»Dachspfote, das war eine ganz dumme Idee.« Zweigpfote schüttelte abermals den Kopf. »Ganz dumm.« Doch sein Bruder zischte ihm bloß leise zu, er sollte leise sein. Zweigpfote jedoch wusste nicht, ob das etwas helfen würde. Sein Herz schlug wie verrückt, so laut, dass man es hören musste. Zudem zitterte er und schaute die ganze Zeit um sich herum, sodass er sich nicht darauf achtete, ob er auf einen Zweig oder in diese eklige schwarze Masse stand, von der es bis gerade eben noch so gewimmelt hatte. Jetzt war sie nur noch vereinzelt zu sehen.
Dachspfote schlich mit leisen Pfoten neugierig durch das Unterholz. Die beiden hatten zugesehen, wie Lichttraum die Katzen in den Wald der Finsternis gebracht hatte. Aus lauter Neugierde sind die beiden Kater an die Stelle geschlichen, an der die Katzen eingeschlafen waren. Kaum waren sie an etwas Kaltes gestoßen, hatte sie die Müdigkeit überrumpelt; die Katzen waren im finsteren Wald aufgewacht. Nun suchten die beiden nach den anderen – oder nach einem Ausgang.
Plötzlich, in dieser bedrückenden Stille, drangen Stimmen zu den beiden hinüber. Alarmiert setzte sich Zweigpfote gerader auf und unterdrückte ein verzweifeltes Aufjaulen. Die Stimmen waren nah, und sie stritten sich offensichtlich. Ein paar klangen bekannt, andere jedoch kalt und düster. Katzen des finsteren Waldes. Dann erklang ein Fauchen und gleich darauf ein Jaulen. Zweigpfote ahnte, dass sie angefangen hatten, zu kämpfen.
Zweigpfote tauschte einen Blick mit seinem Bruder. Als hätten sie sich in Gedanken abgesprochen, wurden sie langsamer und schauten sich vorsichtig um. Zwischen zwei Bäumen hindurchblickend entdeckten sie sie; mehr Katzen, als Zweigpfote erwartet hatte, befanden sich vor dem Eingang, von dem Heideschatten erzählt hatte. Jedoch war dieser gar nicht mehr von Wurzeln bedeckt, sondern leuchtete wie der Vollmond am dunklen Nachthimmel. Das Licht war weiss und grell und hätte eigentlich gereicht, einen Teil des finsteren Waldes zu beleuchten, doch es drang kaum aus dem Durchgang heraus; nach wenigen Fuchslängen herrschte wieder das gewohnte Zwielicht.
Die Katzen war zu sehr damit beschäftigt, sich anzufauchen und die Clankatzen zu vertreiben, sodass sie die beiden Schüler nicht bemerkten, die sich oben am Hang befanden und das Ganze mitbeobachteten. Zweigpfote spürte, wie sich Dachspfote neben ihm verkrampfte. Er wollte bestimmt helfen. Hoffentlich war er klug genug, einzusehen, dass er als Schüler wenig anrichten konnte. Warum waren sie überhaupt gekommen? Zweigpfote fluchte leise vor sich hin.
»Es braucht zwei Katzen, um den Durchgang zugänglich zu machen.«, miaute plötzlich eine wohlbekannte Stimme. Sie war den beiden Katern näher als die anderen Katzen, irgendwo neben ihnen. Instinktiv drückte Zweigpfote sich tiefer in die trockene Erde. »Wenn nicht, dann drei.«
Kurz war Zweigpfote überfordert. Er war hier gut versteckt, nicht zu nah an den fauchenden Katzen vor ihnen, trotzdem klopfte sein Herz wie wild. Dachspfote schien es ähnlich zu gehen. Er drehte sich um, mit verwirrter Miene, die Ohren gespitzt. »Halbmondlicht«, flüsterte er, so leise, dass Zweigpfote ihn beinahe nicht gehört hätte. Er würde trotzdem wissen, wer vorher gesprochen hatte. Er würde Halbmondlichts Stimme überall erkennen.
»Wolltest du Weißdistel auch überzeugen? Dass er dir hilft?«, fauchte eine andere Stimme. Diese hätte Zweigpfote hingegen fast nicht erkannt, da sie so brüchig und verletzt klang, wie er sie noch nie gehört hatte. Lichttraum. »Dann ist es deine Schuld, dass er starb?« Zweigpfote zuckte synchron mit Dachspfote zusammen. Lichttraums Stimme war nun mehr ein Schreien. Eine der Katzen des finsteren Waldes fuhr herum, richtete den Blick irgendwo weiter von den Schülern entfernt, die sofort die Luft anhielten, als der Blick der Katze ihr Versteck streifte.
»Du verstehst das nicht...« Halbmondlichts Stimme war ruhig, doch sie hatte einen verzweifelten Unterton, einen, der Zweigpfote noch nie bei ihr gehört hatte. So, als würde sie sich selbst von einer eigenen Lüge überzeugen wollen. Am liebsten wäre er zu ihnen gerannt und hätte gesagt, dass die anderen sie gerade brauchten. Doch dann kam schlagartig die Erinnerung zurück, als Heideschatten von der Vision berichtete. Zweigpfote versuchte den Gedanken daran zu ersticken, Halbmondlicht wäre eine Verräterin. Das war nicht möglich.
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Warrior Cats [Der Fluch der Sterne] Vergessene Schatten
FanfictionWenn sich der Himmel teilt, das Wetter verrücktspielt und plötzlich Katzen Füchse in Gedanken kontrollieren können, ist bestimmt nicht alles in Ordnung bei den Clans. Da ist sich Zweigpfote sicher. Zusammen mit der EisClan-Kriegerin Heideschatten, d...