9. Kapitel

18 3 1
                                    

Ein Beben riss Lichttraum aus ihren Gedanken. Blätter flatterten umher, der Graue Himmel über ihnen lieferte den Katzen Unmengen von Wasser. Der Regen war kalt und peitschte so hart wie Hagelkörner auf das bereits durchnässte Fell der grauen Kätzin. Verwirrt blickte die Katze zu den anderen, dieselbe Überraschung spiegelte sich in deren Augen wieder. 

Kurz blieben alle Still, musterten das vorgehen, beobachteten den Regen, die Blitze, wie sie den Himmel zweiteilten, dann begann das Geschrei und das herumgerenne. Aschenstern stürmte aus seinem Bau und seine eiskalten Augen fixierten den Himmel über ihm misstrauisch. Wenn sich Lichttraum nicht täuschte, fluchte er und sagte dabei mehrere Male »SternenClan«. Ein Schauer lief über den Rücken der Kriegerin, als sie im Schülerbau nachsah, ob alle draussen waren. War der SternenClan wütend? Aber warum sollte er?

Leere Nester schwammen auf einem kleinen See im Schülerbau und Federn flogen herum. Dachspfote und sein Bruder hatten das Nest also schon verlassen. Doch bevor Lichttraum erleichtert sein konnte, schreckte sie hoch und rannte dann blitzschnell zum Heilerbau. Die Kräuter würden in den Pfützen und im Matsch untergehen und wer wusste, wie stark Halbmondlicht war? Sie war vielleicht nur »in einen Dornenbusch gefallen« doch sie hatte einige Wunden gehabt. 

Rotkehlchenflügel war bereits im Bau und lief nun mit Halbmondlicht heraus, die sehr gelassen aussah und sogar leicht schnurrte. Weissdistel half Tränenfeder dabei, Kräuter zu tragen und blinzelte seiner Tochter dankbar zu, die sofort mit anpackte. Lichttraum wollte auf keinen Fall etwas der kostbaren Blätter zurücklassen. Vielleicht brachten sie den Katzen nach dem Sturm etwas. Es gab bestimmt einige Verletzte nach diesem Umwetter - vor dem Heilerbau sah sie einen kleinen Ast auf eine Katze zufliegen, die gerade noch rechtzeitig zurückwich. 

»Alle Katzen gehen auf die grosse Lichtung neben dem Lager!«, hallte die schneidende Stimme Aschensterns durch das Lager und die Katzen folgten ihm aus dem Lager heraus. Nur noch einige blieben, um nachzusehen, dass wirklich alle Baue leer waren. Hellvogel wartete nervös auf Rotkehlchenflügel, die immernoch Halbmondlicht stützte. Die Mentorin warf gleichzeitig auch noch einen Blick auf ihren Schüler Dachspfote, der sich zwei Wühlmäuse vom Frischbeutehaufen schnappte, auch wenn diese wahrscheinlich bereits bis auf die Knochen durchnässt waren.

Das Lager leerte sich und Angst fuhr durch Lichttraum, als sie sah, wie ein Ast des Baumes am Rande des Lagers brach und geradewegs auf sie, Weissdistel und Tränenfeder zusteuerte, die immer noch Kräuter zusammensuchten. Sie waren die letzten Katzen in dem Lager, nachdem auch Dachspfote weggerannt war, und starrten mit grossem Entsetzen auf das Geschehen. Der Regen liess sie alle Zittern und immer wieder schmerzten Lichttraums Ohren wegen des Donners. Der Wind peitschte und zischte, bliess Blätter in die Baue, die bereits mit kleinen Seen gefüllt waren. Leider war der Wind so stark, dass er auch einen Ast abbrechen lassen konnte. Er war nicht gross, aber gross genug, um sie zu verletzen. 

»Weg da!«, zischte eine Stimme, sodass Lichttraum aus ihrer Starre erwachte und ihren Vater und die Heilerkatze zur Seite stiess. Sie spürte kurz Schmerz an ihrer Flanke, dann sah sie zurück und erkannte den Ast, der nun halb versenkt in einer Pfütze gelandet war. Er hatte die Kriegerin nur leicht gestreift. Erleichtert, dass nichts Schlimmes passiert war, scheuchte sie die anderen Katzen weg und sprintete schliesslich selbst schnell zu den anderen Katzen. 

Komischerweise konnte sie nirgends die Katze entdecken, die zu ihr gesprochen hatte.

Irgendwann hörte der Regen auf, nur noch vereinzelte Tropfen spürte Lichttraum auf ihrem Fell

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Irgendwann hörte der Regen auf, nur noch vereinzelte Tropfen spürte Lichttraum auf ihrem Fell. Himmelblaue Farbe spiegelte sich in den übriggebliebenen Pfützen - der Himmel war nicht mehr grau und auch vereinzelte Sonnenstrahlen spähten hinter den Wolken hervor. Der Wind hatte völlig aufgehört, nur noch Äste und Blätter verrieten, dass er einst durch dieses Lager gewüstet war. 

Lichttraum überkam sofort Bitterkeit, als sie ein Eichhörnchen mit verschlammten Fell in einer Pfütze liegen sah. Wie es aussah, war der Frischbeutehaufen nun Krähenfrass. Warum tat der SternenClan ihnen das an? Beuteverschwendung war das letzte, was sie gerade gebrauchen konnten. 

Tränenfeder trat dicht neben sie. Lichttraum konnte den heissen Atem der Heilerin in ihrem Nacken spüren und sofort durchfuhr sie ein Schauer. »Wenigstens konnten wir alle Kräuter retten. Danke für deine Hilfe.«, flüsterte sie und ihre blauen Augen streiften kurz das kümmerliche Eichhörnchen. 

»Gerne«, murmelte Lichttraum zurück und schaute dann zu den Bauen. Auch diese sahen nicht mehr sehr stabil aus und in ihrem Inneren schwammen die Nester in kleinen Pfützen. »Die Kräuter sind an einem trockenen Ort. Wir werden wohl noch etwas warten müssen, bis wir wieder in trockenen Nestern schlafen können.«, erklärte die Kätzin, als hätte sie Lichttraums Gedanken gelesen.

Hellvogel und Rotkehlchenflügel fischten verzweifelt die Nester aus den Bauen, Weissdistel sprach mit besorgtem Blick auf Aschenstern ein, der mit emotionsloser Miene mit dem Schweif peitschte und Dachspfote legte seine Beute an einer trockenen Stelle ab, wobei er kurz zum schlammigen Eichhörnchen schielte. Sofort fühlte Lichttraum sich niedergeschlagen. Was war nur los? War jemand wütend auf sie? Doch nicht etwa der SternenClan?

Erschüttert lief zu einer verlassen Stelle und fegte vorsichtig ein paar Blätter zur Seite, auch wenn es nichts brachte. »SternenClan«, flehte sie flüsternd, »Hilf uns, bitte. Hilf uns aus diesem Schlamassel!« Wahrscheinlich konnten sie die Geisterkrieger nicht hören, doch trotzdem schaute sie zum Himmel und wartete auf eine Antwort. 

Und diese bekam sie tatsächlich. Auch wenn keine Katze in ihrer Nähe stand, schien jemand sie gehört zu haben. Eine unbekannte Stimme flüsterte heiser und eiskalt: »Ich denke, du bist die einzige, die euch hier rausholen kann.«


Sorry für die seltenen Updates ;-;  Hoffentlich gefällt dieses Kapitel euch trotzdem <3

Warrior Cats [Der Fluch der Sterne] Vergessene SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt