Chapter 23

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"Also ich weiß ja nicht, was du ihnen gestern erzählt hast, aber sie schienen nicht glücklich darüber, was Anna gemacht hat",meinte James am nächsten Morgen zu mir, nachdem er die Kinder geweckt hatte. Dies machte sie wahrscheinlich noch unzufriedener, da es das letzte Wochenende der Ferien war, aber weil danach die Schule wieder beginnen würde, konnten sie nicht mehr bis in die Puppen schlafen.

"Es tut mir ja leid, aber so geht die Geschichte nun mal", antwortete ich schulterzuckend.

Kurz darauf saßen wir beim Frühstück zusammen und die Fragen nach der Geschichte gingen erneut los. Da ich ja eine liebe Mom war, ließ ich mich weich klopfen, bis wir es uns eine halbe Stunde später wieder auf dem Balkon bequem gemacht hatten und ich anfing zu erzählen:


In dem Moment, als Anna die Einfahrt der Villa ihres Vaters betrat, kam Mercedes wie eine Furie heraus geschossen. Sie fuchtelte wütend in der Luft herum, als würde sie Anna am liebsten in tausend Stücke teilen, doch Anna lief unbeeindruckt um das Haus herum in den Garten zu ihrer Hütte.Mercedes folgte ihr, ebenso wie Filou, und blieb in Türrahmen der windschiefen Hütte stehen.

"Ich hoffe, du bist zur Vernunft gekommen und nimmst mein letztes Angebot an, auf dieses Internat zugehen. Ansonsten kann ich leider nichts mehr für dich tun",spielte sie den barmherzigen Samariter, doch Anna war sicher, dass es Mercedes nur recht gewesen wäre, wenn sie nicht wieder gekommen wäre. Aber diese Genugtuung gönnte Anna ihrer Stiefmutter nicht,wenn sie schon über sie bestimmen konnte.

"Ich nehme das mal als 'Ja'. Da du dich nicht an meine Regeln gehalten hast, kann ich sie ja nun auch brechen. Dein Vater und ich wollten dich zum Halbjahr die Schule wechseln lassen, doch ich bin mit ihm übereingekommen, dass du schon heute Abend dorthin fahren wirst. Dein Zug geht nach dem Abendessen,sodass du noch knapp vier Stunden Zeit hast, deine paar Sachen zusammen zu suchen, das Essen vorzubereiten und wenn du es nicht lassen kannst, dich von deinem merkwürdigen Freund zu verabschieden.Und am besten liest du dir noch diese Broschüre durch, damit du nicht komplett uninformiert über die Schule bist."

Bevor Anna sich über ungeplante Änderung ärgern konnte, nickte sie und machte sich daran, ihren Koffer, der seine besten Jahre sichtlich hinter sich hatte, zupacken. Vielleicht war es besser, wenn sie nicht mehr so lange Zeit hatte, sich über die Sache Gedanken zu machen. Stattdessen dachte sie darüber nach, wie sie sich von Phil verabschieden sollte und vor allem, was sie mit Filou anstellen sollte, denn Hunde waren, wie ihr ein Blick in die Broschüre bestätigte, nicht erlaubt.

Der Einzige, dem sie ihren geliebten Hund anvertrauen würde, war Phil, doch sie hatte Angst, dass dessen Aufmerksamkeit wieder irgendwann abgelenkt werden könnte und ihr Hund wäre dann über alle Berge. Das würde Anna nicht verkraften,aber sie dachte, dass es einen Versuch wert sei. Außerdem müsste sie eh mit Phil reden, denn im Streit wollte sie nicht davonfahren.

Anna brauchte nicht lange, bis sie ihre Sachen gepackt hatte, und so machte sie sich bedrückt auf den Weg zu ihrem besten Freund, der große Hund immer an ihrer Seite, als würde er spüren, dass gewaltige Veränderungen auf sie zukamen.


"Anna, was ist passiert? Komm rein!", öffnete Phils Mutter Caroline ihr wenig später die Tür.

"Danke. Ist Phil da?", fragte sie, woraufhin Caroline nickte und in Richtung Garten zeigte.

Phil saß auf der Terrasse und schraubte an irgendeinem dreckigen Metallkonstrukt herum.

"Hey."

"Oh Anna, ich wusste nicht, dass du kommst. Was ist denn passiert? Hast du geweint?", fragte er und stand hastig auf, um sie zu umarmen, überlegte es sich dann aber doch anders, weil er immer noch der Böse war, der nicht aufgepasst hatte. Anna fiel erst jetzt auf, dass ihre Wangen ganz nass waren und ihr Gesicht von Tränen klebte, wahrscheinlich hatte sie den ganzen Weg zu Phil still und leise geweint.

Prince Charming isn't real, is he?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt