mir von Anfang an erklärt, dass sie mich nicht zu einer Tänzerin machen konnte (wobei ich ihr absolut zustimmte), aber sie konnte mir beibringen, wie ich mich auf der Bühne zu bewegen hatte, sodass einem Laien nicht auffiel, dass ich keine Tänzerin war. Dass ich einen Kenner nicht täuschen konnte, war klar, aber sie meinte, dass das auch nicht schlimm sei. Wichtig sei nur, dass ich das bestmöglichste hinlegte, was ich irgendwo aus mir herauskramen konnte. Ich traute mich gar nicht, ihr zu sagen, dass ich so gut wie zwei linke Füße besaß (nach fünf Minuten hatte sie das sowieso selbst erkannt).
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Jaune Canari
Novela JuvenilJolina ist eine junge Frau mit dem grossen Traum die Bühnen für sich zu erobern. Ihre Wünsche scheinen schon fast in greifbarer Nähe zu sein, als sie das Stipendium für eine der renommiertesten Kunsthochschulen gewinnt. Dass sie dafür ihre Familie v...