Chapter 21

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Nach dem Abendessen boten wir den Kindern an, noch ein bisschen Fern zu sehen, normalerweise hätten sie dieses Angebot nie ausgeschlagen, doch heute wollten sie sofort ins Bett gehen. Ich konnte mir schon denken wieso. Jedenfalls lagen unsere Zwerge keine Viertelstunde später in Schlafanzug und mit geputzten Zähnen im Bett und warteten darauf, dass wir zum'Gute-Nacht-Sagen' kamen.

"Mommy, Daddy, kommt ihr noch?",quengelte Mellie.

"Gleich", antwortete James und zusammen gingen wir zu unseren Kindern.

"Seid ihr krank oder warum seid ihr schon im Bett?", spielte James den Unwissenden.

"Naja, also vielleicht könnteMommy ja noch weiter erzählen? Anna soll nicht ins Internat!"

"Na gut, Simon", gab ich nach und überlegte kurz, wie die Geschichte weiter ging.

Die Fahrt über schwieg Zac, was Anna, der die Tränen in Bächen über die Wangen rannen, ihm hoch anrechnete.

Schließlich kamen sie bei Zac an und Anna fragte sich, warum zum Teufel sie ihn überhaupt angerufen hatte. Wegen ihm steckte sie doch erst in dem ganzen Schlamassel! Aber was noch schlimmer war, was, wenn Zacs Eltern da waren? Die konnten sie doch genau so wenig leiden wie die Stiefmonster. 'Anna, du bist lächerlich!' ermahnte sie sich selbst.

"Mach dir keine Sorgen, meine Eltern sind eh nicht da", beruhigte Zac Anna, die ihn daraufhin dankbar anschaute. Die Stimmung zwischen ihnen, war verständlicherweise komisch und ein bisschen angespannt.
Anna öffnete die hintere Tür um Filou von der Rückbank zu lassen.

"Ist das überhaupt okay? Mit Filou?", fragte sie vorsichtig, schließlich wollte sie keinen Dreck im Haus machen.

"Natürlich. Ob das jetzt irgendso ein Handtaschenköter ist, oder Filou, da ist mir Filou noch deutlich lieber."

"Okay."

Das Haus, in dem Zac wohnte, war noch um einiges größer, als das der Johnsons. Der Eingang wurde außen von weißen hohen Säulen geschmückt und an der Tür hing einer dieser klobigen goldenen Löwenkopf-Türklopfer. Zac kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche, wobei auch sicher ein Bediensteter hinter der Tür stand und nur darauf wartete, dass jemand klopfte. Anna kannte das Gefühl leider, da die Stiefmonster nur allzu gerne klingelten um ihr noch mehr Arbeit zu verschaffen.

"Du kannst auch gerne draußen stehen bleiben, aber ich würde mich freuen, wenn du mit reinkommst", holte Zac Anna aus ihren Gedanken.

"Ups, sorry", antwortete Anna verpeilt und betrat die große Eingangshalle. Der Boden war wie ein Schachbrett gefliest und an der Wand gegenüber der Haustür, über den Türen die wahrscheinlich zu irgendwelchen Wohnräumen führten, hing ein riesiger Spiegel. Obwohl Anna sich nur kurz musterte, konnte sie ihre vom Weinen verquollenen, roten Augen und die zerzausten Haare erkennen. Sie sah schrecklich aus, doch Zac schien das offenbar nicht zu stören.

"Mein Zimmer ist oben. Oder willst du noch eine Hausführung?"

"Nein, alles gut", lächelte Anna. Immerhin war sie ja schon einmal hier gewesen. Bei der Strandparty, als sie Zac ihre ganze private Geschichte erzählt hatte. Die Erinnerung an die Party war alles andere als wundervoll.

Oben schaute Anna sich neugierig um,schließlich hatte sie damals nur die Eingangshalle, die Veranda und die Gästetoilette zu Gesicht bekommen. Zacs Zimmer war groß (wie auch sonst), hatte einen eigenen Balkon und war in zwei Bereiche unterteilt, einmal den Schlafbereich, in dem ein riesiges Bett stand, in dem man sich bestimmt verirren konnte, und den 'Wohnbereich'.Dieser bestand aus einer grauen Couch, einem kleinen Tisch mit Glasplatte, auf dem sich allerlei Zeitschriften und Ladekabel ansammelten, natürlich einem Flatscreen, sowie Spielekonsole und ein grauer Teppich. Außerdem gingen noch zwei Holztüren vom Zimmer ab. Hinter der einen war vermutlich ein Bad und hinter der anderen war was-auch-immer.

Prince Charming isn't real, is he?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt