Chapter 04

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"Mommy-y-y, Simon hat die letzte Tomate aufgegessen. Die wollte ich", quengelte Mellie beim Abendessen. Simon blies die Backen auf und war sich keiner Schuld bewusst.

"Ach Mellie, es war doch nur eine Tomate", versuchte James sie zu beruhigen.

"Aber die wollte ich essen. Simon hat das extra gemacht", quengelte unsere Tochter weiter.

"Das weißt du doch gar nicht, vielleicht wollte er einfach auch die letzte Tomate essen. Was hältst du davon, wenn ich euch nach dem Essen das Märchen weiter erzähle?", versuchte ich das Thema zu wechseln.

"Jaaa", freuten sich beide Kinder.

"Darf ich auch zuhören?", fragte James und ich schaute ihn verblüfft an.

"Wenn du willst", grinste ich.

"Ich bin fertig, ich geh meinen Schlafanzug anziehen und Zähne putzen", sagte Simon und flitzte ins Bad, Mellie hinterher. James und ich waren gerade fertig mit Tisch abräumen, als die Kinder zurückkamen und ihre Geschichte wollten. Also folgten wir unseren Kleinen ins Kinderzimmer und setzten uns auf die Stühlen zwischen den Betten und ich fing an zu erzählen.


Anna ließ die Anzugmänner ins Haus und führte sie ins Wohnzimmer. Dort warteten schon Mercedes, Hattie und Joffrey. Anna lief schnell in die Küche und holte ein Tablett mit Sektgläsern, diese verteilte sie dann an ihre Stieffamilie und die Gäste. Der Typ vom Strand starrte sie die ganze Zeit ungläubig an, was Anna ziemlich unangenehm war. Sie war froh, als sie wieder gehen konnte.

Fünf Minuten später war Anna dabei, den Backofen zu reinigen, da rief Mercedes nach dem Wein. Anna seufzte und nahm den Wein aus dem Kühlschrank, dann lief sie ins Esszimmer, wo die anderen sich inzwischen um den Tisch versammelt hatten und schenkte den Erwachsenen Wein ein. Sie wollte wieder zurück in die Küche gehen, aber sie sah nicht, dass der eine versnobte Anzugmann mit seinem Stuhl den Teppich ein Stück hochgeklappt hat und so stolperte Anna über die Falte im Teppich und wäre gestürzt, wenn der Strandtyp, der daneben saß, sie nicht aufgefangen hätte. Dummerweise war die Öffnung der Weinkaraffe so groß, dass ein ziemlich großer Schluck heraus schwappte und wie sollte es anders sein, einen schönen roten Fleck auf dem weißen Langflor Teppich bildete. Anna wollte am liebsten im Boden versinken, aber leider wurde ihr der Gefallen nicht getan. Im Gegenteil.

"Anna, warum zur Hölle bist du so ein Trampel? Mach das sofort sauber", brüllte Mercedes. Mit hochrotem Kopf holte Anna eine Wurzelbürste und Putzmittel und machte sich an die nahezu unmögliche Aufgabe, den Fleck zu beseitigen. Die Herrschaften nahmen ihre Gespräche wieder auf und auch Joffrey und Hattie beteiligten sich angeregt, wobei Hattie eigentlich immer nur mit dem Strandtypen reden wollte, dieser ihr aber nicht ein einziges mal antwortete.

Anna schrubbte und schrubbte, aber der Fleck ging nicht raus.

"Hör auf damit, das ist ja grausam! Du wirst morgen einfach ins Möbelhaus gehen und einen neuen Teppich kaufen", bestimmte Mercedes, und es war klar, dass Anna den Teppich von ihrem Geld bezahlen müsste. Wütend aber ohne ein Wort zu sagen ging Anna aus dem Raum. 'Mercedes sollte sich den Rest des Abend nicht mehr auf sie verlassen, sie würde gehen!', beschloss Anna und stürmte in ihre Hütte, wo Filou brav auf sie wartete. Anna packte ihre wichtigsten Sachen und die paar Wechselklamotten, die sie besaß in ihren Rucksack, schnappte sich die Hundeleine und wollte gerade verschwinden, da erblickte sie den Jungen vom Strand im Garten, er lief auf sie zu.

"Was hast du vor?", fragte er.

"Ich gehe, ich lasse mir das nicht länger bieten, ich bin wütend und ich würde dir raten, mir aus dem Weg zu gehen", sagte Anna mehr oder weniger bestimmt, sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie wusste nicht, warum und sie wollte nicht weinen, schon gar nicht vor dem Jungen, er würde sie ja doch nur auslachen, also biss sie sich auf die Zunge und versuchte, die Tränen wegzublinzeln.

Prince Charming isn't real, is he?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt