15. Kapitel - „Sie war schön."

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Na denn.", sagte er schon wenige Meter vor mir. „Suchen wir mal eine Unterkunft."

Ich nickte leicht und er streckte wie selbstverständlich seine Hand zu mir aus. Ohne zu zögern ergriff ich sie erneut und wir verschränkten sie miteinander. Ich lächelte zu ihm hoch und er schenkte mir ebenfalls ein kleines Lächeln.

„Ich habe da vorhin etwas gesehen.", meinte er und wir gingen die Straße wieder zurück. „Eine Pension, da können wir bestimmt eine Nacht unterkommen."

„Klingt gut." Mit diesen Worten eröffnete ich die Stille. Eine Stille, die den ganzen Tag schon herrschte und die es zwischen Dean und mir auch schon oft gab, doch in den Moment störte sie mich extrem. Dennoch nahm ich es hin. Es gab verschiedenste Gründe dafür, angefangen damit, dass ich mich nicht traute ihn anzusprechen.

Dean sollte recht behalten, nicht weit die Straße runter sah man an einem Haus das Schild mit dem Aufdruck 'Pension frei'. Er ging geradewegs die drei Treppenstufen hoch zur Tür und zog mich sanft mit. Zusammen betraten wir das kleine Fachwerkhaus und wurden sofort von einem hölzernen Geruch umhüllt. Es roch gut und gleich darauf roch ich ebenfalls etwas fruchtiges.

„Komm.", forderte Dean sanft und wir gingen langsam auf die Rezeption zu. „Nichts sagen und einfach lächeln.", flüsterte er mir noch ins Ohr und ich nickte steif.

„Guten Abend.", begrüßte uns eine kleine, mollige Frau. Sie klang freundlich und eigentlich würde sie wie ein ganz normaler Mensch aussehen, hätte sie nicht lila Augen.

„Hallo.", erwiderte Dean ziemlich stumpf und ich musste schmunzeln. „Wir hätten gerne das freie Zimmer."

„Natürlich." Sie lächelte und tippe gleich etwas auf dem Computer ein. „Für wie lange?"

„Eine Nacht.", murmelte er und mein Blick fiel zu ihm. Er stand angelehnt an der Rezeption und hatte wieder diesen Blick aufgesetzt. War ihm eigentlich gewusst, dass er damit so unglaublich aussah?

Er blickte auf den Bildschirm und zog beklemmend seine Augenbrauen zusammen. Was hatte er denn plötzlich?

„Das wären... 150 Grogs.", informierte sie uns und mein Blick fiel wieder zu ihm. Etwas widerwillig griff er in seine Hosentasche und kramte kurz.

„Es gibt da ein kleines Problem.", meinte er und legte ein paar Scheine und Kleingeld auf den Tresen. Nochmal griff er in die andere Tasche und holte dort ungefähr genau so viel heraus. „Das ist alles was ich habe."

Die Frau rümpfte die Nase und zählte das Geld. Mein Blick fiel wieder zu Dean, der sichtlich meinen Blick mied. War ihm das etwa peinlich, dass er nicht genug Geld hatte? Das war irgendwie... niedlich.

„Das sind knappe 60 zu wenig.", sagte sie unschlüssig und Dean seufzte.

„Bitte." Er warf ihr einen flehenden Blick zu. „Nur für eine Nacht. Sie muss sich ausruhen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, sie ist vollkommen fertig."

Sie überlegte einen Moment lang und wirkte total unschlüssig. Um einen drauf zu legen lehnte ich mich erschöpft an Deans Arm und umklammerte ihn fest. Sogar ein Gähnen konnte ich mir entlocken.

„Wir wollen auch morgen nicht lange bleiben.", fügte er hinzu und schließlich nahm die Frau das Geld vom Tresen.

„Na gut.", willigte sie ein. „Heute kommen wahrscheinlich eh keine weiteren Interessenten."

„Ich danke ihnen.", sagte Dean und lächelte kurz. Auch ich schenkte ihr ein Lächeln und Dean nahm die Schlüssel an. Er zog mich geradewegs den Gang weiter entlang und schloss die letzte Tür auf. Wir betraten ein kleines, gemütliches Zimmer, welches genau so wie der Empfangsbereich eingerichtet war. Überwiegend war es helles Holz, mit einigen farbigen Akzenten, sodass das alles sehr gemütlich aussah. Das breite Doppelbett lud ein, sich einfach hineinzuschmeißen und zu entspannen. Eine verlockende Idee. Dennoch fiel mein Blick weiter umher. Ein Spiegel hing dort und über einer kleinen Kommode hing ein Fernseher - lange keinen mehr gesehen.

Andere Welten - Nichts wie es einmal warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt