Kapitel 15

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Felix' Sicht:

„Man, ich bin irgendwie noch so müde!", sagte Lea und zur Untermalung gähnte sie noch herzhaft.

„Leg dich doch nochmal kurz hin oder so"

„Gute Idee!" mit diesen Worten stand sie vom Tisch auf und ging nach oben um sich hinzulegen.

Ich blieb noch kurz sitzen, dann ging ich runter zu Taddl und Ardy, denn die beiden wollten noch irgendwas mit mir bereden.

„Yo Felix, komm rein!"

Wie immer sah ihre Wohnung aus, als würde der 3. Weltkrieg dort stattfinden und es war wie ein kleiner Hürdenlauf, um überhaupt mal zum Sofa zu kommen, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit.

Nachdem ich den Hürdenlauf hinter mich gebracht hatte, ließ ich mich auf deren Sofa fallen und steckte meine Beine aus.

Wir führten ein Gespräch über belanglose Dinge, aber es war trotzdem schön, mal wieder etwas mit ihnen zu machen. In der letzten Zeit kam das immer weniger vor, weil die beiden mit Marley 24/7 im Studio waren und ich oft in Berlin, bei Coketv. Aber da beides im Moment so gut wie abgeschlossen war, verbrachten wir wieder mehr Zeit zusammen.

„Shit, Leute ich glaub' ich muss mal wieder nach oben, Lea wacht gleich bestimmt wieder auf."

„Yo, ich komme noch mit, muss eh noch zu Simon."

Taddl kam also mit bis vor meine Wohnungstür, doch als ich grade reingehen wollte, hielt er mich zurück.

„Felix, denkst du, dass das mit dieser Lea so gut ist?"

„Warum sollte es schlecht sein?"

„Du kennst sie nicht. Du weißt nichts über sie und lässt sie bei dir wohnen. Was willst du damit erreichen? Sie ist gestört und bestimmt unberechenbar."

Ich blieb still, musste über die Worte meines Freundes nachdenken.

Plötzlich riss jemand die Tür auf. Schluchzend rannte Lea an uns vorbei, die Treppen runter und aus dem Haus.

„Fuck man hat sie das gehört?"

„Wenn ja, dann hast du jetzt ganz schön Scheiße gebaut!"

Ich rannte ihr hinterher. So schnell war sie ja zum Glück nicht. Immer wieder rief ich ihren Namen, der durch das Treppenhaus hallte.

Als ich draußen angekommen war musste ich mich entscheiden. Rechts oder Links? Ich schaute mich schnell um und sah dann, wie Lea in Richtung Stadtzentrum lief.

„Lea! Warte doch, was hast du denn vor?"

Natürlich machte sie keinerlei Anstalten, stehen zu bleiben, also lief ich ihr hinterher. Sie war schneller als ich dachte, trotzdem holte ich sie relativ schnell ein. Ich griff an ihre Schulter, um sie umzudrehen, aber sie riss sich los und wollte weiter laufen. Ich griff noch im letzten Moment nach ihrer Hand und hielt sie fest, sodass sie nicht weiter laufen konnte.

„Lea jetzt warte doch mal! Bitte rede doch mit mir!"

Über ihr Gesicht liefen tausende von Tränen.

„Was bin ich für dich? Ein soziales Projekt? Willst du das veröffentlichen und klarstellen, wie sozial und gut du denn bist? Wie konnte ich nur so blöd sein und denken, dass dir etwas an mir liegt und du mich deshalb aufgenommen hast. Aber naja ist ja auch egal. Veröffentlich ruhig, dass der ach so tolle Dner ne gehörte aufgenommen hat. Soll ich noch schnell meine Wunden in die Kamera halten, damit es noch deutlicher ist?", sie schrie, doch durch das Laufen war sie außer Atem, ihre Lunge rasselte und ihre Stimme brach immer wieder ab. Schluchzend sah sie mich an.

„Lea nein! Du hast das alles falsch verstanden! Taddl weiß doch gar nicht was abgeht. Natürlich liegt mir etwas an dir! Du bist mir in kurzer Zeit mega wichtig geworden! Ich denke nicht, dass du gestört bist und ich will auf keinen Fall, dass du deine Wunden zeigen musst, weil ich weiß, dass es schwer für dich ist. Man Lea, du hast das alles falsch verstanden! Ich...", weiter kam ich nicht, denn sie unterbrach mich wieder.

„Ich habe dir vertraut, Felix! Du warst meine einziger Freund, hast alle meine Narben gesehen. Ich habe dir meine ganze Geschichte erzählt! Weißt du eigentlich wie schwer das für mich war? Und weißt du, was du mir grade für Schmerzen zufügst? Nicht körperlich, aber geistig. Weißt du, wie weh das tut? WEIßT DU DAS? Nein. Und das wirst du auch nie wissen. Aber weißt du was? Das wünsche ich dir auch nicht! Man ich bin so dumm, dir vertraut zu haben! Lass mich los! Lass mich in Ruhe und schreib deine Geschichte über den Samariter Felix weiter! Vielleicht bekommst du dann ja noch ein paar Millionen Abbonenten, so nett wie du ja bist!"

Sie versuchte sich loszureißen, doch ich verstärkte meinen Griff. Ihre Tränen schienen unendlich. Ihre Augen waren geschwollen und in ihnen spiegelte sich die unendliche Trauer von Lea wieder.

„Lea bitte. Lass es mich erklären. Ich ... Ich ... Oh man alter warum bau ich immer so ne scheiße? Bitte hör mir zu! Bitte."

„Weißt du was Felix? Ich werde gar nichts tun! Du kannst mich mal, ganz im Ernst! Ich will nicht noch mehr enttäuscht werden. Ach ja stimmt, das geht ja nicht mehr! Lass mich jetzt endlich in Ruhe!", wieder versuchte sie sich loszureißen und ich lockerte meinen Griff. Sie lief los und schluchzte immer noch. Bittere, dicke Tränen liefen über meine Wange. Warum mache ich immer so eine Scheiße?

„Lea, bitte!"

Hurt (Dner FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt