Wenn sich der Himmel teilt, das Wetter verrücktspielt und plötzlich Katzen Füchse in Gedanken kontrollieren können, ist bestimmt nicht alles in Ordnung bei den Clans. Da ist sich Zweigpfote sicher. Zusammen mit der EisClan-Kriegerin Heideschatten, d...
Heideschatten blinzelte. Über ihr sah sie die Decke eines Baus und dachte zuerst an den Kriegerbau im EisClan-Lager, doch dann schob sich ein altbekanntes Gesicht vor ihr Blickfeld und ihr kamen Erinnerungen hoch. Gestern war sie, um nachzudenken, etwas laufen gegangen. Grundsätzlich hatte sie nicht geplant, bis zum Versammlungsort zu laufen, doch dann hatte sie es doch getan - warum auch nicht? Sie hätte bei Morgengrauen zurück sein wollen.
Doch jetzt war sie hier. Sie drehte sich im Nest um und blickte in verschiedene, angstvolle Gesichter; Zweigpfote, der auf und ab ging, Tränenfeder, die sie einfach nur musterte und Aschenstern. Heideschatten hätte am liebsten gefragt, warum sie hier gelandet war, doch dann erinnerte sie sich selbst daran; wie sie auf den Schüler getroffen war. Und die Vision! Schlagartig setzte sie sich auf. Sie hatte eine Vision gehabt - doch was tat sie nun hier?
Als hätte die junge Heilerkatze ihre Gedanken gelesen, murmelte sie: »Zweigpfote hatte berichtet, dass du nach der Vision, die du angeblich hattest, dein Bewusstsein verloren hattest. Was für ein Glück, dass gleich darauf eine Patrouille eintraf, die nach Zweigpfote gesucht hatte.«
In dem Kopf der EisClan-Kriegerin schwirrte es, während sie versuchte, gelassen da zu sitzen. Sie hatte also ihr Bewusstsein verloren? Doch warum? Hatte ihr die Vision so stark zugesetzt? Als hätte Zweigpfote die selben Besorgnisse, miaute er: »Es klang nach einer sehr düsteren Vision. Heideschatten war ganz starr dort.«
Aschenstern hatte bis jetzt bloss schweigend zugehört. Dann fing der SonnenClan-Anführer an, mit dem Schweif zu peitschen. Seine eiskalten Augen wanderten nach draussen. Es war gerade Sonnenaufgang - die Patrouillen waren entweder kurz vor dem Aufbruch oder bereits unterwegs. »Heideschatten hatte eine Vision«, stellte er nun mit kalter Stimme klar, »doch warum? Sie ist keine Heilerkatze. Zudem; was, um des SternenClans willen, was hattet ihr beide beim Versammlungsort zu suchen? Das klingt für mich alles wenig glaubwürdig.«
Zweigpfote öffnete den Mund, um zu protestieren, doch Heideschatten kam ihm zuvor. Sie liess ihre Stimme genauso kalt und misstrauisch klingen, was Aschenstern scheinbar verärgerte. »Du musst mir ja gar nicht glauben. Grundsätzlich liegt es an dir - mir kann es egal sein. Doch warum sollte ich mir die Mühe machen, zu lügen?« Ihr blauer Blick glitt zu dem Schüler. »Zweigpfote hat es auch gesehen.«
Aschenstern warf ihr einen kühlen Blick zu. Nach wie vor schien er misstrauisch. Heideschatten selbst war auch unsicher - sie war nicht einmal eine Heilerkatze! - doch sie erwiderte den Blick genauso kalt, sodass sie beinahe vergass, dass sie sich in einem fremden Lager befand und sich eigentlich besser benehmen sollte.
Tränenfeder brach das eisige Schweigen mit einem sanften Miauen. »Ruh dich erstmal aus, Heideschatten. So eine Vision kann einem Kraft kosten. Zudem hast du kaum geschlafen. Ich werde Zweigpfote fragen, was er zu berichten hat. Danach frage ich dich nach deiner Sicht, in Ordnung?«
Das Miauen war so beruhigend, dass Heideschatten tatsächlich beinahe eingeschlafen war. Sie hatte wirklich wenig geschlafen. Also legte sich hin. Zuerst versuchte sie, einfach nur zu liegen, besonders, weil Aschenstern sie immer noch eindringlich musterte, doch dann gab sie auf und liess sich in den Schlaf gleiten.
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»Wie bitte?« Tropfensturm klang ehrlich besorgt. »Du warst diese Nacht weg und hattest eine Vision? Aber - wie ist das möglich? Du...« Weiter kam er nicht, da er kurz die Augen schloss und sich aufrechter hinsetzte, um etwas nachzudenken. In dieser Zeit stahl sich Heideschatten davon, an ihren gewohnten Platz am Ende des EisClan-Lagers. Sie war, nach ihrer nächtlichen Erfahrung und dem kurzen Besuch beim SonnenClan zurück hierher gekommen. Tränenfeder und Halbmondlicht hatten sie zurückbegleitet. Die Heilerkatze hatte Schneestern, ihren Zweiten Anführer Flockenfrost, Tropfensturm und Tunnelfuss eingeweiht. Halbmondlicht, die nur nebenbei Sachen aufgeschnappt hatte, war sehr interessiert gewesen. Vorerst hatte man geplant, noch nicht alle einzuweihen.
Nun sass sie da und versuchte, einen normalen Tag zu führen; herumsitzen, nachdenken, Jagen und essen. Doch Tropfensturm war wieder zu ihr gekommen und hatte sie gefragt, ob sie auch wirklich in Ordnung sei. Dabei hatte er ihr immer diesen Blick zu geworfen. Er schien nervös und besorgt und etwas schuldbewusst - verschwieg er ihr etwas? Wusste er etwas, von dem er gar nichts wissen durfte?
Jetzt war der gefleckte Kater wieder etwas entspannter und trabte wieder zu ihr. Dabei merkte er, dass Heideschatten etwas Ruhe brauchte. Trotzdem fragte er, anders als erwartet; »Willst du Beute teilen?«
Die Kriegerin hörte ihren knurrenden Magen und bejahte leise. Kurz darauf sassen die beiden Katzen schweigend nebeneinander und lauschten dem Wind des Blattfalls zu, beobachteten die tanzenden Blätter und musterten den grauen Himmel über ihnen. Die Maus, die sie assen, verschwand schnell. Auch Tropfensturm stand irgendwann auf und lief zu Silbernadel, um sich mit ihr die Zungen zu geben. Aber nicht, ohne Heideschatten nochmals einen besorgten Blick zuzuwerfen.
Sie mochte ihren alten Mentor wirklich. Doch manchmal hatte sie das Gefühl, dass er ihr dringend etwas sagen wollte. Doch was nur? Verzweifelt grub sie ihre Krallen in die weiche Erde. Sie hatte so viele Fragen, doch keine Antworten. Ihre Gedanken glitten wieder zur Vision. Wenn das Licht die Finsternis verdrängt, lautete der erste Teil. Es konnte alles mögliche bedeuten. Irgendetwas kam und verdrängte - ja, was? Wer war Licht und wer war Finsternis?
Heideschatten seufzte. So würde sie niemals weiterkommen. Und wer waren die Katzen der ewigen Macht? Sie kannte niemanden, der unermessliche Macht hatte - das müsste ihr doch bekannt sein. Und Gleichgewicht zwischen den Welten? Meinte der SternenClan damit die Clans? Gab es einen Streit?
Je mehr Heideschatten nachdachte, umso verzweifelter wurde sie. Irgendwann gab sie es auf und liess sich sinken. Sie beobachtete nur die Blätter, die zu Boden glitten, der graue Himmel über ihr und genoss die Stille, die sich über ihr legte. Sie könnte beinahe einschlafen, ja, sie wäre eingeschlafen.
Doch in diesem Moment, in dem Heideschatten die Augen schloss, fing die Erde plötzlich zu Beben an. Alle Katzen starrten geschockt umher. Im ersten Moment tat niemand etwas, doch dann passierte alles rasend schnell; Der Regen setzte wie aus dem Nichts ein. Die Erde rüttelte und rüttelte, der Himmel über ihnen zuckte.
Wie konnte so etwas in so kurzer Zeit aufkreuzen? Heideschatten sprang auf und versuchte das hier zu erklären, doch als die Erde erneut zu rütteln anfing, sprang sie zu den anderen Katzen und versuchte, so gut sie konnte, mitzuhelfen.
Dabei verliess sie nicht das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Etwas, dass noch von Grosser Bedeutung sein musste. Doch was?