Kapitel 1

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Die frischen Schnitte in meiner Haut brannten. Tränen liefen mir über die Wange und ich betrachtete die Wunden. Ich wollte endlich, dass es aufhört! Dass er aufhört. Das ganze ging jetzt schon seit ungefähr 5 Monaten so. Mein Vater wurde zum Psycho. Meine Mutter ist abgehauen und hat nur meine kleine Schwester mitgenommen. Ich wurde einfach hier gelassen. Bei meinem gestörten Vater.

Jeden Tag verletzte er mich aufs neue.

Meine Arme und Beine waren mit vielen Narben verziert. Die einen tief, die anderen nicht, doch die Erinnerung an jede einzelne von ihnen ließ mich schaudern.

Eben brachte mir mein Vater Essen. Oder besser gesagt eine halbe Scheibe Brot und ein Glas Wasser. Damit durfte ich dann mehrere Tage auskommen, bis ich wieder das gleiche bekam.

Meine Mutter interessiert sich nicht für mich, aber das hatte sie noch nie. Für sie war Maja, meine kleine Schwester ein Wunderkind. Und ich, ich war einfach Lea. Lea die nichts konnte, alles falsch machte und generell scheiße war. Und das bekam ich immer wieder aufs neue zu spüren.

Als meine Mutter abgehauen ist, rastete Dad komplett aus. Er schloss mich ein und fing an mich zu schlagen. Nach einiger Zeit steckte er mich dann in unseren kleinen Kellerraum, in dem früher nur Essensvorräte lagerten. Doch er hatte alles ausgeräumt. Nichts war mehr in dem Raum, nur ein Bett und ein kleiner Tisch.

Typisch für einen Keller gab es keine natürliche Lichtquelle. Eine alte, halb kaputte Lampe hing an der Decke, doch wenn sie mal leuchtete, dann flackerte sie nur kurz und ging dann wieder aus. Ich saß also 24/7 im Dunkeln im Keller und betete, dass ich irgendwann wieder raus konnte. So lange hatte ich schon kein richtiges Licht mehr gesehen, nichts richtiges mehr gegessen.

Und jeden Tag aufs neue kam mein Vater mit einem breiten Grinsen in den dunklen Raum.

Meistens war es eine scharfe Rasierklinge, mit der er meine Haut schnitt. Manchmal eine Art Peitsche, die er mit voller Wucht auf meine ohnehin schon schmerzenden Wunden schlug.

Schon wenn er in das Zimmer kam, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Sein Grinsen mache mich noch mehr fertig.

Immer wenn er sich an mir zu schaffen machte, hielt ich still, bewegte mich nicht. Immer wenn mir ein leises Wimmern entfuhr spürte ich förmlich sein immer breiter werdendes Grinsen.

Ich hasste ihn. Wie kann man seiner eigenen Tochter nur so etwas antuen?

Immer wenn er das Zimmer wieder verließ weinte ich. Ich weinte hunderte von Tränen. Tausende. Und am nächsten Tag ging das ganze wieder von vorne los.

...

Ich versuche mich vorsichtig hinzulegen, doch meine Schmerzen an Armen und Beinen von den fischen Schnitten hinderten mich daran. Mein Bettlaken war mit Blut verschmiert. Ich versuchte den Schmerz zu unterdrücken, legte mich ins Bett und versuchte eine Position zu finden, in der der Schmerz am geringsten ist, was sich als schwer herausstellte, denn die Matratze war extrem dünn und hart.

Als ich endlich einigermaßen gut lag, schloss meine Augen und versuchte ohne Albträume einzuschlafen, was natürlich nicht klappte. Wieder sah ich meinen Vater vor mir. Sein Standardgrinsen war direkt vor meinem Gesicht. Er zog langsam ein großes, blutverschmiertes Messer langsam aus meiner Brust und ...

... ich wachte verschwitzt mit Tränen in den Augen auf. Wieder einmal war es ein Traum, doch trotzdem zitterte mein ganzer Körper.

Ich wollte hier raus. Ich musste hier raus. Alles war besser als hier drin zu sein. Sogar der Tod...

Selbstmord? War es ein Ausweg? Mein Leben bedeutete mir nichts. Keinem bedeutete ich etwas.

Ich würde nicht jeden Tag aufs neue gequält. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich hatte nur ein Bett zur Verfügung und das eignete sich ziemlich schlecht.

Abhauen? Nur wie? Die Tür war immer nur auf, wenn mein Vater im Zimmer war. Er machte sie nie zu. Er wusste, dass er schneller als ich war. Allein schon, weil ich große Schmerzen hätte und das würde mich zusätzlich bremsen. Er würde mich also einholen. Und dann würde alles nur noch schlimmer. Aber hatte ich einen anderen Ausweg? Nein.

...

Tage und hunderte von Schnitten vergingen, als mein Plan endlich vollständig geplant war. Okay.. eigentlich hatte ich keinen richtigen Plan. Aber eine Wahl hatte ich auch nicht, also musste es klappen. Ich wartete darauf, dass mein Vater wieder durch die Tür kam. Ich hoffte so sehr, dass er wieder seine Klinge dabei hatte. Mit der Peitsche könnte ich meinen Plan nicht ausführen.

Endlich kam er. Wie immer grinsend sah er mich an. Die Tür war Sperrangelweit auf. Perfekt. Er setzte sich neben mich und sah lachend auf meine noch nicht verheilten Narben von den letzten Tagen. Hass verbreitete sich in meinem Körper. Ich sah ihn hasserfüllt an und er nahm meinen linken Arm in seine großen Hände. Diesmal hatte er eine größere Klinge als sonst. Es wurde immer besser.

Als er grade die Klinge ansetzte reagierte ich blitzschnell. Ich griff nach seinem Arm in der die Klinge war, hob sie hoch und rammte sie mit voller Kraft in sein Bein. Es ging alles zu schnell, als das er hätte reagieren können. Sofort drehte ich mich um und rannte die Treppen hoch. Ich hörte den Schrei meines Vaters hinter mir.

„Du kleines Misststück!"

Ohne zu stoppen rannte ich weiter. Ich schlug jede Tür zu, die mir in den Weg kam. Das würde ihn zwar nicht all zu sehr stoppen, aber wenigstens etwas.

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Soo Leute! Das hier ist also meine zweite FF. Wie findet ihr sie?:)

Ich werde sie wahrscheinlich jeden oder jeden 2. Tag uploaden, mal sehen!

Hurt (Dner FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt