Kapitel 29

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Leas Sicht:

25.06., da war er also, der Tag, an dem ich zu Felix kommen sollte. Ich war aufgeregt, aber Taddl versuchte mich so gut wie möglich zu beruhigen. 

"Es wird schön, glaub mir", sagte er lächelnd und öffnete die Autotür um mich einsteigen zu lassen. 

"Ich will das nicht, Taddl."

"Warum?"

"Ich bin nicht so weit."

"Tu es für Felix, er hat sich so große Mühe gegeben."

"Ich bin für ihn doch eh nur ein Soziales Projekt. Das verletzte, gestörte Mädchen, das er aufgenommen hat. Und was ein Zufall, jetzt tut er auch noch so, als würde er mich lieben. Ich will nicht verarscht werden. Ich nerve ihn doch eh nur noch, was will er denn bitte?"

"Er liebt dich, Lea. Ich kenn ihn jetzt schon lange und er hatte schon mehrere Freundinnen, aber nie so eine tolle wie dich und er bemüht sich echt es wieder gut zu machen, glaub mir er meint es 100% ernst."

Ich blieb still, konzentrierte mich auf die Straße. Ich merkte erst, als Taddl meine Hand nahm, wie sehr ich zitterte. Mein Atem ging schnell und ich hatte ein komisches Gefühl im Magen. Kurz vor dem Dom stiegen wir aus und liefen den Rest. 

"Ich habe Angst", flüsterte ich Taddl zu, der nur lächelte und mich fest an sich drückte, bevor er mich losließ und zusammen mit mir auf die Domplatte ging. 

Ich hätte erwartet, dass Felix dort steht und mit mir redet, aber dort war niemand. Und wir waren schon zu spät. Verwirrt und eingeschüchtert stand ich also da, drehte mich im Kreis und suchte nach Felix. Immer mehr Leute kamen auf die Domplatte, was die Suche sichtlich erschwerte. Vielleicht hatte er mich wieder nur verascht. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt.

 Mir fiel auf, dass Taddl fehlte. Als ob er mich jetzt hier auch noch allein ließ. Die Domplatte war innerhalb von Minuten voller Menschen, aber es waren fast nur Teenager. Ich stand ganz am Rand, weswegen ich einen relativ guten Überblick hatte. Felix entdeckte ich trotzdem nicht. Als ich grade gehen wollte, hörte ich, wie mein Name gerufen wurde. Ich drehte mich um und sah, wie Taddl auf mich zu kam. Er hatte ein Shirt mit der Aufschrift "Es tut mir leid" an. Verwirrt starrte ich ihn an. 

"Das ist für dich", sagte er und zeigte auf die Menschenmenge, die sich in mehreren Reihen aufgestellt hatte. Plötzlich ertönte laute Musik und alle fingen an zu tanzen. 

"Was wird das?", fragte ich Taddl. 

"Ein Flashmob."

Die Menge tanzte immer noch und ich war komplett verwirrt. Ich dachte Felix kommt und jetzt auf einmal steht hier ne Menge von Teenies die mir was vortanzt. Alle lächelten mich an und zogen gleichzeitig ihre Jacken aus. Zum Vorschein kamen die gleichen "Es tut mir leid"- Shirts wie das von Taddl.  Die Menge teilte sich und ein paar einzelne Leute kamen nach vorne. Sie stellte sich in eine Reihe auf und sahen mich an. Ihre T-Shirts sahen anders aus, die hatten einen anderen Aufdruck. 

Lea-es tut mir-unendlich leid-bitte verzeih mir-ich liebe dich-ich will dich-nicht verlieren

Tränen stiegen in meine Augen. Das hatte er alles wegen mir gemacht? Meinte er es wirklich ernst? 

"Bitte verzeih ihm!", rief die komplette Menge und klatschte. Dann deuteten sie auf ein Auto, in das ich anscheinend steigen sollte. Alle lachten und machten mir Mut. Zitternd mit kleinen Schritten ging ich auf das Auto zu und stieg ein. Auf dem Sitz lagen 6 rote Rosen. Ein Zettel lag daneben. 

6 Rosen für die 6 wundervollen Monate die ich mit dir hatte

Der Fahrer lächelte mich durch den Rückspiegel an und fuhr los. Durch die Scheibe sah ich, wie die Menschenmenge jubelte und lachte. Es war ein schönes Gefühl, trotzdem war ich immer noch verwirrt. Wo fuhren wir nur hin? Ich sah, dass wir immer weiter von Köln wegfuhren. Es war kurz nach 8. Es wurde zwar noch nicht dunkel, aber es dämmerte schon. An einem kleinen Wäldchen hielten wir an. Wo zu Hölle waren wir bitte? So langsam bekam ich Angst. Der Fahrer kam zu meiner Tür und öffnete sie lächelnd. 

"Da lang, Lea", sagte er sanft und zeigte in Richtung Wald. 

Langsam ging ich immer weiter in den Wald, bis ich zu einer Spur von Rosenblättern kam. Ich folgte ihr und sah das kleine Häuschen, welches Felix mir früher mal gezeigt hatte. Ich wollte immer wieder mit ihm hier hin und nun war ich hier. Überall standen Kerzen, ein kleiner Tisch war gedeckt. Alles war einfach nur perfekt, außer, dass keine Spur von Felix war. 

"Felix?", rief ich mit brüchiger, leiser Stimme. 

Und dann kam er. Langsam öffnete er die Tür des Häuschens und sah mich an. Ich wusste, dass er ein extrem schlechtes Gewissen hatte. Und ich wusste, dass er es ernst meinte, das sah man einfach. 

"Es tut mir so unendlich leid. Ich hab den Brief geschrieben, hab meine Fans gebeten mir zu helfen, was sie auch getan haben. Dieser Flashmob war von mir für dich. Das alles hier ist für dich.", er deutete auf das Haus und die Umgebung. "Ich wollte dir einfach nur beweisen, dass ich es ernst meine. Ich liebe dich und das sage ich nicht, um dich zu veraschen. Aber wenn du mir nicht verzeihst, ist das in Ordnung. Ich werde dich zu nichts zwingen. Der Fahrer steht noch da, wenn du gehen willst."

"Ich will nicht gehen" 

Und ich ging nicht. Ohne noch mehr zu sagen lief ich auf ihn zu und umarmte ihn. Er legte seine Arme um mich und seinen Kopf auf meinen. Dort standen wir eine weile eng umschlungen. Als wir uns lösten sah er mich an. 

"Also verzeihst du mir?"

"Ja. Aber ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung.", meine Stimme war immer noch brüchig und leise.

"Kein Problem, Hauptsache ich habe dich wieder."

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Der Abend war so unglaublich schön. Wir aßen und sprachen uns aus. Ich werde wieder bei ihm einziehen, aber wir wollen es ruhig angehen lassen. Er wird mir die Zeit geben, die ich brauche. Und er hat gemerkt, wie es mir geht. Er meint, dass er jetzt mein persönlicher Psychologe wird. Diesen Gedanken finde ich gar nicht mal so schlecht. Aber ich habe sofort gemerkt, wie wohl ich mich neben ihm gefühlt habe. Auch die Nacht in dem Häuschen neben ihm war schön, genau wie früher hat er mich im Arm gehalten. 

Und seit Monaten habe ich wieder gelächelt. Und das wegen ihm.  



Hurt (Dner FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt