Chapter 15

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Es war schon später Nachmittag, James war mit den Kinder im Park spielen gegangen, damit ich noch etwas Zeit hatte, mich fertig zu machen für heute Abend. James hatte uns Karten fürs Theater besorgt, ich hatte mich riesig gefreut. Dad wird später kommen um auf meine Zwerge auf zu passen. Extra für diesen Abend hatte ich heute Mittag noch ein schönes lilafarbenes Kleid gekauft. Jetzt stand ich gerade vor dem Spiegel im Bad und föhnte mir meine Haare trocken.

"Mommy, wir sind wieder da", rief meine kleine Maus.

"Mom, wo bist du?", fragte Simon.

"Ich bin im Bad, Schatz", rief ich zurück. Nachdem ich meine Haare trocken hatte, lief ich zu meiner Familie ins Wohnzimmer. Es war schon dunkel draußen und mein Vater hätte längst da sein sollen.

"Erzählst du uns endlich, wie es mit Anna weitergeht?", fragte Simon.

"Ich mach mich noch kurz fertig, dann können wir darüber reden!" Er lächelte mich an, es war ein verschmitztes Lächeln.

"Kannst du nicht neben her weiter erzählen?", fragte mich Mellie.

"Ja bitte Mommy, dann kannst du viel mehr erzählen", flehte Simon. James gab mir eine Kuss und lief dann ins Bad, um duschen zu gehen. Meine Kinder schauten mich mit einem herzzerreißenden Hundeblick an, dem ich nicht widerstehen konnte und so ließ ich mich mal wieder breit klopfen.


Sie waren seit einigen Wochen wieder Zuhause. Anna war Zac den restlichen Urlaub über aus dem Weg gegangen, auch wenn es mehr ungewollt gewesen war. Hattie und er führten eine Art on/off Beziehung, was für sie so viel hieß wie, er zeigte kein Interesse an ihr. Irgendwie gefiel das Anna nicht, denn seit dem Kuss hatte sich irgendwas in ihrem Inneren geändert. Sie verspürte einen Stich, jedes Mal, wenn sie Hattie mit Zac sah. Was fand er nur an hier? Gut sie passten eigentlich super zusammen, die Versnobte und der Arsch.

Eigentlich machte sie sich nichts aus dem Privatleben von Hattie, schließlich war sie nur gezwungen mit ihr zusammen zu leben, ein Glück waren sie nicht blutsverwandt. Sicher hätte Anna sonst auch das 'ich bin eine Prinzessin, Syndrom'.

Die Ferien waren viel zu schnell vorüber und das Ballkomitee plante wie verrückt den alljährlichen Schulball, zu dem sie wie üblich von Phil gefragt wurde, ob sie mit ihm dorthin gehen will, aber bis jetzt hatte sie sich immer davor gedrückt, oder ihr war am Schluss etwas dazwischen gekommen. Hattie legte hingegen sehr viel Wert auf den Ball, sie kaufte ihr Kleid meist schon an dem Tag, an dem das Motto bekannt geben wurde. Wenn man so genauer darüber nachdachte, hatte Hattie schon ein bedauernswertes Leben. Sie hatte zwar Geld und Klamotten, war in der Schule auch nicht gerade unbeliebt, aber was ihr fehlte war einfach der Verstand, um zu verstehen, dass so ein Ball nichts weiter war, als eine besser geplante Tanzveranstaltung, nicht mehr und nicht weniger. Doch wie Phil Anna jährlich berichtete, war Hattie immer Ballkönigin geworden. Was nicht schwer war, da außer ihr, keiner so ein teures Kleid trug. Anna nahm an, dass sie auch dieses Jahr die begehrte Trophäe gewinnen würde, vielleicht schenkte ihr das Trost, wenn Hattie auch ohne Begleitung auf den Ball ging.

Anna saß im Schulaufenthaltsraum, der wie üblich nach Kaffee roch. Sie hatte ihren Kopf in das Lehrbuch gesteckt, doch eigentlich beobachtete sie die beiden Turteltauben, die ihr am Tisch gegenüber saßen. Laut ihrer Auffassung konnte Zac entweder ein Charmebolzen sein oder einfach nur ein arroganter, selbstverliebter, reicher Schnösel. Eigentlich hatte Anna es in den letzten Tagen vermeiden wollen, auf Zac zu treffen, doch immer wenn sie mit Filou am Meer spazieren ging, war er auch da mit seinem Kumpels. Jedes mal wenn sie ihn dann erblickt hatte, blieb sie kurz stehen, verharrte an seinem Anblick, drehte sich dann aber schnell um und lief schließlich in die andere Richtung davon. Doch manchmal kam es ihr so vor, als würde er sie verfolgen. Denn kaum hatte sie sich einen Platz zum Lernen gesucht, schwang die Tür erneut auf und er trat mit seiner neuen Flamme in den Raum. Leider musste man befürchten, dass nicht genug Platz für deren beider Ego in einem Raum war.

So beobachtete Anna also Zac. Er verteilte im zehn-Sekunden-Takt, Küsse auf Hatties Hals, knabberte an ihrem Ohrläppchen und spielte mit dem Knopf ihrer Bluse. Allein von diesem Anblick wurde ihr schlecht. Doch als er nach etlichen Minuten des Geschlabbers etwas sagte, blieb Anna fast das Herz stehen. Zac lud Hattie auf den Ball ein und aus irgendeinem Grund gefiel das Anna gar nicht. Irgendwo tief in ihrem Innern, hatte sie sich vielleicht die Hoffnung gemacht, sie könnte sein Date werden, sie würde mit ihm zum ersten Mal auf einen Ball gehen, sie würde ihren zweiten Kuss erhalten. Doch wie üblich hatte sie sich falsche Hoffnungen gemacht. Offensichtlich hatte Zac sie gesehen, denn für einen kurzen Augenblick schaute er sie an. Den Blick in seinen Augen konnte Anna nicht deuten, machte er ihr etwa Vorwürfe oder sollte das einer seiner 'Was hast du erwartet'-Blicke sein.

Nach diesem Geschehen hätte sie gute Lust gehabt, einfach ihre Sachen zu packen, auf zu springen und sich einen ungestörteren Ort suchen, doch erstens war sie zuerst da und zweites hatte sie Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, wenn sie aufstand.

Was war den bloß mit ihr los? Dieser Kuss vor einigen Wochen hatte nichts zu bedeuten gehabt, es war nur eine Folge eines schwachen Momentes. Also warum spielten ihre Gefühle nun eine Symphonie des Chaos?

Mit einem dumpfen Geräusch nahm jemand neben ihr Platz. Leicht drehte sie ihren Kopf zur Seite, aus Angst die falsche Person neben sich zu erblicken. Doch sie hatte Glück, es war Phil.

"Na, wann gehen wir dir ein Kostüm kaufen?", fragte er sie. Anna schüttelte nur den Kopf.

"Nein, dieses Jahr nicht, dieses Jahr drückst du dich nicht um den alljährlichen Schulball. Wir haben so ein tolles Motto und ein Schulball gehört einfach zum Erwachsen werden dazu. Komm schon Honey, sei meine Begleitung, ich will auch nicht immer alleine auftauchen müssen", flehte er sie förmlich an. Doch sie blieb hart. Was sollte sie denn dort, außer das frischgekrönte Ballkönigspaar zu bestaunen, sie sah es schon förmlich vor ihrem inneren Auge.

"Phil ich will wirklich nicht. Außerdem bin ich mir sicher, dass mir Mercedes eine Menge Aufgaben geben wird, jetzt da mein Dad wieder auf Geschäftsreise ist", sagte sie und blätterte weiter in ihrem Buch.

"Mann, hat mich je interessiert, was diese 'schön' operierte Gans gesagt hat? Ich glaube nicht!. Mensch Anna, mach doch einmal in deinem Leben etwas für dich."

"Ich mach andauernd etwas für mich. Indem ich arbeite, bekomme ich Geld und kann mir etwas zu Essen kaufen. Siehst du, ich bin total selbstsüchtig", sagte sie und klappte ihr Buch zu.

"Ich kann nicht auf diesen Ball, es tut mir Leid", sagte sie schließlich und verließ dann den Raum ohne ein weiteres Wort zu Phil.

Der Raum war einfach zu klein gewesen für Zac, Hattie und sie. Anna hatte fast das Gefühl ihr bliebe der Atem weg. Während dem Gespräch mit Phil hatte sie kein einziges mal ihren Blick, von den beiden abgewendet. Was sie sah, war einfach nicht für die Öffentlichkeit gemacht. Zac reichte es offensichtlich nicht bei ihnen zu Hause, Hattie ständig die Zunge in den Hals zu stecken, jetzt machte er es auch noch in der Schule, vor den Augen jedes Einzelnen. So etwas war widerwärtig, denn manche Dinge sollte man privat lassen und nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.


"Nein Mommy", protestierte Simon. Aber ich hatte keine andere Wahl, da es an der Tür geklingelt hatte. Mein Vater war endlich da und somit war die Zeit für James und mich gekommen, unseren gemeinsamen Abend zu genießen.

"Grandpa!", hüpfte Mellie auf ihn zu und er fing sie auf.

"Ich freue mich auch, dich zu sehen, Süße."

"Hallo Dad, danke dass du heute auf die beiden aufpasst. Fühl dich wie zu Hause, du weißt wo alles steht, bedien dich ruhig!", sagte ich zu ihm. Ich hörte wie James zu uns stieß.

"Bist du soweit fertig, Schatz? Wir müssen dann los", legte er mir einen Arm um die Hüfte.

"Ja ich bin fertig", sagte ich.

"Aber Mommy, du kannst doch nicht an dieser Stelle aufhören zu erzählen!", protestierte Simon. Er war heute wirklich quengelig.

"Ich erzähle euch morgen weiter, versprochen!" Zwar protestierte er noch ein bisschen, doch als mein Vater vorschlug mit ihnen zu puzzeln, war die Geschichte schnell vergessen. So machten sich also mein Mann und ich uns auf den Weg ins Theater.

Prince Charming isn't real, is he?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt