Kapitel 26

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Weil so lange nichts kam, kommen heute zwei Kapitel. Hoffe es gefällt euch :) 


Felix' Sicht:

Aufgeregt stieg ich in mein Auto. Grade hatte ich mich von meinen Eltern, bei denen ich jetzt wieder mehrere Monate gelebt hatte, verabschiedet und war auf dem Weg nach Köln. Auf dem Weg zu Lea, um alles zu klären. Um sie wieder in meine Arme zu schließen. Ich vermisste sie so unglaublich doll. Die Wut, die ich nach unserem Streit im Bauch fühlte galt nicht ihr, das wusste ich jetzt. Ich war wütend auf mich selbst. Ich war wütend, dass ich sie vertrieben hatte und noch wütender, sie verletzt zu haben. Von Anfang an hatte ich mir gesagt, dass ich auf sie aufpassen würde. Sie nie von irgendwem verletzen lassen würde und jetzt auf einmal war ich der jemand, vor dem ich sie beschützen wollte. Taddl und Ardy hatten erzählt, wie sehr sie mich vermisst. Dies würde bald ein Ende haben. Denn sobald ich in Köln bin, werde ich zum Youtuberhaus fahren und sie aus ihrem Gefühlschaos erlösen. Lächeln saß ich als am Lenkrad und malte mir das ganze Wiedersehen aus.

„Ich bin jetzt sofort am Haus", erklärte ich Taddl und bog in eine Straße in der Nähe meiner Wohnung ein. Kurz bevor ich vor dem Youtuberhaus zum stehen kam, sah ich, wie Taddl und Ardy Lea mit einer Augenbinde aus dem Haus führten. Ich freute mich schon so sehr und gleichzeitig stieg meine Aufregung immer weiter an. Ich sah, wie ihre Hände leicht zitterten, ignorierte es dann aber. Ich stieg aus dem Auto aus und meine beiden Freunde winkten mir zu. Schnellen Schrittes ging ich auf die drei zu, stellte mich genau vor Lea und gab Ardy das Zeichen, die Augenbinde abzunehmen. Lächelnd stand ich vor Lea,die mich ungläubig ansah. In meinen Vorstellungen würde sie schreiend auf meinen Arm springen und mich umarmen, mir sagen wie sehr sie mich vermisst hatte. Doch so kam es nicht. Ihr Körper wurde steif, ihr Kiefer verkrampfte sich und die Hände krallten sich noch tiefer in ihre Hosentasche. Atemlos bleib sie vor mir stehen, ehe sie sich ruckartig umdrehte und wegrannte. Ich rannte nicht hinterher, das übernahm Taddl für mich. Ich blieb stocksteif auf der Stelle stehen. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Ich dachte, sie würde mich vermissen? Ich dachte, sie würde sich freuen mich wieder zu sehen und wieder die alte werden. Ihre Hemmungen wieder ablegen und wieder das taffe, schöne Mädchen von früher werden.

In der kurzen Zeit, in der ich sie gesehen hatte fiel mir aber sofort einiges auf. Sie hatte wieder abgenommen. Ihre Wannenknochen schauten wieder leicht heraus und ihre Arme und Beine sahen aus, als könnte man sie mit Leichtigkeit durchbrechen. Das zittern ihrer Hände und ihr Gesichtsausdruck ließen darauf schließen, dass Taddl und Ardy recht hatten und sie wieder in alte Verhaltensmuster verfiel. Ihre Augen waren glasig und leer, bevor sie sich mit Tränen füllten. Das altbekannte Strahlen fehlte. Ihre Haare hingen in fettigen Strähnen glatt runter, sie sind länger geworden. Sie hatte Klamotten von Taddl oder Ardy an, die ihr natürlich viel zu groß waren. Dem Aussehen dieser Anziehsachen nach zu urteilen trug sie sie nicht den ersten Tag. An ihrem Unterarm war der Pulli etwas blutig. Keine Ahnung was das war.

„Was habt ihr mit ihr gemacht?", fragte ich Ardy. Sie sah schlimm aus.

„Wir haben gar nichts gemacht. Wir haben alles versucht, ich schwöre es dir. Wir waren beim Psychologen, haben mit ihr Komödien geschaut, haben versucht sie auf andere Gedanken zu bringen, aber sie hat in den Monaten nicht ein mal Gelacht. Sie hat wieder viel geweint, hat oft gezittert und keinen an sich rangelassen. Wenn, dann Taddl aber auch nur sehr selten. Sie hat sich geweigert zu essen, wollte nichts trinken oder irgendetwas anderes machen. Tagsüber hat sie fast immer Geschlafen, in der Nacht saß sie am Fenster und hat das Treiben der Straße betrachtet. Sie hat so wenig wie möglich geduscht, wollte Taddls Klamotten nicht mehr ausziehen. Sie hat mit keinem ihrer altern Freunde geredet, außer mit mir und Taddl, aber auch wir haben fast nie eine Antwort bekommen. Und wenn, dann war ihre Stimme brüchig und heiser. Wir haben alles versucht, ehrlich.", Ardy raufte sich durch die Haare und sah mich entschuldigend an.

„Ist ok. Ruf bitte Taddl an, ob sie bei ihm ist."

Ardy nickte und zückte sofort sein Handy.

Ich drehte mich um und ging ins Haus. Meine Wohnung war unverändert. Auf dem Boden in der Küche lagen noch die Splitter von den Tellern, die ich auf den Boden geworfen hatte, den Kühlschrank wollte ich gar nicht aufmachen. Mehrere Monate alte Lebensmittel waren nicht so meins. Ich ließ alles liegen, räumte es nicht auf. Langsam ging ich die Treppe zum Wohnzimmer hoch und ließ mich aufs Sofa fallen.

Das letzte mal lag ich mit ihr hier. 

Hurt (Dner FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt